Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)
wie eine Krähe unter herrlichen Papageien.
Eine alte Frau in einem schwarzen Kleid wankte schwer auf einen Stock gestützt an ihrer Sänfte vorbei. Lizzies Blick fiel auf die Füße der Frau, und sie runzelte die Stirn. Die Proportionen stimmten nicht. Im Verhältnis zum Körper waren die Füße viel zu klein. Cai folgte ihrem Blick.
„Man hat ihr die Füße eingebunden, als sie noch klein war, um sie in diese Form und Größe zu zwingen“, erklärte er Lizzie. „Man nennt das Lotosfüße.“
Lizzie schluckte.
„Das kann doch niemand schön finden, oder?“
„Die Mandschu lehnen die gebundenen Füße ab. Es ist eine Mode der Han-Chinesen.“
Herausfordernd musterte sie Cai. „Gefällt es dir etwa?“
„Nein“, entgegnete er bestimmt. „Ich mag es, wie sich die europäischen und Mandschu-Frauen bewegen. Graziös und selbstsicher. Diese entstellten Fußklumpen beeindrucken mich nicht im Geringsten.“
Lizzie war erleichtert, wobei sie aber nicht zu sagen vermochte, ob es daran lag, dass die Lotosfüße an Misshandlung grenzten oder weil sie normal gewachsene Füße besaß.
„Wohnt diese Mai-Ling hier irgendwo?“
„Es ist nicht mehr weit. Mai-Lings Haus ist am Rand dieses Bezirks, nicht allzu weit von meinem eigenen Anwesen und den Häusern der yi .“ Entschuldigend sah er Lizzie an. „Den Briten.“
Lizzie warf einen erneuten Blick nach draußen. Nach über acht Jahren würde sie ihren Zwillingsburder bald wieder in die Arme schließen können. Mit ihm lachen und plaudern. Ihr Blick fiel auf Cai. Nach ihrer Ankunft in Jakes Heim wäre alles anders. Vielleicht würde man ihr den Kontakt zu Cai verbieten. Eine grausame Vorstellung. Sie brauchte Zeit, Zeit, mit Cai. Unbeeinflusst von Jake und der hiesigen britischen Konklave.
Cai beugte sich vor und schloss die Vorhänge. Sofort legte sich Dämmerung über Lizzie und Cai.
Sie schenkte ihm ihre Aufmerksamkeit und sah sein Gesicht ihrem ganz nah gegenüber. Er hob ihr Kinn mit Zeige- und Mittelfinger an und senkte seine seidenweichen Lippen auf die ihren. Behutsam streichelte er ihre Lippen mit den seinen, ehe er sanften Druck ausübte. Seine Zungenspitze berührte ihre Oberlippe, kitzelte sie mit Bedacht. Seine Zunge drang gemächlich in ihren Mund ein. Betörend langsam suchte er ihre Zungenspitze, stupste sie an, um sich ihr sofort wieder zu entziehen.
Lizzie stöhnte. Sinnliche Schauer rieselten über ihre Haut. Sie hob ihre Hände, wollte Cai umarmen, doch er ergriff ihre Hände, ohne seine Lippen von den ihren zu lösen. Er drückte ihre Arme nach unten, hielt sie auf die Kissen gepresst und ließ seine Zunge um ihre kreisen. Die Mischung aus intimem Kuss und körperlicher Ferne erfüllte Lizzie mit heißem Verlangen. Sie fühlte die Hitze zwischen ihren Beinen, spürte, wie ihre Schamlippen pochten und ein Kribbeln ihren Venushügel überzog. Lizzie beugte sich vor, um wenigstens jeden Millimeter seiner Lippen, seiner Zunge genießen zu können.
Sie schloss ihre Augen. Die Welt um sie herum versank hinter lustvollen Schleiern. Es existierte nichts außer ihrer Lust, Cai und dem intensiven Kuss, den sie austauschten. Er schmeckte nach Minze und pfeffriger Schärfe. Sein Duftwasser, eine Komposition aus Hölzern, exotischen Gewürzen und Zitrone, umschmeichelte ihre Nase. Sie ließ ihre Empfindungen, den Geruch auf sich wirken, sog jede Nuance auf, wollte den Augenblick in ihr Gedächtnis einbrennen.
Als fühlte Cai ihre Sehnsucht und die Wehmut, die in ihr aufsteigen wollte, zog er sie zu sich herüber und presste ihren Körper eng an sich. Ihre Brüste drängten an seinen Oberkörper, seine Hand lag auf ihrem Po, und der energische Griff ließ sie aufstöhnen und doch nach mehr verlangen. Cais Lippen wanderten ihren Mundwinkel hinab auf den Kiefernknochen und weiter zu ihrem Ohr. Sacht knabberte er an ihrem Ohrläppchen. „Wenn du wüsstest, wie sehr ich mich danach verzehre, eins mit dir zu sein!“, flüsterte Cai an ihrem Ohr. Sein Mund suchte ihre Halsschlagader, und er ließ seine Zungenspitze darübergleiten.
Lizzie stöhnte, doch Cai löste sich von ihr. Viel zu abrupt, wie sie fand.
„Wir sind am Ziel!“
Lizzie richtete sich erschrocken auf. Sie ordnete ihre Kleider, soweit es möglich war, und strich sich sorgfältig über die Frisur.
Cai zog die Seidenschleier beiseite. Die Sänfte stoppte, schwankte, während sie abgesetzt wurde, und Lizzie krallte sich in den Kissen fest. Sie befanden sich vor einem eleganten
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