Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)
kleinen Haus, zu dessen linker und rechter Seite sich jeweils eine schmale Gasse befand. Cai kletterte aus der Sänfte und reichte Lizzie seine Hand. Kaum stand Lizzie sicher auf dem Boden, da wurde der Tragestuhl hochgehoben, und die Träger hasteten mitten ins Menschengewühl hinein.
Cai hakte ihren Arm bei sich unter, und ehe er die Stufen zum Eingang hinaufschritt, ließ er Lizzie Zeit, alles zu betrachten. Durch die offenen Fenster wehten zarte Stoffe. Aus dem Innern drangen die fremdartigen Klänge eines Saiteninstruments. Die Musik brach ab, und man hörte einen freudigen Ausruf. Die Eingangstür schlug auf, und eine atemberaubend schöne Asiatin lief heraus. Sie rannte die Stufen hinab und flog in Cais Arme.
Die Frau überschüttete ihn mit einem Schwall melodiöser Worte. Cai pflückte sie von seinem Körper und schob sie von sich.
„Mai-Ling, das ist Lizzie Reardon. Sie wird eine Weile dein Gast sein.“
Erst jetzt schenkte Mai-Ling Lizzie Beachtung. Stirnrunzelnd musterte sie Lizzie aus unglaublich grünen Augen. Sie lächelte, doch dieser Geste haftete etwas Missbilligendes an.
„ Nihao , Lizzie Reardon.“ Mai-Ling verbeugte sich höflich. „Mein Name ist Zheng Mai-Ling.“ Sie sprach langsam und akzentuiert. Ihr Englisch war gut, doch lange nicht so perfekt wie das Cais.
Lizzie verneigte sich auf dieselbe Weise. Sie überlegte, ob es nicht besser sei, sofort zu ihrem Bruder zu gehen. Sie warf Cai einen Blick zu, doch der fixierte Mai-Ling. Er lächelte sie an, auf eine liebevolle, bestimmende Art, die in Lizzie Eifersucht weckte. Cai redete auf Chinesisch auf Mai-Ling ein, worauf diese ihren Blick zwischen Cai und Lizzie hin und her wandern ließ.
Sie lachte und nickte.
Dann wandte sie sich an Lizzie: „Sei willkommen in meinem bescheidenen Heim!“
Sie machte eine auffordernde Geste und ging voraus. Cai legte seine Hand auf Lizzies Rücken und stieg hinter ihr die Stufen hinauf.
Neugierig ließ Lizzie ihren Blick schweifen. Die Wände zeigten asiatische Landschaften und fliegende Fabelwesen mit riesigen Augen. Die Paravents, die den Raum teilten, stellten Menschen in verschiedenen Situationen dar. Die Möbel waren aus dunklem, gelackten Holz, teils mit goldenen Intarsien bemalt, teils mit Perlmutteinlegearbeiten veredelt. Auf den Stühlen um den schwarz glänzenden Tisch lagen rote Zierdeckchen mit goldfarbenen Quasten.
Mai-Ling bat ihre Besucher, Platz zu nehmen und ging zu einer Kommode, auf der ein kleiner Gong lag, den sie anschlug. Sie setzte sich, und im selben Moment kam eine kleine, faltige Chinesin herein. Sie verbeugte sich und bekam einen Auftrag von ihrer Herrin. In fast atemberaubender Schnelligkeit kehrte sie mit einem Tablett zurück, auf dem eine Teekanne und mehrere Tassen standen. Die Dienerin stellte alles auf den Tisch, und Mai-Ling schenkte ihnen allen Tee ein. Sie ließ sich nieder und musterte Lizzie und Cai.
„Du wirkst erschöpft, Chiao-Ho Cai. War die Überfahrt anstrengend?“ Sie schaffte es, ihrer Stimme einen solch mitfühlenden Ton zu verleihen, dass Lizzie ihr am liebsten an die Gurgel gegangen wäre.
Lizzie erschrak vor sich selbst. Wie konnte sie nur so irrational reagieren? Sie wusste doch gar nicht, in welchem Verhältnis Mai-Ling und Cai standen. Vielleicht waren die beiden verlobt? Mai-Ling war eine wunderschöne Frau. Ebenmäßige Haut, mandelförmige Augen, grün wie wertvolle Jade, und hohe Wangenknochen. Die Lippen voll und geschwungen, und was das schmal geschnittene Kleid von ihrer Figur verriet, musste auch diese einfach perfekt sein.
Lizzie seufzte gedankenverloren, und sofort zog sie die Aufmerksamkeit Cais und Mai-Lings auf sich.
„Alles in Ordnung, Lizzie?“
Lizzie zwang sich zu einem unbeschwerten Lächeln.
„Aber ja.“
Cai neigte den Kopf. „Auch du musst erschöpft sein.“
Sein Blick ging ihr durch und durch, und mit einem Mal wünschte sie sich nichts sehnlicher, als mit ihm in ihrer Kajüte an Bord der Tea Princess zu sein.
„Wie gedankenlos von mir“, rief Mai-Ling aus und klatschte in die Hände, woraufhin die Dienerin wie ein Schatten in den Raum glitt. Mai-Ling wechselte ein paar Worte mit der Frau und wandte sich an Lizzie. „Wo ist dein Gepäck, Lizzie Reardon?“
„Es ist unterwegs, doch Lizzies Garderobe ist mager“, sagte Cai.
„Ich werde das Nötige veranlassen. Noch heute Abend wird meine Schneiderin, Madame Cui, herkommen.“ Mai-Ling wandte sich erneut an ihre Dienerin.
Lizzies Gesicht glühte vor
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