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Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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Wolldecke legt er sich um dich.
    Hier auf den Hügeln von Victorias Peak
    ist er leicht und zart wie Spinnweben …“
    Lizzie nach dem Einzug in das neue Haus in Hongkong
     
    Lizzie erwachte, als sich die Tür öffnete und leichte Schritte durch den Raum huschten. Die Vorhänge wurden aufgezogen und sie gab sich einen Moment lang der Illusion hin, zu Hause in ihrem üppigen Schlafzimmer zu sein. Schwere lag auf ihrer Brust, und Wehmut legte sich über ihre Seele. Der Eindruck schwand, und sie erinnerte sich, dass sie sich in Schanghai befand. Im Haus einer Freundin Cais. Heute Morgen käme er wieder, und Vorfreude erfüllte Lizzie.
    Sie schlug die Augen auf und sah mitten in das Gesicht der älteren Chinesin, die ihr als Sí Hong-Yu vorgestellt worden war. Die Chinesin lachte freundlich und entblößte dabei ein paar schwarze Zahnlücken. Sie plauderte fröhlich auf Lizzie ein. Verschlafen setzte Lizzie sich auf und starrte die gutgelaunte Frau an, die unbeirrt auf sie einredete.
    „Tut mir leid, Sí Hong-Yu! Ich verstehe dich nicht?“ Hilflos hob sie die Arme.
    Die Chinesin nickte, zog Lizzie am Ärmel und deutete auf einen kleinen Teewagen, auf dem eine Teekanne und eine Tasse standen. Die Dienerin erklärte ihr gestenreich, dass sie Lizzie Tee ans Bett brächte, wenn sie wollte.
    Lizzie bejahte lächelnd. Wenn sie länger in China blieb, käme sie nicht umhin, Chinesisch zu lernen. Dankend nahm sie die Teeschale entgegen. Das Porzellan war leicht und zerbrechlich wie Eierschalen und beinahe so durchscheinend, dass sie den Tee durch das Material sehen konnte. Sie zog den blumigen Duft ein und trank vorsichtig.
    „Guten Morgen, Lizzie Reardon!“ Mai-Ling betrat den Raum, ohne auf Lizzies Aufforderung zu warten.
    „Guten Morgen!“
    Mai-Ling verscheuchte Sí Hong-Yu mit einer Handbewegung. „Nun, meine Liebe, hast du gut geschlafen?“ Sie verfiel in unterschiedliche Tonlagen, wohl jene, die die Frage in Chinesisch verlangt hätte. Das war das Einzige, was ihr Bonnet über das Chinesische erklärt hatte: ein Wort, vier Tonlagen, vier Bedeutungen.
    Lizzie musterte Mai-Lings Kleid. Es war himmelblau und mit bunten Vögeln bestickt. Der Schnitt war derselbe, den sie an den meisten anderen Chinesinnen gesehen hatte. Mai-Lings Füße steckten in weich aussehenden Pantoffeln.
    „Madame Cui hat dir das erste Kleid gebracht.“ Mai-Ling drehte sich um und winkte ein junges Mädchen herein. Die junge Dienstbotin fiel vor Lizzie auf die Knie und berührte mit der Stirn den Boden, während sie die Kleider hoch über ihren Kopf hielt. Neugierig starrte Lizzie auf das Kleiderquadrat. Obenauf lagen rote Satinpantoffeln, passend zu dem Kleid.
    Zum ersten Mal wirkte Mai-Lings Lächeln offen und ehrlich auf Lizzie. Sie nahm ihr die Tasse ab, und Lizzie schwang ihre Beine aus dem Bett. Als Lizzie das Kleiderpaket aufschnürte, verschwand das Mädchen lautlos aus dem Schlafgemach. Lizzie schüttelte das Kleid aus, ein Qipao , wie ihr Mai-Ling und Madame Cui erklärt hatten, und betrachtete den Stoff im Sonnenlicht. Die orangerote Seide schimmerte je nach Lichteinfall dunkelorange oder rot. Die Kanten waren schwarz umsäumt, und auf der Brust war eine Blüte aufgestickt.
    „Es ist wunderschön!“
    Mai-Ling lächelte.
    „Nichts Besonderes, nur eine bescheidene Geste von Cai.“ Sie legte ihren Kopf schief. „Ich lasse dir Wasser zum Waschen bringen, dann kannst du das Kleid anprobieren. Sei sorgfältig mit der Reinigung, Cai kommt bald.“ Damit verließ Mai-Ling den Raum.
    Lizzie sah ihr blinzelnd hinterher. Unsicher, ob Mai-Ling einfach nur dahergeplappert hatte oder ob sie mit ihrem Hinweis auf gewissenhafte Körperpflege eine versteckte Beleidigung loswerden wollte.
     
    Später stand Lizzie vor dem Spiegel und bewunderte sich fasziniert. Sí Hong-Yu war wieder aufgetaucht und hatte sie frisiert. Nun trug Lizzie ihr Haar hochgesteckt und mit Perlmuttkämmen verziert. Mit ihrer grazilen Figur und dem chinesischen Kleid kam sie sich fast wie eine Chinesin vor. Sie lachte. Im Menschenauflauf fiele sie gewiss kaum als Europäerin auf.
    Die Dienerin plapperte fröhlich und nickte. Lizzie lächelte sie an, auch wenn sie nicht wusste, was die Frau vor sich hinplauderte.
    „ Láiba “, sagte die Chinesin schließlich mehrmals. Sie nahm erneut Gesten zu Hilfe, um Lizzie zu zeigen, dass sie hinuntergehen sollte. „ Láiba , Chiao-Ho Cai.“
    Sie wiederholte Cais Namen ein paarmal, bis Lizzie verstand, dass Cai erschienen

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