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Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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Kopfbewegung.
    Lizzie nickte und verließ hinter ihm das Haus. Am Fuß der Treppen warteten Sänftenträger. Ein Schemel stand vor dem Tragestuhl, der es ihr erleichterte einzusteigen. Cai setzte sich ihr gegenüber und nahm ihre Hand.
    „Ich bin neugierig, wie es dir gefallen wird. Der Kaiser Daoguang hat Zuneigung zu europäischer Musik gefasst, doch das Volk bevorzugt nach wie vor die traditionellen Darbietungen.“
    „Werde ich denn begreifen, worum es geht?“
    „Die Pekingoper führt meist Mythen und Legenden auf. Und vermutlich umfasst die Vorführung eine Sammlung unterschiedlicher Werke.“
     
    Die Sänftenträger hielten an einem Gebäude, an dem zahlreiche Laternen hingen, die den Platz und das Haus erhellten. Lizzie kletterte an Cais Arm aus der Sänfte und folgte ihm mit gesenktem Blick, bemüht, nicht die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    „Keine Sorge“, flüsterte Cai. „Es ist kein Schwerverbrechen, diese Aufführung zu besuchen.“
    „Und warum flüsterst du dann?“, fragte Lizzie.
    „Gut gekontert, meine Éméi. “
    Lizzie schmunzelte über das Lob und ging hinter Cai in einen einfachen Saal, in dem die erhöhte Tribüne das ausgefallenste Einrichtungsstück war.
    Cai deutete schweigend auf die Galerie, da sie von etlichen Menschen umgeben waren. Der Lärm war ohrenbetäubend. Lizzie war überwältigt. Einige Chinesen spien ungeniert auf den Boden, andere aßen mitgebrachte Speisen. Die Körpergerüche mischten sich mit Rußgestank und Essensdünsten. Gelegentlich war die Luft von etwas Appetitlichem durchdrungen, das viel zu schnell verflog.
    Cai zog sie zur Treppe und führte sie nach oben. Dort setzten sie sich auf bereitstehende Stühle. Neugierig rückte Lizzie ihren Stuhl zurecht und starrte auf die Bühne. Als die Darsteller erschienen, herrschte sofort Ruhe im Saal. Einige Sängerinnen waren auffällig und kunstvoll geschminkt. Sie trugen Roben mit überdimensionalen Wasserfallärmeln, und ihr buntes Auftreten stand in krassem Gegensatz zu den ungeschminkten und fast nüchtern gekleideten Männern. Die Musikinstrumente klangen ebenso fremd wie faszinierend.
    Lizzie blickte wie gebannt auf die Bühne, obwohl sie kein Wort verstand. Alles wirkte exotisch, ungewohnt und doch fesselnd. Als das Stück endete, war Lizzie traurig.
    „Hat es dir gefallen?“
    Zum ersten Mal erinnerte sie sich, dass Cai neben ihr saß. Sie sah ihn an und fühlte erst jetzt die Tränen auf ihren Wangen.
    „Gefallen ist gar kein Ausdruck. Ich könnte ewig zuhören.“
    Cai lachte und rückte näher an sie heran, vielleicht, damit niemand hörte, dass er englisch mit ihr sprach.
    „Möglicherweise fließt chinesisches oder mandschurisches Blut in deinen Adern.“
    Sie lächelte.
    „Bestimmt nicht! Die Reardons zeichneten sich allesamt durch fürchterlichen Snobismus aus, soweit ich weiß.“
     
     

Kapitel 7
     
    „… wie konntest Du uns das nur antun, Elizabeth Jane Reardon!
    Dein Vater hat Deinetwegen fast einen Herzanfall bekommen.
    Meine Tochter, eine Abenteurerin, die lieber bei den Heiden haust …“
    Viscountess Elinor Reardon
     
    Cai ließ sich in dem Tragestuhl durch den britischen Distrikt tragen. Hier war es bedeutend ruhiger und leerer als in den chinesischen Teilen Schanghais. Die Häuser erwiesen sich als neuere Bauten, meist im europäischen Stil. Zu anderen Zeiten hätte Cai mehr Aufmerksamkeit auf die Architektur verwendet, doch an diesem Tag interessierte er sich nur für eine ganz bestimmte Adresse.
    In den Tiefen seiner Robe steckte Lizzies Brief an ihren Bruder. Natürlich beabsichtigte er nicht, die Nachricht abzugeben, doch er wollte sehen, wie Jake Reardon lebte. Vielleicht hoffte er auch, dass sich herausstellen würde, Jake wäre ein schlechter Mensch. Jemand, vor dem Cai Lizzie schützen musste.
    Die Träger näherten sich der angegebenen Anschrift. Cai wies sie an, langsamer zu laufen, und warf einen Blick auf ein Rasenstück. Keine fünf Meter vom Zaun entfernt saß ein dunkelhaariger Mann  im Gras, in der Hand ein Buch, aus dem er vorlas.
    Die Hecke, die den Garten des Anwesens umgab, besaß nur eine schmale Lücke, so befahl Cai den Kulis anzuhalten, um die Szene genauer zu beobachten.
    Ein kleines Mädchen mit roten Locken lag mit ihrem Kopf auf den Knien des Mannes und nuckelte an seinem Daumen. Ein Kloß stieg in Cais Kehle auf. Die zärtliche Miene des Mannes sprach Bände. Seine Augen waren vom gleichen Blau wie Lizzies, und er hatte goldene Sommersprossen auf

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