Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)
und vornüber kippte. Hinter dem Dicklippigen war Bonnet aufgetaucht. Er riss dem Chinesen den Kopf hoch, setzte eine Machete an und schnitt ihm die Kehle in einem Zug durch. Der Chinese hatte nicht einmal die Zeit, zu schreien. Eine Blutfontäne spritzte aus den Schlagadern und landete als roter Sprühregen auf Lizzies Haut. Der dritte Mann rannte panisch davon. Bonnet wollte ihm hinterher.
„Lass ihn, er hat seine Lektion gelernt.“ Cai klang müde. „Wir haben Wichtigeres zu erledigen.“
Lizzie rollte sich auf dem Boden zusammen, unfähig, auch nur die Hand zu heben, um den Knebel herauszuziehen. Cai übernahm das für sie. Er hatte sich so nah über sie gebeugt, dass sie sein Duftwasser roch: Kräuter und Sandelholz und Sonne. Er hob sie auf seine Arme, als wäre sie ein kleines Kind, und trug sie aus dem Gebäude. Lizzie schmiegte sich an ihn, fühlte sich geborgen und sicher und konnte doch nicht aufhören zu zittern. Der Horror der letzten Minuten lähmte ihre Gedanken und ließ sie die Kontrolle über ihre Gliedmaßen verlieren. Cai neigte seinen Kopf, sodass seine Schläfe an ihrer Stirn ruhte.
„Entspann dich, Éméi ! Du bist in Sicherheit!“
Cai trug Lizzie die Hutong hinunter.
Hätte Bonnet sie nicht verfolgt und einen Kuli zu ihm geschickt, als er merkte, in welche Gegend sich Lizzie verirrte, diese Kerle hätten Lizzie das Schlimmste angetan! Er mochte nicht daran denken, was geschehen wäre, wäre er nicht rechtzeitig vor Ort gewesen.
Lizzie kuschelte sich vertrauensvoll an ihn, zitterte aber so stark, dass ihre Zähne klapperten. Sie erreichten die Hauptstraße, und Bonnet lief davon, um eine Sänfte zu besorgen. Cai und Lizzie ernteten neugierige Blicke, doch Cais prächtige Robe hielt die Vorübergehenden von Nachfragen ab.
Bonnet kehrte zurück, im Schlepptau eine der weniger vornehmen Sänften. Cai stieg ein und machte Anstalten, seine Umarmung von Lizzie zu lösen. Doch sie klammerte sich fast schmerzhaft fest an ihn.
„Lass mich nicht los!“ Sie konnte sich kaum artikulieren vor Zittern. „Halt mich fest, Cai!“
Er setzte sich und zog sie auf seinen Schoß, vergrub seine Nase in ihrem Haar. Der eklig süße Gestank nach Opium hing in ihrem Haar. Bestimmt würde sie baden wollen. Nach diesem Erlebnis würde sich jeder die Erinnerung samt Schmutz und Geruch vom Körper waschen wollen. Cai gab Bonnet entsprechende Anweisungen und lehnte sich zurück.
Lizzies Körper in seinen Armen zu halten, erfüllte ihn mit Erleichterung. Als Bonnet ihn über Lizzies Aufenthaltsort informiert hatte, war er bereit gewesen, sich mit dem gesamten Bezirk anzulegen. Er hätte sein Leben gegeben, um Lizzie zu befreien und in Sicherheit zu wissen. Er sog durch den Opiumdunst Lizzies Geruch auf, genoss das seidige Haar in seinem Gesicht, ihren grazilen Körper an dem seinen und beruhigte sich. Alles war gut, Lizzie war wieder bei ihm. Er konnte sie nicht länger mit List und Tücke davon abhalten, zu ihrem Bruder zu gehen. Er musste sie ziehen lassen, das wurde ihm klar. Auch wenn das bedeutete, sie nie wieder zu sehen. Sie in der Ferne zu wissen, war immer noch besser, als durch den Tod von ihr getrennt zu sein. Obwohl er wusste, dass es für ihn nur ein kleiner Unterschied sein würde.
Sie erreichten Mai-Lings Anwesen. Bonnet stand bereits auf der Terrasse und erwartete Lizzie und Cai.
„Ich ließ eine Wanne in Lizzies Gemach aufstellen.“
„Vielen Dank, Bonnet!“
Der zwergenhafte Koch starrte auf Lizzie.
„Ihr geht’s nicht gut, was?“ In seinen Augen blitzte Verzweiflung auf.
„Sie steht noch unter Schock“, erklärte Cai beruhigend. „Es ist nicht deine Schuld, Bonnet!“
„Wenn es so einfach wäre!“
Cai drückte Lizzie fester an sich und fühlte, wie sie der enge Körperkontakt entspannte.
„Böse Menschen verüben Untaten, und die Guten fühlen sich verantwortlich“, meinte Cai. „Das ist nicht richtig! Kein Huhn gibt sich die Schuld, wenn es geschlachtet wird.“
Bonnet zuckte mit den Schultern. „Lizzie erholt sich doch wieder?“
„Sie ist stark“, sagte Cai.
Er betrat das Haus und wurde von Mai-Ling empfangen. Die Chinesin stürzte entsetzt herbei, als sie Lizzies derangiertes Aussehen erkannte.
„Man hat sie doch nicht etwa …“
„Nein“, fiel Cai ihr ins Wort. Er wollte nicht einmal daran denken.
Mai-Ling trat einen Schritt zurück. „Soll ich einen Arzt rufen?“
Cai schüttelte den Kopf. „Morgen, wenn sich ihr Zustand nicht
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