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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Kriegsbeute. Der dänische König sendet sie Euch als Zeichen seiner Anerkennung für … nun ja, für die Entsendung Eurer Truppen. Die er dann aber nicht brauchte, er …«
    Zwischen Heinrichs Augen erschien eine steile Falte. »Mit anderen Worten, er will mich mit ein paar Almosen abspeisen, statt mir meinen rechtmäßigen Anteil an der Kriegsbeute zukommen zu lassen?«, fragte er.
    Seine Stimme klang schneidend. Magnus schien darunter kleiner zu werden. Amra tat er fast leid. Es war sicher nicht einfach, sich diesem Mann zu widersetzen.
    »Aber lasst sehen. Es müssen ja wahrhaft erlesene Geschenke sein, wenn Herr Waldemar meint, sie wögen einen Feldzug auf.«
    Der Diener hatte inzwischen die Truhe geöffnet. Heinrich lachte, als er des Inhalts ansichtig wurde. Stoffe, Geschmeide …
    »Es … es sollen auch Hochzeitsgeschenke sein«, Magnus rang nach passenden Worten. »Seide und Schmuck für … für Eure Gattin …«
    Heinrichs Lachen wurde lauter. »Mathilde kam mit drei Schiffen aus England«, prahlte er. »Voll geladen mit Gut und Gold, eine Mitgift, wie sie kaum eine andere Königstochter je erhalten hat. Sie braucht Waldemars kümmerliche zwei Ballen Seide ebenso wenig wie das bisschen goldenen Tand hier!« Er wies auf den prächtigen Kopfputz aus Gold und Silber, die schweren Ketten und die zierlichen Armreifen, die zu Waldemars Gabe gehörten. »Und was ist das da?« Herzog Heinrich nickte in Richtung der Frauen. »Sind sie …«
    Er verstummte, als die Sonne sich jetzt vor das geöffnete Fenster seiner Kemenate schob und ihr Licht auf Amras zierliche Gestalt warf. Amra versuchte zu lächeln, aber es geriet nicht wirklich strahlend.
    »Der König von Dänemark sendet Euch eine der ranischen Geiseln«, erklärte Magnus. »Eine … eine Verwandte König Tetzlavs. Sie ist schön und hochgebildet, sie spricht Französisch, kann lesen und schreiben, ein bisschen Latein … er … er schickt sie der Herzogin als Kammerfrau. Er hofft, sie könnte dazu beitragen, dass Eure Gattin rascher heimisch wird in deutschen Landen.«
    Herzog Heinrich lachte wieder, doch es klang weniger spöttisch. In die Wut auf Waldemar mischte sich deutlich ein erstes Interesse an seinem Geschenk.
    »Schön ausgedrückt«, höhnte er. »Die Herzogin hat übrigens ihr eigenes Gefolge mitgebracht, wahrscheinlich braucht sie keine Kammerfrau.«
    Magnus biss sich auf die Lippen. »Der … der König ist guten Mutes, dass sich dann … dass sich schon eine adäquate Verwendung für die junge Frau finden lässt«, sagte er leise.
    Amra vergaß, dass sie ihn eben noch bedauert hatte. Sie blitzte ihn wütend an.
    Heinrich musterte die junge Frau nun ausdauernder. Was er sah, gefiel ihm erkennbar. Amra ihrerseits senkte die Augen. Sie schämte sich.
    »Nun gut«, sagte der Herzog schließlich. »Als ranische Prinzessin hat sie zweifellos ein Anrecht darauf, in den Hofstaat meiner Gemahlin aufgenommen zu werden. Mathilde wird entzückt sein.« Es klang geschäftsmäßig, nicht so, als glaube Heinrich es wirklich. »Ist sie getauft?«
    Magnus erstarrte. Daran hatte niemand gedacht. »Ich … ich glaube nicht«, murmelte er.
    Heinrich sah ihn strafend an und ließ seine tadelnden Blicke auch gleich über Amra und Mariana schweifen. Die Edelfrau schien ihm jetzt erst aufzufallen.
    »Wer ist das?«
    Mariana knickste. »Mariana von Arkona, Herr«, sagte sie mit klingender Stimme. »Mein Gatte stand im Rang eines Grafen. Ich wurde mitgeschickt, um der … Prinzessin aufzuwarten.« Sie warf Amra einen leicht spöttischen Seitenblick zu.
    »Eine Kammerfrau für die Kammerfrau, ja?«, fragte Heinrich grinsend. »Der König hat an alles gedacht … Gut, wir müssen hier langsam zu einem Ende kommen, die Glocken rufen bereits zum Hochamt.«
    Amra war zusammengefahren, als dicht hinter dem Fenster die Glocken des Doms zu läuten begannen. Dabei fiel ihr das Glöckchen ein, das die Fischer von Vitt zum Heringsfang rief und der Tag, als Magnus … Ihre Augen streiften den jungen Mann, der wohl den gleichen Gefühlen nachhing. Einen Herzschlag lang verloren sie sich in der gemeinsamen Erinnerung, bevor Amra sich wieder an ihren Zorn auf ihn erinnerte.
    »Die beiden können sich ins Gefolge der Braut einreihen – festlich gekleidet sind sie ja schon. Aber sie müssen getauft werden, seht zu, dass Ihr rasch jemanden findet, der sich darum kümmert, Herr Magnus.«
    Der Herzog runzelte wieder die Stirn und wandte sich dann an Amra. »Du willst doch getauft

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