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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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werden?«
    Amra war verdutzt ob der vertrauten Anrede. Aber es war zweifellos nicht in ihrem Sinne, die Frage zu verneinen.
    »Es wäre mir eine große Freude«, antwortete sie in korrektem Deutsch und knickste artig.
    Der Herzog nickte wohlgefällig. »Der Bischof kann sie auch gleich vor der Hochzeit taufen«, meinte er dann lächelnd. Der Einfall schien ihm zu gefallen. »Das ist ein schöner Auftakt für die Feier, wir führen Gott die Seelen zweier Heidenfrauen zu und danken ihm damit für die Befreiung der Insel Rujana von der Herrschaft der Gottlosen. Findet einen Kaplan, der sie vorbereitet. Ihr folgt mir mit Euren Rittern. Also seht zu, dass Ihr in Eure Rüstung kommt. Mit Herrn Waldemar werde ich mich später auseinandersetzen. Seine Hochzeitsgeschenke nehme ich dankend entgegen, doch über die Beute aus dem Ranenfeldzug wird noch zu reden sein!«

Kapitel 4

    A mra wusste nicht, wie ihr geschah, als Magnus sie und Mariana jetzt rasch aus dem Palast des Bischofs hinausführte und vor dem Dom einem schwarz gekleideten Christenpriester übergab. Sie wusste bereits, dass sich die unteren Chargen dieser Priesterschaft meist dunkel gewandeten, während die Bischöfe und anderen Würdenträger an Prachtentfaltung durchaus Adel und Ritterschaft nahekamen.
    Während Magnus sich entschuldigte, führte der Mann die beiden Frauen in einen Raum, der wohl ihrer Vorbereitung auf die Kirchenrituale diente. Dort hieß er sie, sich niederzusetzen, und begann, ihnen zu erklären, was bei der Taufe auf sie zukäme. Amra verstand nicht, was er mit der Erbsünde und der Auferstehung in Christi meinte, aber sie merkte sich den Ablauf der Zeremonie. Gefährlich schien es nicht zu sein, im Gegenteil, Mariana schien sich sogar darauf zu freuen, erneut in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen zu werden.
    Schließlich wartete der Priester mit den beiden Frauen vor den Toren des Doms auf den Bischof und die Eskorten des Herzogs sowie der englischen Prinzessin.
    Auch am ranischen Hof hatte es festliche Einzüge des Königs in die Burg und Prozessionen zu Ehren der Götter gegeben. Die Fischer und Bauern hatten immer über die Pracht gestaunt. Was Amra und Mariana hier jedoch zu sehen bekamen, stellte alles in den Schatten, was sie sich an König Tetzlavs Hof auch nur hatten vorstellen können.
    Der Domplatz hatte sich schon vor dem Einzug des Brautpaares mit Schaulustigen und Gästen gefüllt. Der Adel, aber auch die Kaufmannschaft des Bistums Minden trug die edelsten Kleider und den kostbarsten Kopfschmuck zur Schau, die Schwerter der Ritter und Fürsten steckten in mit Edelsteinen verzierten, bestickten Scheiden. Die Waffen glänzten, die Knäufe waren teils fein ziseliert, in einige waren bunte Schmucksteine eingearbeitet. Die Menschen redeten und lachten, die Garküchen waren allerdings noch nicht geöffnet.
    »Die Christen fasten vor dem Gottesdienst«, erzählte Mariana Amra.
    Wobei man das wohl nicht allzu ernst nahm – Amra erinnerte sich, in Herzog Heinrichs Kemenate Wein und Brot gesehen zu haben, und Magnus hatte die junge Magd Brei serviert. Ihr selbst knurrte jetzt allerdings bereits der Magen – schließlich hatte sie auch am Abend zuvor schon nichts gegessen.
    »Das ist eine gute Vorbereitung auf die Taufe«, fügte Mariana erklärend hinzu.
    Amra hoffte, dass sich die Trauungszeremonie nicht allzu lange hinziehen würde. Aber dann vergaß sie ihren Hunger. Trompetenstöße kündigten den Einzug Herzog Heinrichs an. Sein Zug hatte sich wohl hinter dem Bischofspalast formiert.
    Heinrich der Löwe schritt seinen Rittern zu Fuß voraus, in seinen langen Prunkgewändern wäre das Reiten sicher zu schwierig gewesen. Sein Haupt zierte nun ein Kopfschmuck aus Brokat in den gleichen Farben wie sein Rock, darauf saß ein schlichter goldener Reif als Zeichen seiner Fürstenwürde. Über seinen dunkelroten Handschuhen trug er goldene und mit Edelsteinen besetzte Ringe. Der Knauf des Schwertes, mit dem er gegürtet war, war mit einem goldenen Löwenkopf geschmückt. Der Herzog wirkte größer und stattlicher als zuvor in seinen Räumen.
    Amra erkannte Magnus nicht sofort unter den Rittern, die ihm folgten, es waren sicher hundert oder mehr. Sie saßen auf prächtigen Pferden, ihre Rüstungen glänzten in der Sonne. Magnus und seine Männer mussten noch bis tief in die Nacht gearbeitet haben, um sie zu polieren. Vielleicht hatten auch Knappen geholfen. Von ihnen gab es reichlich am Hof des Herzogs, sie folgten den Rittern zu

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