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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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aber auch Mariana gegenüber. Vielleicht war das ungerecht, aber Amra konnte nicht aufhören, darüber nachzugrübeln, was Mariana wusste. War ihr klar, welchem Schicksal sie Amra entgegenführte? Machte es ihr nichts aus? Amra brachte es nicht über sich, die Edelfrau zu fragen. Lieber zeigte sie ihr ebenso die kalte Schulter wie allen anderen, die sie seit dem Streit mit Magnus gesprochen hatte.
    Auch der Magd dankte sie jetzt nur halbherzig. Die wies ihr trotzdem freundlich eine Schlafmatte und ein paar Decken zu.
    »Macht es Euch nur gemütlich. Und erschreckt nicht, wenn die anderen Mägde und ich uns nachher zu Euch legen. Wir haben sicher noch stundenlang zu tun!«
    Damit verschwand sie, und Amra und Mariana richteten sich ihre Bettstatt neben ein paar Säcken mit Getreide und Körben voller Eier.
    Amra fiel jetzt erst ein, dass sie vergessen hatte, um etwas zu essen zu bitten. Doch sie war nicht hungrig. Am kommenden Morgen würde sie Herzog Heinrich kennenlernen. Und die Prinzessin, von deren Wohl es abhängen konnte, ob sie als Kammerfrau oder Kammerkätzchen endete. Amra bemühte sich, nicht an Magnus zu denken. Auch wenn es ihr gelingen sollte, ihre Unschuld zu wahren, sein Verdienst wäre es sicher nicht!
    Magnus erschien bei Morgengrauen des nächsten Tages vor dem Küchenzelt und bat, die Frauen sprechen zu dürfen. Die junge Magd, schon wieder auf den Beinen, gab ihm eine Schale Weizenbrei mit Honig sowie verdünnten, heißen Würzwein und bestellte Amra und Mariana dann seine Nachricht.
    »Ein junger Ritter erwartet Euch, er sagt, er habe Euch hergeleitet. Und er muss Euch zum Herzog führen. Ihr mögt Euch bitte bereit machen.«
    »Jetzt schon?« Amra war sofort hellwach, aber Mariana gähnte. »Um diese Zeit? Ist das nicht etwas früh für eine Audienz?«
    Die Magd zuckte die Schultern. »Später ist die Hochzeit«, meinte sie dann und ließ die Blicke neugierig über die beiden Frauen wandern, denen sie da ein eher kümmerliches Obdach gewährt hatte. »Ihr müsst ihm sehr wichtig sein, dass er Euch heute überhaupt empfängt. Ach du lieber Himmel, was machen wir jetzt bloß mit Euren Kleidern? Die können ja noch nicht trocken sein … wartet, ich gehe sie gleich holen, ich …«
    »Lass nur, Kind, wir haben Kleidung zum Wechseln«, unterbrach Mariana freundlich ihren Redefluss. »Die wird jetzt zwar recht zerknittert sein, aber das ist nicht zu ändern. Bitte sag dem Ritter, er möge warten, wir werden alsbald zur Stelle sein.«
    Amra suchte bereits in den Satteltaschen nach dem zweiten Kleid, das Baruch ihr hatte anmessen lassen. Es war wunderschön, von warmem Braun, um den Ausschnitt herum besetzt mit Halbedelsteinen. Allerdings saß es enger als alle anderen Kleider, die Amra je besessen hatte. Das sollte die neueste Mode sein, doch Amra hatte sich schon beim Anprobieren auf Rujana fast nackt darin gefühlt. Nun ja, inzwischen wusste sie, worauf das zielte …
    Mariana zog eine dunkelblaue Surcotte über ihr Unterkleid, dann half sie Amra unaufgefordert beim Kämmen. Die Edelfrau bürstete Amras Haarpracht erstaunlich geschickt und flocht eine Strähne rechts und links ihres Antlitzes, die sie am Hinterkopf zusammenfasste. Es sah aus, als trüge Amra einen Kranz aus ihrem eigenen leuchtend roten Haar.
    »Schade, dass wir keine Blumen haben, um sie hineinzuflechten«, meinte sie bedauernd.
    »Wie zum Kranz einer Braut?«, fragte Amra aufgebracht.
    Mariana verzog unwillig die Lippen. »Wenn du so willst«, meinte sie. »Jedenfalls kannst du so gehen. Du siehst wunderschön aus, der Herzog wird sehr angetan von dir sein. Und wenn du einen Rat von mir annehmen willst: Schenk ihm ein Lächeln.«
    Amra fixierte sie grimmig. »Ihr wisst es also«, stellte sie fest – und wunderte sich, dass sie fast etwas wie Enttäuschung empfand. »Man hat Euch gesagt, was man hier mit mir vorhat, und Ihr habt alles getan, mich gebührend vorzubereiten …«
    Sie dachte an Marianas geduldige Hinweise darauf, wie sie sich als ranische Adlige zu benehmen hatte, und an ihren Unterricht in der neuen Sprache. Wahrscheinlich hatte man der Edelfrau Anweisungen erteilt, womöglich hing ja auch Marianas Zukunft davon ab, ob der Herzog mit seinem »Geschenk« zufrieden war.
    »Das brauchte man gar nicht«, gab Mariana ruhig zurück. »Ich konnte es mir denken. Und du hättest es dir auch denken können, wenn du kein gar so verwöhntes Ding wärst, das sein ganzes Leben für ein Spiel hält.«
    Amra blitzte die Edelfrau

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