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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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die dritte Stunde dort sein. Wenn Ihr gestattet, möchten wir heute gern an Land gehen und Eure wunderschöne Stadt besichtigen.«
    »Ihr seid herzlich willkommen«, sagte der Inspektor. »Vielleicht möchtet Ihr gern heute Nachmittag das Shánenesb besuchen.«
    »Was war das, dieses eine Wort?« wandte sich Reith hilfesuchend an Khorsh.
    Der Erklärung des Priesters nach handelte es sich bei einer Shánenesb um etwas ähnliches wie eine terranische Reitshow, bei der krishnanische Reittiere verschiedener Arten alle ihre Gangarten vorführen mussten.
    Der Inspektor rief dem Kapitän etwas zu. Dieser brüllte das Kommando an einen kleinen Offizier weiter, der brüllte es seinerseits einem Matrosen zu, der daraufhin eine Flagge hochzog. Zwei Hafenboote, die auf See gewartet hatten, setzten sich in Bewegung. Es waren rudergetriebene Schleppboote – kleine gedrungene Galeeren mit zwei muskelbepackten Krishnanern an jedem Ruder. Kommandos flogen hin und her, nackte Füße patschten über die Decksplanken, Kloben rasselten, Taue flogen über Bord und zu den Schleppern hinüber, und gleich darauf setzte sich das Gespann in Bewegung und glitt in das Innere des Hafens.
    Als die Sárbez sich dem Pier näherte, zupfte John Turner Reith plötzlich aufgeregt am Ärmel und stocherte wie wild mit dem Finger zum Pier hin. »He, Furchtloser, guck doch mal! Was ist das denn da? Ich fress’ einen Besen, wenn das nicht wie ein Dampfer aussieht – ein Schaufelraddampfer aus grauer Vorzeit!«
    Turner reichte Reith sein Fernglas, der hindurchschaute und sich nach dem Inspektor umdrehte. »Was ist das, Herr?«
    »Oh«, sagte der Inspektor. »Das ist die Mokinam, das neue Schiff von Prinz Ferrian von Sotaspe. Der Regent weilt gerade zu einem offiziellen Staatsbesuch bei seiner Majestät.
    Kennt Ihr die Geschichte nicht? Dieser Ferrian, ein Mann von Kraft und Geist, erlangte durch eine List von euch Ertsuma eine Reihe von Geheimnissen der Kunst des Maschinenbaus. Mit Hilfe dieses Wissens ist der überaus kecke Bursche dabei, seine winzige Insel zur mächtigsten Seemacht des Mittleren Meeres zu erheben. Es heißt, er habe sogar eine Art Flugmaschine gebaut, welche durch die Verbrennung jenes Yasuvar-Pollens, den wir zur Fertigung von Feuerwerkskörpern verwenden, durch die Lüfte getrieben wird.
    Es gab Zeiten, da zwischen ihm und unserem gnädigen Herrscher eine hitzige und feindselige Rivalität bestand. Doch ist diese jetzt glücklich beigelegt, und die göttlichen Zwei streben danach, ihre Liebe durch ein beiderseitiges Bündnis zu festigen. Und – oh, ehe ich das vergesse! – Prinz Ferrian wäre fürchterlich ergrimmt, wenn einer von euch hochverehrten Besuchern sein stolzes Schiff Mokinam vermittels einer Bildaufnahmemaschine abmalen sollte. Er befürchtet nämlich eine Wiederholung des Desasters, das ihn vor einigen Jahren ereilte.«
    »Was für ein Desaster?« fragte Reith.
    »Damals hatte er mit der Hilfe eines abtrünnigen Ertsu ein ähnliches Schiff gebaut, die Kerukchi. Als die Ertsuma von Novorecife davon Wind bekamen, eilten sie nach Majbur, nahmen ein Schiff, verfolgten die Kerukchi und verbrannten sie auf offener See.« Der Inspektor gab jenes seltsame Geräusch von sich, das den Krishnanern als Kichern dient. »Durch diese empörende Verletzung der Souveränitätsrechte der krishnanischen Nationen glaubten sie der Verbreitung ihrer wissenschaftlichen Kenntnisse Einhalt gebieten zu können, fürchten sie doch, dass wir Krishnaner sie in diesem Wettrennen um Weisheit einholen und sie ihres Vorsprungs berauben. Doch sie unterschätzten unseren listenreichen Prinzen! Er entkam durch eine List von dem brennenden Wrack und machte sich, kaum dass er wieder in Sotaspé angekommen war, sofort daran, mit Hilfe der Baupläne der Kerukchi die er in weiser Voraussicht zwiefach hatte ausfertigen lassen, ein neues Schiff zu bauen, besser und schöner noch als das erste, konnte er doch auf die bei der Konstruktion der Kerukchi gesammelten Erfahrungen zurückgreifen. Und dort liegt es nun – der Schrecken der saphirnen Sabadao!«
    Reith wandte sich an seine Touristen. »Er sagt, keine Fotos von dem Dampfschiff.« Er warf einen scharfen Blick auf Otto Schwerin. »Haben Sie gehört, kein Bild!«
    Schwerin lächelte nebelhaft und nickte mit dem Kopf.
     
    An Land angekommen, brauchte Reith über eine Stunde, bis er eine Transportmöglichkeit für seine Touristen organisiert hatte, und dann dauerte es noch einmal eine Stunde, bis sie am Ort

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