Die Geisel von Zir
durchschütteln kann.«
Reith bat seine Leute, einen Moment stehenzubleiben, wo sie standen, und ging das Gepäck zählen. Weiter hinten sammelte Strachan seine krishnanischen Arbeiter. Als Reith zu seiner Gruppe zurückkehrte, näherte sich ihnen ein hoch aufgeschossener, dunkelhaariger Terraner.
»Sie sind Mister Reith, nehme ich an«, sagte der Mann und streckte Reith die Hand zum Gruß hin. »Ich bin Sigvar Lund.« Der Ingenieur sprach britisches Englisch mit kaum hörbarem schwedischen Akzent. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen. Ich zeige Ihnen Ihr Quartier. Wir mussten eigens für Sie eins bauen, weil es in Gha’id keinen Gasthof gibt. Hier entlang bitte, wenn Sie so nett sind.«
Das ›Quartier‹ war eine Baracke aus rohen Brettern und Bohlen, mit vier kleinen und einem größeren Raum. Die drei Ehepaare bekamen je einen der kleinen Räume zugewiesen, den vierten teilten sich Mrs. Whitney Scott und Shirley Waterford, während die übrig bleibenden Männer mit Kojen im Hauptraum vorlieb nehmen mussten. Ein wenig Aufregung gab es, als die Neuankömmlinge ein paar nicht sehr anheimelnd aussehende krishnanische Käfer aufscheuchten, die es sich unter ihren Betten bequem gemacht hatten; doch wurden diese rasch zertreten oder zur Tür hinausgejagt.
Als Reith seine Touristen und ihr Gepäck ordentlich verstaut wusste, sagte er zu Strachan und Lund: »Meine Leute werden morgen erst mal ein bisschen Ruhe brauchen. Die Zugfahrt hat sie doch ganz schön geschafft.«
»Sie sind vom terranischen Luxus verdorben«, sagte Lund streng.
»Kann sein, aber vergessen Sie nicht, dass ein paar von ihnen schon ziemlich alt sind. Außerdem brauchen sie ein bisschen Freizeit, um Briefe zu schreiben, Socken zu waschen und dergleichen.«
In diesem Moment ging die Tür des Aufenthaltsraums der Ingenieure auf, und herein kam ein junger Krishnaner in durischer Armeeuniform, mit scharlachrotem Rock, glänzendem Küraß, Flügelhelm und klirrendem Schwert.
»Fergus«, sagte Strachan, »das ist Gandubán vash-Sher-durogh, der Befehlshaber unserer kleinen Garde. Hat etwa den Rang eines Hauptmanns.« Dann sagte er auf Durou: »Ich darf vorstellen: Meister Fergus var-Reith, der Befehlshaber der Touristen.«
Gandubán knallte die Hacken zusammen, verbeugte sich und streckte die Hand zum Gruß aus. Dann sagte er in kaum verständlichem Englisch: »Ich sehr entzückt, gute liebe Herr! Ich geehrt! Ihre Aufenthalt hier sehr glücklich soll sein! Ich dich helfen, wo kann mit meine tapfere Männer. Ich gut Englisch sprechen, nicht wahr?«
Reith ließ sich die Hand quetschen. Als sie wieder Platz genommen hatten, nahm er den Faden erneut auf: »Wenn Sie sie dann übermorgen mit zur Baustelle rausnehmen, sind sie den ganzen Tag beschäftigt, so dass wir den Tag darauf dann wieder abfahren könnten.«
Lund schien erleichtert. »Sie haben also nicht vor, länger zu bleiben?«
»Nein. Sie werden sicher alles gesehen haben, was sie wollten.«
»Ausgezeichnet! Verstehen Sie mich nicht falsch, Mister Reith. Ich sehe gern hin und wieder mal Terraner. Aber Ihre Anwesenheit belastet mich mit einer schweren Verantwortung, und durch Ihren Besuch geraten wir mit unserer Arbeit in Verzug. Selbst wenn Sie darauf achten, dass niemand im Weg herumsteht, werden unsere Arbeiter – von denen die meisten noch nie einen Ertsu gesehen haben – mit der Arbeit aufhören und gaffen.
Ich werde noch einen Sonderzug startklar machen lassen. Wir haben ohnehin zur Zeit eine ganze Ansammlung leerer Güterwaggons hier, und es wird Zeit, dass wir ein paar davon nach Baianch zurückschicken.«
»Prima. Wann gibt es was zu essen?«
»Gleich, aber ich vermute, Sie müssen mit Ihren Leuten essen.«
»Im Gegenteil. Die Agentur hat nichts dagegen, wenn ich getrennt von der Gruppe esse, wann immer ich will.«
»Wieso?«
»Schauen Sie, wenn Sie sich von morgens bis abends Beschwerden und irgendwelche blöden Vorschläge anhören müssten und verloren gegangene Gepäckstücke suchen und Streit schlichten müssten, würden Sie dann nicht auch froh sein um jede Minute, in der Sie nicht mit ihnen zusammen sein müssten?«
»Ah, ich verstehe. Sehr schön. Sie werden also mit uns essen. Kenneth, sei so nett und öffne die Flasche.«
Am nächsten Morgen sah Reith Gandubán zu, wie er seine zwölf Soldaten drillte. Zuerst mussten sie im Gleichschritt marschieren, hübsch anzuschauen in ihren mit Messingknöpfen verzierten Lederwämsern. Danach übten sie Fechten und
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