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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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sicher, du würdest mich beim ersten Angriff in Stücke hauen.«
    »Fein! Wir auch üben Fechten! Angart!« (En garde!)
    »He, nicht mit richtigen Schwertern! Warte, ich hole meine Fechtstöcke. Ich bin aus der Übung.«
    »Wie klug!« sagte Gandubán, als er die Fechtmasken und die wattierten Jacken sah. »Ihr Erdmänner immer alles richtig machen. Darum ihr einen Tag auch meine Welt regieren. Doch nun angart, mein Herr!«
    Eine schweißreiche Stunde später sagte der Krishnaner keuchend: »Du Überraschung. Du gut. Natürlich erst angefangen; ich seit Jahren mache jeden Tag. Ich genug gekämpft, ich müde. Du auch? Komm, wir nehmen Duschebad.«
    Die ›Dusche‹ bestand aus einen Bretterverschlag, in den sich der Badende stellte, während sein Partner ihm durch eine Art Sieb von oben einen Eimer Wasser über den Kopf schüttete.
    Als sie sich auszogen, starrte Gandubán Reiths Körper so unverhohlen an, dass Reith sich unbehaglich fühlte. Da der Krishnaner jedoch keine Annäherungsversuche startete, wertete Reith sein Verhalten als bloße Neugierde. Gandubán erklärte: »Wenn Lund hören, dass du mit Touristen kommen, er sagt Arbeiter, sollen nageln diese Vorhang. Sagt, viele Erdmänner komisch sind; nicht wollen, dass andere sehen, wenn ohne Kleider sind.«
    Reith japste erstickt nach Luft, als das eiskalte Wasser durch den Rost auf ihn herunterplatschte. Als er sich abgetrocknet und wieder angezogen hatte, fragte er auf Durou:
    »Und nun erzählt mir bitte von dieser Hexe von Zir.«
    »Ach, die!« Gandubán machte eine abfällige Handbewegung. »Wollt Ihr, mein guter Herr, mir die große Ehre geben, diese Zigarre anzunehmen?«
    »Danke, aber ich rauche nicht. Was hat es nun mit dieser Hexe auf sich?«
    »Unter den Ziruma geistert, wie Nebelschwaden in den Wipfeln der Bäume, eine wilde, phantastische Mär. Irgendwo in den Bergen, so sagen sie, haust eine unsterbliche Zauberin, umgeben von einem Gefolge von Kobolden und Dämonen von unglaublicher, bizarrer Gestalt. Es heißt, die Schönheit dieses Weibes sei so groß, dass kein Mann ihm widerstehen kann. Ein armer Wicht der, welcher den betörenden Verlockungen ihres Leibes erliegt! Statt der erhofften Sinnesfreuden teilhaftig zu werden, die der Hexe bebender Leib verheißt, sieht er sich fortan gewisser Teile und Organe des eignen Leibes tragisch beraubt. Selbige verwendet die Zauberin zur Herstellung magischer Tränke.
    Das Opfer wird alsdann – so geht die Mär – davongejagt, lebendig zwar, doch seiner Manneskraft ledig. Das Ganze ist, wie ich bei einem von Eurer Geistesschärfe nicht sonderlich zu betonen brauche, schierer Aberglaube.«
    Gandubán schnippte einen Zentimeter Asche von seiner Zigarre. »Niemand hat je einen dieser beklagenswerten Verstümmelten gesehen. Selbst wir armen rückständigen Duruma sind zu gewitzt, solch hanebüchnen Flunkergeschichten Glauben zu schenken.«
    »Nichtsdestotrotz«, erwiderte Reith, »ist die Geschichte nicht angetan, einen, der eine solch flatterhafte Herde wie die meine führt, mit Zuversicht zu erfüllen.« Ihm war ein wenig mulmig von dem beißenden Qualm, der der Zigarre des Krishnaners entstieg.
    »Fürchtet Euch nicht, mein guter Herr!« tönte Gandubán. »Mit mir und meinen tapferen Kämpen als Schutz seid Ihr so sicher wie im Herzen der Festung von Baianch. Wir würden unser Leben hingeben, ehe wir zuließen, dass den Erdenmenschen auch nur ein Haar gekrümmt wird!«
     
    Am Abend wurden die Bishtare mit Seilen aneinandergebunden und in eine Koppel außerhalb des Lagers getrieben. Am Morgen wurden die losgebunden, die zur Arbeit auf der Baustelle benötigt wurden; den Rest führte man zum Äsen in den umliegenden Wald.
    »Man muss ihnen ebensoviel Zeit zum Fressen wie zum Arbeiten geben«, erklärte Strachan. »Das Paar, das uns von Baianch hierhergezogen hat, hat seither nichts anderes getan, als sich voll zu stopfen. Die vier da sind für deine Leute.«
    Vier Bishtare waren losgebunden worden und standen jetzt, langsam hin- und herschwankend, in einer Reihe vor Reith und seinen Touristen. Krishnanische Arbeiter ließen Strickleitern von den gondelähnlichen Howdahs herunter und bedeuteten Reith und seinem Gefolge hinaufzuklettern.
    Zu Reiths großer Erleichterung hatte Mrs. Whitney Scott gebeten, daheim bleiben zu dürfen. »Ich hasse es zwar, etwas zu verpassen«, hatte sie gesagt, »aber in meinem Alter muss man manchmal ein bisschen kürzer treten.«
    Somit blieben Reith noch elf Touristen. Ebenfalls

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