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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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los: »Die Beschützerin ist wach. Ihre Rechtschaffenheit war sehr angetan von Eurer nächtlichen Verrichtung.«
    »Nett von ihr, aber ihre Begeisterung hielt sich in Grenzen.«
    »Für sie, o göttlicher Herr, ist es eine ernste geistliche Pflicht, kein Anlass zu frivolem Vergnügen. Dennoch möchte sie sich jede Nacht mit Euch paaren, so lange bis sie schwanger ist.«
    »Das ist sehr schmeichelhaft, doch ich fürchte, die sterbliche Hülle, in welcher mein göttlicher Geist geborgen ist, bedarf von Zeit zu Zeit einer Ruhepause.«
    Die Mädchen sahen sich betroffen an und tuschelten. Beizi erklärte: »Wir hatten gehofft, Ihre Göttlichkeit hätte vielleicht ein wenig göttlichen Samen für uns übrig behalten.«
    »Schäm dich, Beizi!« sagte eines der anderen Mädchen. »Du solltest nicht solch anstößige Ansinnen äußern, nicht einmal im Scherz!«
    »Ich scherzte nicht«, erwiderte Beizi. »Es ist uns zwar verwehrt, mit männlichen Wesen zu verkehren, doch betrifft diese Einschränkung nicht Ihre göttliche Hoheit. Ist es nicht so, o Herr?«
    »Sobald ich meine heilige Pflicht erfüllt und Shosti geschwängert habe, werden wir weitersehen«, antwortete Reith. »Doch wie will sie erkennen, ob sie schwanger ist? Terranische Frauen können das sehr leicht an bestimmten Anzeichen erkennen, aber ihr Krishnanerinnen seid doch anders.«
    »Sie wird mit einem Mal all ihr sexuelles Verlangen verlieren, innerhalb weniger Tage nach der Empfängnis.«
    »Ich dachte, sie hätte keines zu verlieren.«
    »Doch – wenn auch nur ein geringes. Sobald die Schwangerschaft eintritt, ruft schon der bloße Gedanke an Vereinigung Ekel hervor. Keine Krishnanerin könnte dieses Gefühl verkennen.«
    »Ich verstehe. Soll ich Ihrer Rechtschaffenheit beim Frühstück Gesellschaft leisten?«
    »Nein, Herr. Sie lässt sich entschuldigen, da sie für die nächste Stunde ganz mit der Durchführung des Morgenrituals beschäftigt ist. Sie fordert Euch auf, Euer Morgenmahl einzunehmen und Euch danach für eine Weile selbst zu beschäftigen.«
    »Sehr gut.« Während Reith frühstückte, fragte er: »Sag mir, Beizi, was bedeutet der goldene Schädel über der Tür von Shostis Schlafgemach?«
    Sie kicherte. »Der gehörte einem anderen Ertsu, der vor einiger Zeit hier weilte. Er hatte bei uns Zuflucht gesucht, um irgendwelchen Schwierigkeiten mit seinen eigenen Leuten zu entrinnen. Da er wie Ihr Flammenhaar hatte, glaubte die Beschützerin, er wäre der göttliche Erzeuger aus der Prophezeiung. Lasst mich überlegen – er hieß Bohal oder Boghel … oder so ähnlich.«
    »Felix Borel vielleicht?«
    »Ja, genauso. Dieser Borel bekannte bereitwillig, jener Gesandte des Himmels zu sein, und widmete sich mit großem Eifer seiner vorherbestimmten Aufgabe. Eine ganze Umdrehung Shebs lang begattete er nächtens unsere Herrin, ohne jedoch ein Ei zu erzeugen. Schließlich ließ sie ihn, überzeugt, dass er lediglich ein Schwindler sei, auf dem Platze enthaupten. Den Schädel ließ sie vergolden und stellte ihn über ihre Tür, zur Mahnung an andere, die vorhaben, ihr einen ähnlichen Streich zu spielen.«
    »Ein kurzes, aber lustiges Leben«, sagte Reith und fragte sich, ob er seinen nächtlichen Pflichten noch so unbefangen nachkommen konnte, während ihn der Schädel seines Vorgängers aus leeren Augenhöhlen von seinem Regal herab anstarrte. »Bitte, fahr fort.«
    »Als Tashian die Regentschaft von Dur antrat, wurde der Ursprung von Shostis Irrtum offenbar. Die Prophezeiung sagte, der Gott würde während der Herrschaft des Raffzahns erscheinen, aber dieser Borel war vor Tashians Thronbesteigung aufgetaucht. Ihre Rechtschaffenheit hatte indes den Räuber Barre vas-Sarf für diesen Raffzahn gehalten, da es ihn nach unserem Tempelschatz gelüstet und er danach trachtet, uns zu erobern, um uns diesen Schatz zu rauben. Nun ist es jedoch klar, dass Gámand Tashian gemeint hat, nicht Barre; daher muss er Euch gemeint haben und nicht Borel.«
    »Hm.« Reith dachte angestrengt nach. Die Vorstellung, dass sein Schädel neben dem von Borel das Regal zierte, rief keine sonderliche Begeisterung in ihm hervor. »Wenn ich dieses köstliche Mahl beendet habe, darf ich dann einen Spaziergang machen? Ich würde gerne Senarze ein wenig erkunden.«
    »Gewiss, Eure Göttlichkeit. Ich werde Euch eine Eskorte rufen.«
    »Eskorte?«
    »Wir können nicht riskieren, dass Eurer sterblichen Hülle ein Missgeschick widerfährt – zumindest nicht, ehe Ihr unsere Herrin

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