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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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geschwängert habt.« Beizi kicherte über ihre eigene lose Zunge, öffnete die Tür und rief: »Hauptmann Parang!«
    Ein großer stämmiger Krishnaner mit Helm und Panzerhemd erschien in der Tür. Reith erkannte in ihm den Anführer des Trupps wieder, der ihn entführt und nach Senarze gebracht hatte.
    »Seid gegrüßt, o göttlicher Herr!« begrüßte er Reith mit einer Verbeugung.
    »Sei gegrüßt, o Sterblicher!« erwiderte Reith, dem seine Rolle langsam Spaß zu machen begann. »Ich wünsche heute morgen eine Führung durch die Stadt Senarze. Kannst du dafür Sorge tragen?«
    »Gewiss, Herr.« Der Hauptmann steckte den Kopf zur Tür hinaus und stieß einen Pfiff aus. Ein etwas schlichter gekleideter Soldat in einer Lederjacke mit bronzenen Knöpfen, trat ein.
    »Seit wann bewacht ihr zwei mein Gemach?« fragte Reith.
    »Wir haben erst vor einer halben Stunde die Nachtwache abgelöst«, sagte Parang. »Im Gegensatz zu Eurer Göttlichkeit müssen wir Sterblichen manchmal schlafen.«
    »Ich werde dafür sorgen, dass ihr eine gerechte Ration Schlaf erhaltet. Doch nun wollen wir aufbrechen.«
    Er ging hinaus, flankiert von den beiden Soldaten, die ihn scharf bewachten und keine Sekunde aus den Augen ließen. Mit der Zeit, wenn sie miteinander erst vertrauter waren, dachte Reith, würde ihre Wachsamkeit nachlassen. Inzwischen würde er versuchen, soviel wie möglich auszukundschaften. Anderen war schon von unwegsameren Orten die Flucht geglückt. Der Trick bestand darin, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, nämlich genau die Phase, wenn seine Bewacher sich an ihn gewöhnt hatten und ihm vertrauten, Shosti aber noch keinen Verdacht wegen des Ausbleibens ihrer Schwangerschaft geschöpft hatte.
    Sie begannen mit dem Tempel. Sein Inneres war reich verziert mit prachtvollen Säulen und goldglänzenden Götterstatuen, allesamt mit kostbaren Steinen besetzt. Reith erhob keinen Anspruch, ein Kenner krishnanischer Kunst zu sein. Ihre Konventionen und Stilrichtungen unterschieden sich vollkommen von allen ihm bekannten terranischen Kunstrichtungen, etwa so, wie die Kunst der Mayas sich von der Alten Welt unterschied. Müßig, sich die Frage zu stellen, ob es nun Kunst oder Kitsch war; jedenfalls kam er nicht umhin anzuerkennen, dass das Ganze mit seinem vielfarbigen Gefunkel ein eindrucksvolles Schauspiel bot.
    »Großartig!« sagte Reith. Ein bisschen Schmeichelei konnte nie schaden.
    Hauptmann Parang und der gemeine Soldat strahlten denn auch über das ganze Gesicht. »Unsere Herrin hat Künstler und Baumeister von weit her kommen lassen, sogar von Majbur und Mishe. Keine Kosten wurden gescheut, diesen Tempel zu einer würdigen Heimstatt des Wahren Glaubens zu machen.«
    Am hinteren Ende der Tempelhalle, hinter dem Altar, stand eine Gruppe von Statuen, die Bákh, Qondyor und Yesht darstellten, drei führende Gottheiten des varastischen Pantheons. Dies bestätigte Reith in seiner Vermutung, dass es sich bei Shostis Kult der Endgültigen Wahrheit um eine synkretistische, eklektische Religion handelte, die die traditionellen krishnanischen Götter mit den verschiedenen Gottheiten gleichsetzte, die die terranischen Missionare nach Krishna mitgebracht hatten. So hatte er zum Beispiel gehört, dass Qondyor, der varastische Kriegsgott, von den Krishnanern mit Allah gleichgesetzt wurde.
    Hinter den Statuen befand sich, den größten Teil der Wand bedeckend, ein Mosaik, das eine Landkarte von Zir nebst den angrenzenden Ländern darstellte. Für die Darstellung der Siedlungen und Grenzlinien hatte der Künstler kleine Täfelchen aus Gold, Silber und Kupfer verwendet. Im Zentrum des Mosaiks prangte in Form eines juwelenbesetzten Sterns der Senarze-Berg, der seine segensbringenden Strahlen (dargestellt durch silberne Drähte) in alle Himmelsrichtungen aussandte.
    Hauptmann Parang erklärte: »Da gemäß der Lehren der Endgültigen Wahrheit alles im Himmel eine Entsprechung auf unserem Planeten hat, glauben wir, dass Senarze das weltliche Gegenstück zum Berge Meshaq ist, der Heimat der Götter. Doch warum erzähle ich Ihrer Göttlichkeit das? Da Ihr ein Gott seid, wisst Ihr es doch schon.«
    »Doch sag mir, wo …«, setzte Reith an. Er wollte fragen, wo die Jünger der Endgültigen Wahrheit den Himmel vermuteten – ob auf einem anderen Planeten oder im interstellaren Raum oder in irgendeiner anderen Dimension.
    Doch dann fiel ihm ein, was Pedro Arriaga, der ursprünglich an seiner Stelle als Reiseleiter der Krishna-Tour vorgesehen

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