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Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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nur gesagt, dass ein Mitinsasse im Verdacht steht.«
    Stig rieb sich die Augen. »Ich dachte, sie würden da drin besonders auf ihn aufpassen.«
    »Offenbar nicht gut genug«, entgegnete sie und schüttelte den Kopf. Es war ihr unbegreiflich. Sie hatte selbst die enormen Sicherheitsmaßnahmen gesehen, die für Søren und die anderen Häftlinge galten. Rund um die Uhr wurden sie beobachtet und von Kameras überwacht. Søren war völlig isoliert gewesen, ohne den geringsten Kontakt zu anderen Häftlingen.
    Sie wollte Stig nicht in ihr Wissen einweihen. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um ihm von ihren Privatermittlungen zu erzählen, die sie mit Katrines Hilfe anstellte.
    Auf dem Bildschirm zeigte sich der Polizeidirektor Steen Lange. Ein Blitzlichtgewitter ging auf ihn nieder. Er hastete dem Haupteingang des Präsidiums entgegen, als er von einer jungen Reporterin mit hennagefärbten Haaren eingeholt wurde.
    »Herr Polizeidirektor, können Sie etwas zu den näheren Umständen des Mordes sagen?« Sie streckte ihm das Mikrofon entgegen.
    »Ich muss mir erst selbst ein Bild verschaffen. Es wird später eine Pressekonferenz geben«, antwortete er, ohne sein Tempo zu verringern.
    »Was bedeutet es für die Suche nach Timmie Brostrøm, nachdem der mutmaßliche Entführer nun tot ist?«
    Der Polizeidirektor blieb stehen und drehte sich zu den Journalisten um. Erneut blitzten die Kameras. »Da ein Geständnis so gut wie ausgeschlossen war, hat sich hinsichtlich der Ermittlungen nicht viel geändert. Erst letzte Nacht haben wir ein weiteres Mal die gesamte Bucht abgesucht und einen letzten Versuch unternommen, Timmie zu finden. Leider ohne Erfolg.« Er schaute bedauernd in die Runde. »Daher halten wir es für unwahrscheinlich, ihn sehr bald zu finden.«
    »Sie glauben also nicht mehr, dass Timmie noch am Leben ist?«
    »Man darf die Hoffnung natürlich nie aufgeben. Doch angesichts des Schicksals der anderen Opfer sowie der Tatsache, dass Timmie schon sehr lange vermisst wird, sieht es leider nicht sehr vielversprechend aus. Nein.«
    »Die Polizei hat also, mit anderen Worten, nicht verhindern können, dass ein weiteres Kind ermordet wurde. Wie beurteilen Sie vor diesem Hintergrund die Qualität Ihrer Ermittlungen?«
    Der Polizeidirektor zwinkerte nervös. »Wir können bedauerlicherweise keine Aussage darüber machen, ob Timmie noch am Leben ist. Leider gibt es im Moment auch keine Spuren, denen wir nachgehen könnten. Wie die Qualität unserer Arbeit zu bewerten ist, muss die Zukunft erweisen.«
    Er nickte den Journalisten kurz zu und setzte seinen Weg fort.
    »Werden Köpfe rollen?«, rief ihm ein Reporter hinterher.
    »Kein Kommentar«, antwortete er über die Schulter hinweg.
    Maja runzelte die Stirn. Das konnte auch Katrine in ziemliche Schwierigkeiten bringen. Schon jetzt war der Fall eine politische Angelegenheit, und es war nur eine Frage der Zeit, wann die Schuldigen weiter unten in der Hierarchie gesucht wurden. Sie musste Katrine erreichen, ihr das Buch zurückgeben und sich mit ihr beraten, wie sie weiter vorgehen sollten. Das war doch völlig verrückt. Es war nicht einmal einen halben Tag her, seit sie mit Søren gesprochen hatten. Vor einem halben Tag hatte sie noch Hoffnung gehabt, Timmie … vielleicht zu finden. Und jetzt …
    »Alles okay mit dir?«
    »Was?«, fragte sie und drehte sich zu Stig um.
    Sie spürte seine Hand auf ihrer Schulter. Sie war warm. Sie tat gut. »Ja«, sagte sie. »Aber ich bin doch ziemlich schockiert.«
    Er lächelte. »Das kann ich gut verstehen.«
    »Wirklich?«, fragte sie, immer noch mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt.
    »Ich glaub schon«, sagte er und nickte nachdenklich. »Nicht dass ich Selbstjustiz befürworten würde, aber es fällt mir schwer, seinen Tod zu betrauern. Jedenfalls kommen wir so um eine Gerichtsverhandlung herum, die alles nur wieder aufgewühlt hätte.«
    Daran hatte sie noch gar nicht gedacht, aber Stig hatte natürlich Recht. Sørens Tod bereitete der ganzen Sache in mehr als einer Hinsicht ein abruptes Ende.
    »Bist du sicher, dass du arbeiten kannst?«, fragte er und warf einen Blick auf die Arzttasche.
    »Ja«, antwortete sie rasch, als wollte sie sich selbst überzeugen. »Ich glaube, es wird ein gutes Gefühl sein, in die Praxis zurückzukehren. Noch mal von vorn anzufangen, wie es so schön heißt.«
    Er rutschte zu ihr und legte ihr den Arm um die Schultern.
    »Ich glaube, das haben wir beide nötig … um weiterzukommen.« Er

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