Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
Vom Netzwerk:
auf die Terrasse zog.
    Auf diesen Moment hatte sie den ganzen Abend gewartet. Nun waren sie endlich unter vier Augen. »Setz dich«, sagte sie und stellte die Tassen auf den Tisch.
    »Sollen wir den anderen nicht noch ein bisschen helfen?«
    Sie schüttelte den Kopf und ließ sich mit Mühe auf einen der Stühle sinken. »Mit meinem Bauch bin ich nur im Weg, und ich will hier draußen nicht alleine sein.«
    Hans Henrik nickte und nahm auf der Hollywoodschaukel gegenüber Platz. Die Luft stand still in der schwülen Sommernacht, nur das Zirpen einer Grille war zu hören, das durch den dunklen Garten zu ihnen herüberdrang.
    »Habt ihr schon Bekanntschaft mit den beiden Polizisten da draußen gemacht?«, fragte Maja.
    »Ja. Es ist doch ziemlich unheimlich, dass so etwas nötig ist. Stört es dich, wenn ich rauche?«
    »Überhaupt nicht.«
    Hans Henrik nahm einen Zigarillo aus einer kleinen Schachtel und befeuchtete das Ende, ehe er es anzündete.
    »Geht es dir ansonsten wieder gut, ich meine, nach dem Überfall?«
    »Es ging mir besser, wenn sie den Kerl endlich schnappen würden. Weißt du irgendwas Neues?«
    Hans Henrik schüttelte den Kopf. »Wir sind doch immer die Letzten, die man verständigt … Wenn du verstehst, was ich meine.« Er lächelte lakonisch. »Aber die Polizei hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, wie ich höre. Also hoffen wir mal, dass uns weitere tote Jungen erspart bleiben.«
    Maja nickte. »Das muss doch furchtbar sein, wenn ihr tote Kinder obduzieren müsst.«
    »Ja, das Schlimmste, das ich je erlebt habe«, bestätigte Hans Henrik und entließ eine blaue Rauchwolke in die Nacht. Der Sumatratabak hatte ein angenehmes Aroma.
    »Und ihr habt keine konkreten Spuren gefunden, denen die Polizei nachgehen könnte?«
    Hans Henrik ließ seinen Blick über die Terrasse schweifen. »Darüber darf ich eigentlich nichts sagen … Aber es stimmt, unsere Ergebnisse waren ziemlich bescheiden.«
    »Da gibt es etwas, worüber ich nachgedacht habe …«
    Sie machte eine Kunstpause. Hans Henrik drehte den Kopf und schaute sie an. »Ja?«
    Sie erzählte ihm in Kürze von ihren eigenen Nachforschungen, beschrieb alles Weitere aber als loses Gerede unter Kollegen, um Claus’ illegale Recherchen nicht zu verraten. Sie fragte Hans Henrik, ob ihm irgendwelche vermeintlichen Unglücksfälle von Kindern bekannt seien, hinter denen sich ein Mord verstecken könnte.
    Hans Henrik schüttelte abwehrend den Kopf. »Nein, da fällt mir spontan nichts ein. Natürlich kommt es vor, dass die Todesursache eine andere ist als zuerst angenommen, aber um so etwas festzustellen, sind wir ja da. Einen Mord habe ich allerdings noch nicht erlebt.«
    »Aber ein Unfall lässt sich doch fingieren.«
    »Natürlich, aber so einfach ist das auch wieder nicht.«
    »Ich habe von drei Fällen gehört, die eine gewisse Ähnlichkeit mit den Pan-Morden aufweisen.« Sie hielt inne und wartete seine Reaktion ab.
    Hans Henrik klopfte die Asche seines Zigarillos ab. »Ach so? Welche denn?«
    Sie beschrieb die Fälle in aller Kürze, sprach von dem Vergifteten, dem Ertränkten und dem Überfahrenen.
    »Ich kann mich gut an die Fälle erinnern«, entgegnete er und blickte betrübt zu Boden. »Sie liegen ja auch alle noch nicht so lange zurück. Wirklich tragische Begebenheiten.«
    »Aber waren es wirklich Unfälle?«
    »Ja, ich denke schon. Es wurden auch keine weiteren Untersuchungen angeordnet.«
    »Und keiner dieser Fälle hat sich markant von den anderen unterschieden?«
    Er schaute sie wachsam an. Hier stand sein fachlicher Stolz auf dem Spiel. »Woran denkst du, Maja?«
    »An den Jungen, der ertrunken ist. Was hatte er allein auf der Baustelle zu suchen? Und wie konnte er die riesige Grube übersehen?«
    »Das werden wir nie erfahren …«, sagte er achselzuckend.
    »Wenn er nun aber von irgendjemandem in die Grube gestoßen wurde, dann würde man das bei der Obduktion doch nicht feststellen können.«
    »Natürlich nicht. In diesem Fall wissen wir aber mit absoluter Sicherheit, dass er nicht gestoßen wurde, was allerdings nicht mein Verdienst ist.«
    »Wie das?«
    »Weil sich auf der Baustelle eine Überwachungskamera befand. Die hat alles aufgenommen. Sein Fußball war in das Loch gefallen, und er krabbelte hinein, um ihn sich wiederzuholen. Aber die Seitenwände waren einfach zu glatt. Irgendwann hat er keine Kraft mehr gehabt und ist nach unten gerutscht.«
    »Wie schrecklich.«
    »Ja, das Schicksal kann manchmal grausam sein.«
    Beide sahen

Weitere Kostenlose Bücher