Die Geisel
ihn mit sich auf den Gang.
»Warum verfolgen Sie mich?«, fragte Maja.
»Ich habe doch gesagt, dass ich kommen und dich holen werde. Ich habe dir versprochen, dass du mit nach Nimmerland darfst.«
»Søren, Sie müssen sich stellen.«
»Pan! Mein Name ist Pan! Wann verstehst du das endlich?«
Ihre Hände zitterten. »Sie brauchen Hilfe, Pan. Ich werde Ihnen helfen. Ich habe Ihre Patientenakte gelesen. Ich weiß, dass Sie ernsthaft krank sind. Nehmen Sie immer noch Ihre Medikamente?«
»Meine Medikamente?«, gluckste er. »Nein, die habe ich leider nicht mitnehmen können.« Im Hintergrund hörte sie Verkehrsgeräusche.
Er konnte nicht im Terminal sein. Sie ließ ihren Blick angestrengt über den Fähranleger wandern. »Ich meine, die Medikamente, die man Ihnen früher verschrieben hat. Die Ihnen helfen können. Ich kann Ihnen ein Rezept ausstellen, wenn Sie wollen … Das können Sie in jeder Apotheke abgeben … Oder rufen Sie jemanden an …«
Søren stieß ein hohles Lachen aus. »Wendy, Wendy, Wendy. Immer so hilfsbereit.«
Sie bezweifelte, dass er bereits den Zoll passiert hatte oder sich in einer der Autoschlangen befand, die gerade abgefertigt wurden. Dort würden sie ihn allzu leicht festnehmen können. »Ich meine es ernst. Das Wichtigste ist, dass Sie wieder gesund werden.«
Sie betrachtete die Straße, die zum Fähranleger hinaufführte.
»Es ist nicht meine Gesundheit, um die du dir Sorgen machen solltest.«
Sie musste schlucken. »Haben Sie … Timmie mitgenommen?«
Sie ließ den Blick über die am Straßenrand parkenden Autos schweifen. Die Sonne wurde von den Windschutzscheiben reflektiert. Sie konnte nicht erkennen, ob jemand darin saß.
»Was meinst du mit mitgenommen?«
»Ich meine, ist Timmie bei Ihnen?«
Sie zeigte in Richtung der parkenden Autos. Stig nickte und lief zu Tom auf den Gang.
»Glaubst du etwa auch, was sie schreiben? Dass ich sie entführe?«
Die Angst vor einer Antwort ließ sie zögern.
»Tust du das?«, fragte er streng.
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll.«
»Die Jungen kommen von selbst zu mir. Sie betteln darum, dass ich sie mit nach Nimmerland nehme.«
Er musste in einem dieser Autos da unten sitzen. Sie erinnerte sich daran, dass seines beschlagnahmt worden war; vielleicht hatte er eines gestohlen.
»Ich glaube Ihnen, was Sie sagen. Aber ist Timmie bei Ihnen?«
Am anderen Ende war es still.
»Ist er das?«
»Jetzt nicht.«
»Aber Sie haben ihn? Sie haben Timmie?«
Søren blieb stumm. Nur die Verkehrsgeräusche im Hintergrund waren zu hören.
»Geht es ihm gut? Ist er … am Leben?«
Søren atmete schwer. »Bis Hook ihn findet. Bis dahin geht es ihm superduper.«
»Hook? Gibt es noch andere außer Ihnen und Timmie?«
Er keuchte. »Hook ist überall, aber bis jetzt hat er uns noch nicht gefunden.«
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Es ist wichtig, dass er zu seinen Eltern zurückkehrt, verstehen Sie? Sie vermissen ihn.«
»Warum haben sie dann nicht auf ihn aufgepasst?«
»Ich … Das weiß ich nicht … Vielleicht konnten sie es nicht. Aber es ist wichtig, dass Timmie nichts passiert.«
»Ich weiß. Er ist einer der verlorenen Jungen.«
»Versprechen Sie mir, dass Timmie nichts passiert.«
»Das … Das kann ich nicht«, antwortete er unglücklich. »Nicht mehr. Deshalb brauchen wir auch deine Hilfe.«
»Ich werde Ihnen helfen. Das verspreche ich. Hauptsache, Timmie passiert nichts.«
»Willst du unser aller Mutter sein?«
Die Frage überraschte sie. Sie wischte sich eine Träne fort, die ihr über die Wange lief. »Ich fürchte, ich weiß nicht so ganz, was das bedeutet.«
»Sag einfach Ja. Dann weiß ich, dass Timmie in Sicherheit ist.«
»Ja, das will ich.«
»Willst du auf ihn aufpassen - dafür sorgen, dass Hook ihn nicht kriegt?«
»Wenn Sie Timmie nur freilassen.«
»Danke.« Er schniefte und klang gerührt. »Ich rufe dich später an, aber sag nichts davon der Polizei …« Sie hörte ein mehrfaches Klicken am anderen Ende.
»Hallo?«, rief Maja. Sie drehte sich zu Stig und Tom um, die in der Türöffnung standen. »Er ist irgendwo da draußen. Vielleicht unten an der Straße.«
»Wir haben schon überall unsere Leute im Terminal und der gesamten Umgebung«, entgegnete Tom.
»Auch unten auf der Straße?«
»Da auch.«
Sie blickte wieder zu den parkenden Autos hinüber und wartete darauf, dass eines von ihnen auf die Fahrbahn rollte. Doch keines bewegte sich vom Fleck.
»Was hat er gesagt?«, fragte
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