Die Geisel
oder Beruhigungsmittel. »Das entscheiden Sie allein.«
Asger streckte ihr anerkennend den gehobenen Daumen entgegen. Was Maja mutiger machte. »Darf ich mit Timmie reden?«
»Er schläft.«
Katrine schrieb rasch etwas auf ihren Block und hielt ihn Maja entgegen: Frag ihn nach seinem Plan, stand dort.
»Wie ist Ihr … Plan?«, fragte Maja.
»Mein Plan?«, antwortete Søren überrascht. »Mein Plan war es, dass wir alle nach Nimmerland reisen. Aber nun scheint das kein sicherer Ort mehr zu sein. Hook hat die Macht übernommen.«
»Wie können wir Timmie helfen?«
»Ich will, dass du dich um ihn kümmerst.«
»Aber natürlich, das werde ich tun.«
»Ich habe dein Haus gesehen, da ist genug Platz für Timmie. Dort soll er wohnen.«
Sørens Aussage kam vollkommen überraschend für sie. »Okay. Das Wichtigste ist, dass Timmie unversehrt … zu seinen Eltern zurückkehrt.«
»Nein, das ist nicht das Wichtigste.« Das letzte Wort stieß er verächtlich aus. »Hör auf, mir zu erzählen, was wichtig ist. Ich weiß, was wichtig ist.«
»Ent…schuldigung«, stammelte sie und schaute sich hilfesuchend um.
»Das Wichtigste. Das Allerwichtigste auf dieser Erde ist, dass DU dich um ihn kümmerst! Verstehst du, wie wichtig das ist? Tust du das?«
»Ich verstehe. Ich werde mich um Timmie kümmern.«
»Hör auf, mir nach dem Mund zu reden!«
Sie versuchte, ihre zitternden Hände ruhig zu halten. »Das … Das tue ich doch gar nicht. Ich verspreche, dass ich für Timmie sorgen werde.«
»Danke«, antwortete er und atmete tief durch. »Willst du ihm eine Mutter sein? Willst du die Mutter der verlorenen Kinder sein, Wendy?« Sie hörte das Begehren in seiner Stimme.
»Ich will Ihnen und Timmie gerne helfen.«
»Könnten wir dann nicht spielen … dass er heute Geburtstag hat?«
Diese Frage überrumpelte sie alle. Maja schaute erst Katrine, dann Asger an, bekam aber keinen Blickkontakt zu ihnen. Sie schüttelte hektisch den Kopf. »Ich … Ich glaube, ich verstehe nicht ganz.«
»Das ist doch nicht so schwer. Sein Geburtstag. Wir feiern heute seinen Geburtstag.«
Sie zögerte, weil sie kaum wagte, ihm die nächste Frage zu stellen.
»Wie … feiern wir seinen Geburtstag?«
»Timmie soll natürlich seinen Ausflug haben.«
»Ich bitte Sie … Timmie nichts zu tun.«
»Wie meinst du das?«
»So wie den anderen Jungen …«
Søren atmete stoßweise und ungeduldig. »Timmie soll nach Hause … Zu dir nach Hause, das haben wir doch gerade verabredet. Verstehst du denn überhaupt nicht, dass sich die ganze Sache mit dir vollkommen ändert? Du bist die Einzige, die ihn vor Hook retten kann.«
Sie stieß erleichtert die Luft aus. Wie wahnsinnig er auch klang, so schien er doch ernsthaft vorzuhaben, Timmie freizulassen. »Gut, dann sagen wir, dass heute sein Geburtstag ist. Dann kommt Timmie wieder nach Hause.«
»Er wird sich sehr freuen, wenn er das hört«, sagte Søren lachend.
»Wollen Sie mit ihm hierherkommen?«
»Nein, ich denke nicht.«
»Wohin dann.«
Søren gähnte. »Warte am Bahnhof auf mich.«
»An welchem Bahnhof?«
Es entstand eine kurze Pause. »Am Lille-Lasse-Bahnhof. Dort kannst du auf Timmie warten. Und nimm warmen Kakao mit. Er liiiebt Kakao.«
»Wann?«
»Gegen Mitternacht. Ticktack, wie die Uhr im Bauch des Krokodils sagen würde.«
Dann legte er auf.
Von einer Sekunde auf die andere herrschte hektische Betriebsamkeit im Raum. Einige Ermittler stürzten aus der Tür, während andere hereinkamen. Alle schienen ihre Aufgaben im Voraus zu kennen. Maja war völlig durchgeschwitzt.
»Gut gemacht. Alles überstanden«, sagte Stig, legte ihr den Arm um die Taille und drückte sie an sich. Sie schien immer noch so geschockt zu sein, dass sie ihn gar nicht zur Kenntnis nahm.
Asger nickte. »Das war richtig gut. Sie hätten es gar nicht besser machen können.«
Maja versuchte zu lächeln.
»Der ist wirklich etwas für Fortgeschrittene«, fügte er hinzu und sah leichenblass aus.
Ein Kriminalkommissar reichte Katrine ein Blatt Papier. Sie las, während sie zu der Übersichtskarte ging. »Der Anruf kam aus dem Bregnehøjpark.« Sie setzte ihren Stift auf die Karte und sah zum Einsatzleiter des Bereitschaftskommandos. »Wir brauchen ein paar Einsatzwagen, um die Funkstreifen zu unterstützen. Die Kollegen da drüben sind keine große Hilfe. Clever ausgedacht«, fügte sie grimmig hinzu.
Der Einsatzleiter nickte und griff zum Telefon.
»Die Bahnstation, von der er spricht, ist
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