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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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Köstlich!«, zog das Taschentuch aus meinem Obi, tupfte mir damit die Lippen ab und stellte zu meiner Erleichterung fest, daß Herr Schneegeriesel nichts gemerkt hatte, denn er beäugte gierig die volle Tasse, die vor ihm auf dem Tischchen stand. Nach einer Weile nahm er sie mit zwei Fingern und kippte sie sich mit einem Ruck in den Hals, bevor er aufstand und sich entschuldigte, um zur Toilette zu gehen.
    Es gehört zu den Aufgaben einer Lerngeisha, den Mann zur Toilette und wieder zurück zu begleiten, doch von einer Novizin wird dies niemand verlangen. Wenn keine Lerngeisha anwesend ist, wird der Mann gewöhnlich allein zur Toilette gehen oder sich von einer Geisha begleiten lassen. Aber Herr Schneegeriesel stand da und blickte auf mich herab, bis mir klarwurde, daß er auf mich wartete.
    Ich kannte mich nicht aus im Komoriya-Teehaus, aber Herrn Schneegeriesel war der Weg vertraut. Ich folgte ihm den Flur entlang und um eine Ecke. Er trat beiseite, während ich die Toilettentür für ihn zurückschob. Ich schloß sie hinter ihm und wartete draußen im Flur. Ich hörte, wie jemand die Treppe heraufkam, dachte mir jedoch nichts dabei. Kurz darauf war Herr Schneegeriesel fertig, und wir machten uns auf den Rückweg. Als ich das Zimmer betrat, entdeckte ich, daß sich eine weitere Geisha zu unserer Party gesellt hatte, und zwar in Begleitung einer Lerngeisha. Da die beiden mit dem Rücken zur Tür saßen, konnte ich ihre Gesichter nicht sehen, bis ich Herrn Schneegeriesel rund um den Tisch gefolgt war und wieder meinen Platz eingenommen hatte. Sie können sich sicher vorstellen, welch einen Schock ich erhielt, als ich sie zu sehen bekam, denn dort, auf der anderen Tischseite, saß die Frau, die nicht zu sehen ich alles gegeben hätte: Es war Hatsumomo, die mir zulächelte, und neben ihr saß Kürbisköpfchen!

15. KAPITEL
    Wenn sie glücklich war, lächelte Hatsumomo wie jeder Mensch; doch sie war niemals glücklicher, als wenn sie einem anderen Schaden zufügen konnte. Deswegen zeigte sie auch jetzt ein so wunderschönes Lächeln, als sie ausrief:
    »Du meine Güte, was für ein Zufall! Da ist ja eine Novizin! Ich sollte diese Geschichte wirklich nicht weitererzählen, sonst bringe ich das arme Kind noch in Verlegenheit!«
    Ich hoffte, Mameha werde sich entschuldigen und mich mitnehmen. Aber sie warf mir nur einen besorgten Blick zu. Sie hatte offenbar das Gefühl, wenn sie Hatsumomo mit diesen Männern allein ließ, so wäre das, als liefe sie aus einem brennenden Haus davon. Statt dessen sollten wir lieber dableiben und den Schaden in Grenzen halten.
    »Wirklich, ich glaube, es gibt nichts Schwierigeres, als eine Novizin zu sein«, sagte Hatsumomo. »Meinst du nicht auch, Kürbisköpfchen?«
    Kürbisköpfchen war inzwischen ein richtiger Lehrling; Novizin war sie vor einem halben Jahr gewesen. Ich schaute sie mitleidheischend an, aber sie starrte, beide Hände im Schoß, stumm auf den Tisch vor ihr. Da ich sie kannte, sagte mir die kleine Falte an ihrer Nasenwurzel, daß sie verstört war.
    »Ja, Herrin«, sagte sie.
    »Ein so schwieriger Lebensabschnitt«, fuhr Hatsumomo fort. »Ich kann mich heute noch erinnern, wie anstrengend ich ihn fand… Wie heißt du, kleine Novizin?«
    Zum Glück antwortete Mameha für mich.
    »Du hast wirklich recht damit, daß es eine schwere Zeit für dich war, Hatsumomo-san. Obwohl du natürlich sehr viel ungeschickter warst als die meisten anderen.«
    »Ich will den Rest der Geschichte hören«, meldete sich einer der Männer zu Wort.
    »Damit die arme Novizin in Verlegenheit gerät, die gerade zu uns gekommen ist?« fragte Hatsumomo. »Ich werde ihn nur erzählen, wenn Sie versprechen, daß Sie dabei nicht an dieses arme Mädchen denken. Stellen Sie sich also eine andere vor.«
    In ihrer Bösartigkeit konnte Hatsumomo überaus erfinderisch sein. Die Männer hatten bis dahin wahrscheinlich nicht angenommen, daß diese Geschichte mir zugestoßen sei, aber von nun an würden sie das mit Sicherheit tun.
    »Also, wo war ich?« begann Hatsumomo. »Ach ja. Nun, diese Novizin, die ich erwähnte… An ihren Namen kann ich mich nicht erinnern, aber ich sollte ihr einen geben, damit Sie sie nicht mit diesem armen Mädchen verwechseln. Sag mir, kleine Novizin… wie heißt du?«
    »Sayuri, Herrin«, antwortete ich. Und mein Gesicht wurde so heiß vor Nervosität, daß es mich nicht gewundert hätte, wenn mein Make-up dahingeschmolzen und langsam in meinen Schoß getropft wäre.
    »Sayuri. Wie

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