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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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Nachsicht zu bitten und so weiter. Der Direktor war sehr nervös, mit vorstehenden Augen und dünnen, zerbrechlich wirkenden Knochen. Er sah mich nicht einmal an, sondern drückte in dem fast überquellenden Aschenbecher vor ihm seine Zigarette aus und sagte:
    »Was soll dieses Gerede über Konda-san, den Perückenmacher? Den ganzen Abend redet ihr Mädchen davon, aber nicht eine von euch will sie erzählen.«
    »Ehrlich, ich weiß es wirklich nicht!« sagte Mameha.
    »Und das bedeutet«, warf eine der anderen Geishas ein, »daß es ihr zu peinlich ist, die Geschichte zu erzählen. Aber wenn sie’s nicht tut, werde ich sie wohl erzählen müssen.«
    Den Männern schien dieser Vorschlag zu gefallen, aber Mameha seufzte nur.
    »Ich werde Mameha eine Tasse Sake geben, das wird ihren Nerven guttun«, sagte der Direktor. Er spülte seine Saketasse in einer Wasserschale aus, die zu diesem Zweck auf dem Tisch stand, bevor er sie ihr anbot.
    »Nun«, begann die andere Geisha, »dieser Konda-san ist der beste Perückenmacher von Gion. Und Mameha-san war jahrelang seine Kundin. Sie nimmt nämlich immer nur das Beste. Das merkt man sofort, wenn man sie ansieht.«
    Mameha tat, als sei sie ärgerlich.
    »Na, am besten ironisch lächeln kann sie schon«, warf einer der Männer ein.
    »Während einer Aufführung«, fuhr die Geisha fort, »ist der Perückenmacher stets hinter der Bühne, um beim Kostümwechsel behilflich zu sein. Denn während die Geisha das eine Gewand ablegt, um ein anderes anzuziehen, verrutscht zuweilen hier und da etwas, und dann plötzlich… eine nackte Brust! Oder eine Haarsträhne! So etwas passiert eben, wissen Sie. Jedenfalls…«
    »All die Jahre habe ich in einer Bank gearbeitet«, sagte einer der Männer. »Aber jetzt wünschte ich mir, Perückenmacher zu sein!«
    »Dazu gehört mehr, als nackte Frauen zu begaffen. Außerdem ist Mameha-san ohnehin sehr prüde und geht immer hinter einen Wandschirm, wenn sie sich umziehen will…«
    »Laß lieber mich die Geschichte erzählen«, fiel Mameha ihr ins Wort. »Du wirst nur meinen Ruf ruinieren. Ich bin nicht prüde, aber weil Konda-san mich immer so anstarrte, als könne er’s gar nicht erwarten bis zum nächsten Kostümwechsel, ließ ich mir einen Wandschirm bringen. Es ist ein Wunder, daß Konda-san nicht mit den Blicken ein Loch hineingebrannt hat, so angestrengt versuchte er, noch durch den Schirm hindurchzusehen.«
    »Warum hast du ihm nicht einfach hier und da einen flüchtigen Blick erlaubt?« warf der Direktor ein. »Was kann es schon schaden, ein bißchen nett zu sein?«
    »So habe ich es nie gesehen«, gab Mameha-san zurück. »Sie haben recht, Direktor. Was kann ein flüchtiger Blick schon schaden? Wie wär’s, wenn Sie uns jetzt mal einen gewähren würden?«
    Alle Anwesenden brachen in lautes Lachen aus. Doch gerade als sie sich wieder ein wenig beruhigten, löste der Direktor einen neuen Lachanfall aus, weil er aufstand und am Gürtel seines Kimonos nestelte.
    »Aber nur, wenn du mir ebenfalls einen Blick gestattest«, sagte er zu Mameha.
    »So haben wir aber nicht gewettet!« wehrte Mameha ab.
    »Das ist nicht sehr großzügig von dir.«
    »Großzügige Menschen werden auch nicht Geisha«, sagte Mameha, »sondern Gönner von Geishas.«
    »Dann eben nicht«, sagte der Direktor und nahm wieder Platz. Ich muß gestehen, daß ich höchst erleichtert war, als er aufgab, denn obwohl die anderen sich königlich zu amüsieren schienen, war mir die ganze Geschichte peinlich.
    »Wo war ich?« fragte Mameha. »Nun gut, ich ließ mir eines Tages den Wandschirm bringen und dachte, das würde genügen, um mich vor Konda-san in Sicherheit zu bringen. Doch als ich einmal von der Toilette zurückeilte, konnte ich ihn nirgendwo finden. Ich wurde nervös, denn für den nächsten Auftritt brauchte ich eine Perücke. Bald schon fanden wir ihn, wie er auf einer Truhe an der Wand saß, ganz elend wirkte und stark schwitzte. Ich fragte mich, ob er etwas mit dem Herzen hatte. Neben ihm lag meine Perücke, und als er mich sah, entschuldigte er sich und half mir, sie aufzusetzen. Später an diesem Nachmittag überreichte er mir dann ein Briefchen, das er mir geschrieben hatte…«
    An diesem Punkt unterbrach sich Mameha. Schließlich fragte einer der Männer: »Nun? Was stand darin?«
    Mameha bedeckte ihre Augen mit der Hand. Sie war zu verlegen, um weiterzusprechen, und wieder brachen alle in Lachen aus.
    »Na schön, ich werde Ihnen sagen, was er geschrieben

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