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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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so verkniffen, daß sie fast unattraktiv wirkte. Nur einen kurzen Moment blieb sie vor mir stehen; dann holte sie aus und versetzte mir eine schallende Ohrfeige. Das letzte, was ich davor sah, waren ihre gebleckten Zähne, die einem doppelten Perlenstrang glichen.
    Ich war so verblüfft, daß ich mich nicht erinnern kann, was unmittelbar darauf geschah. Aber Tantchen und Hatsumomo schienen eine Auseinandersetzung zu haben, denn als nächstes hörte ich Hatsumomo sagen: »Wenn dieses Mädchen mich noch einmal vor allen lächerlich macht, werde ich ihr auch die andere Gesichtshälfte polieren!«
    »Wieso soll ich Sie lächerlich gemacht haben?« fragte ich sie.
    »Du hast genau gewußt, was ich meine, als ich fragte, ob du Haare hast, aber du hast einen Narren aus mir gemacht. Ich schulde dir eine Gefälligkeit, kleine Chiyo. Ich werde sie dir bald zurückzahlen, darauf kannst du dich verlassen.«
    Hatsumomos Zorn schien sich zu legen. Sie verließ die Okiya wieder und gesellte sich zu Kürbisköpfchen, die sie auf der Straße erwartete und sich vor ihr verneigte.
    Am folgenden Tag berichtete ich Mameha davon, aber sie hörte kaum zu.
    »Wo liegt das Problem?« fragte sie mich. »Hatsumomo hat zum Glück keinen Fleck auf deinem Gesicht hinterlassen. Hattest du etwa erwartet, daß sie sich über deine Bemerkung freut?«
    »Ich frage mich nur, was das nächstemal passiert, wenn wir ihr begegnen«, antwortete ich.
    »Was dann passieren wird, werde ich dir sagen. Wir werden auf dem Absatz kehrtmachen und verschwinden. Der Gastgeber wird sich zwar wundern, daß wir eine Party verlassen, zu der wir gerade erst gekommen sind, aber das ist immer noch besser, als Hatsumomo noch einmal Gelegenheit zu geben, dich zu demütigen. Wie dem auch sei, wenn wir sie treffen, wird das ein Segen sein.«
    »Also wirklich, Mameha-san, wie könnte das ein Segen sein?«
    »Wenn Hatsumomo uns zwingt, ein paar Teehäuser zu verlassen, werden wir eben auf Partys gehen. Und auf die Art wirst du in Gion noch viel schneller bekannt werden.«
    Mamehas Zuversicht beruhigte mich. Und als wir später nach Gion aufbrachen, erwartete ich, daß ich am Ende des Abends, wenn ich mein Make-up entfernte, feststellen würde, daß meine Haut vor Genugtuung über den langen Abend glühte. Unsere erste Station war die Party für einen jungen Filmschauspieler, der nicht älter als achtzehn wirkte, aber kein einziges Haar auf dem Kopf hatte, nicht einmal Wimpern und Augenbrauen. Wenige Jahre später sollte er sehr berühmt werden, aber nur wegen der Umstände seines Todes: Er brachte sich mit einem Schwert um, nachdem er in Tokyo eine junge Kellnerin ermordet hatte. Wie dem auch sei, ich fand ihn ziemlich sonderbar, bis mir auffiel, daß er immer wieder zu mir herübersah. Ich hatte so lange Zeit in der Abgeschiedenheit der Okiya zugebracht, daß ich, wie ich gestehen muß, von seiner Aufmerksamkeit höchst angetan war. Wir blieben über eine Stunde, und keine Hatsumomo erschien. Allmählich kam ich zu der Ansicht, daß meine Träume vom Erfolg tatsächlich wahr wurden.
    Dann besuchten wir eine Party, die der Rektor der Universität von Kyoto gab. Mameha begann sich sofort mit einem Mann zu unterhalten, den sie seit einiger Zeit nicht mehr gesehen hatte, so daß ich auf mich allein gestellt war. Der einzige Platz am Tisch, den ich fand, war neben einem alten Mann mit schmutzigem Hemd, der sehr durstig gewesen sein muß, weil er ununterbrochen Bier trank, es sei denn, er nahm das Glas vom Mund, um zu rülpsen. Gerade als ich mich neben ihn kniete, um mich ihm vorzustellen, wurde die Tür aufgeschoben. Ich hatte erwartet, daß eine Dienerin eine weitere Runde Sake brachte, doch draußen im Flur knieten Hatsumomo und Kürbisköpfchen!
    »Gütiger Himmel!« hörte ich Mameha zu dem Mann sagen, mit dem sie sich unterhielt. »Geht Ihre Uhr richtig?«
    »Haargenau richtig«, antwortete er. »Ich stelle sie jeden Nachmittag nach der Bahnhofsuhr.«
    »Ich fürchte, Sayuri und ich müssen leider sehr unhöflich sein und uns entschuldigen. Wir wurden schon vor einer halben Stunde anderswo erwartet!«
    Damit erhoben wir uns und verließen die Party im selben Moment, da Hatsumomo und Kürbisköpfchen hereinkamen.
    Als wir das Teehaus verließen, zog mich Mameha in ein leeres Tatami-Zimmer. Im diffusen Licht konnte ich ihre Züge nicht ausmachen, sondern nur das schöne Oval ihres Gesichts mit der kunstvollen Haarkrone darüber. Wenn ich sie nicht sehen konnte, dann konnte sie

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