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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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halte sich die Sorgfalt vor Augen, die auf jedes Detail eines Kimonos verwendet wird – etwa die gleiche Sorgfalt war auf den Entwurf und die Pflege des gesamten Besitzes verwendet worden, auf dem der Baron lebte. Das Haupthaus ging auf die Zeit seines Großvaters zurück, aber die Gärten, die mir wie ein riesiger Brokat aus verschiedenen Gewebestrukturen erschienen, waren von seinem Vater entworfen und angelegt worden. Offenbar hatten Haus und Gärten nie so recht zueinander gepaßt, bis der ältere Bruder des Barons ein Jahr vor seiner Ermordung den Teich verlegt und außerdem einen Moosgarten mit Trittsteinen geschaffen hatte, die vom Mondpavillon neben dem Haus herüberführten. Schwarze Schwäne glitten mit einer so stolzen Haltung über das Wasser, daß ich mich schämte, einer so plumpen Gattung wie den Menschen anzugehören.
    Da wir die Teezeremonie vorbereiten sollten, an der die Herren teilnehmen würden, sobald sie dazu bereit waren, war ich ein wenig verwirrt, als wir durch das Haupttor kamen und nicht zum Teepavillon gingen, sondern direkt zum Ufer des Teichs, wo wir ein kleines Boot bestiegen. Das Boot war ungefähr so groß wie ein kleines Zimmer. Der meiste Platz wurde von Holzbänken am Rand eingenommen, aber an einem Ende erhob sich ein kleiner überdachter Pavillon mit einer Tatami-Plattform. Die Papierschiebewände waren geöffnet, um Luft hereinzulassen. In der Mitte lag eine mit Sand gefüllte Holzvertiefung, die uns als Feuerstelle diente. Dort entzündete Mameha die Holzkohleblöcke, mit denen sie das Wasser in einem schön geformten eisernen Teekessel erhitzte. Während sie damit beschäftigt war, versuchte ich mich nützlich zu machen, indem ich die Gerätschaften für die Zeremonie ordnete. Ich war schon jetzt ziemlich nervös, dann aber wandte sich Mameha, nachdem sie den Kessel aufs Feuer gesetzt hatte, zu mir um und sagte:
    »Du bist doch ein kluges Mädchen, Sayuri. Ich brauche dir nicht zu sagen, was aus dir wird, wenn Dr. Krebs oder Nobu das Interesse an dir verlieren. Du mußt vermeiden, daß einer der beiden denkt, du schenkst dem anderen zuviel Aufmerksamkeit. Aber ein bißchen Eifersucht kann natürlich nicht schaden. Ich bin sicher, daß du das geschickt bewältigen wirst.«
    Ich selbst war mir da zwar nicht so sicher, aber ich würde es wenigstens versuchen müssen.
    Eine halbe Stunde verging, bevor der Baron und seine zehn Gäste vom Haus herübergeschlendert kamen. Immer wieder blieben sie stehen, um die Berge aus den verschiedensten Blickwinkeln zu betrachten. Als sie an Bord des Bootes kamen, stakte uns der Baron mit einer Stange in die Teichmitte. Mameha bereitete den Tee, während ich den Gästen ihre Teeschalen servierte.
    Später machten wir gemeinsam mit den Herren einen Spaziergang durch den Garten und kamen schon bald an eine hölzerne Plattform über dem Wasser, wo mehrere Dienerinnen, die alle in den gleichen Kimonos steckten, Sitzkissen für die Herren arrangierten und auf Tabletts Fläschchen mit warmem Sake bereitstellten. Ich sorgte dafür, daß ich neben Dr. Krebs kniete, und überlegte gerade, was ich sagen könnte, als der Doktor sich zu meinem Erstaunen als erster an mich wandte.
    »Ist die Wunde an deinem Bein zufriedenstellend verheilt?« erkundigte er sich.
    Das war im März, verstehen Sie, und das Bein hatte ich mir im November verletzt. In den dazwischenliegenden Monaten hatte ich Dr. Krebs so oft gesehen, daß ich es nicht mehr zählen konnte, und ich habe keine Ahnung, warum er so lange damit gewartet und sich ausgerechnet diesen Moment ausgesucht hatte, mich danach zu fragen, überdies noch in Gegenwart so vieler Leute. Zum Glück hatte ihn niemand sonst gehört, deswegen senkte ich meine Stimme, als ich ihm antwortete.
    »Vielen Dank, Doktor. Mit Ihrer Hilfe ist sie vollständig verheilt.«
    »Ich hoffe, die Wunde hat keine allzu dicke Narbe hinterlassen«, sagte er.
    »O nein, nur einen winzigen Strich.«
    Hier hätte ich das Gespräch beenden können, indem ich ihm noch etwas Sake nachschenkte oder einfach das Thema wechselte, aber zufällig entdeckte ich, daß er sich den Daumen der einen mit den Fingern der anderen Hand rieb. Der Doktor war ein Mann, der nie eine unnötige Bewegung machte, und wenn er sich den Daumen auf diese Art rieb, während er an mein Bein dachte… Nun ja, ich hielt es für töricht, in diesem Moment das Thema zu wechseln.
    »Es ist keine dicke Narbe«, fuhr ich fort. »Manchmal, wenn ich im Bad sitze, streiche ich mit

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