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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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Kimono ansehe oder eine nackte Frau… na ja!«
    »Es fragt Sie aber niemand«, gab Nobu zurück. »Ich persönlich würde gern wissen, woran Arashino gerade arbeitet.«
    Doch Arashino hatte keine Gelegenheit zu einer Antwort, denn der Baron, der gerade einen letzten Schluck Sake trank, wäre beinahe daran erstickt, so eilig hatte er es, ihm zuvorzukommen.
    »Mmmh… Augenblick mal«, protestierte er. »Trifft es nicht zu, daß jeder Mann auf der Welt gern nackte Frauen sieht? Ich meine, Nobu, wollten Sie etwa sagen, daß ein nackter Frauenleib Sie nicht interessiert?«
    »Das wollte ich ganz und gar nicht sagen«, entgegnete Nobu. »Ich wollte sagen, daß ich meine, wir sollten Arashino bitten, uns genau zu schildern, woran er in der letzten Zeit gearbeitet hat.«
    »Ach ja, das interessiert mich sicherlich auch«, sagte der Baron. »Aber wissen Sie, ich finde es wirklich faszinierend, daß wir Männer, so unterschiedlich wir auch sein mögen, einander im Grunde gleichen. Auch Sie können nicht vorgeben darüberzustehen. Nobu-san. Wir wissen Bescheid, meinen Sie nicht? Es gibt keinen Mann, der nicht ein hübsches Sümmchen Geld ausgeben würde für die Chance, Sayuri beim Baden zuzusehen. Eh? Ich muß zugeben, das ist eine meiner ganz speziellen Phantasien. Also los! Tun Sie nicht so, als ginge es Ihnen da anders!«
    »Die arme Sayuri ist erst eine Lerngeisha«, mischte sich Mameha ein. »Vielleicht sollten wir ihr dieses Gespräch ersparen.«
    »Aber auf gar keinen Fall!« widersprach der Baron. »Je früher sie die Welt so sieht, wie sie wirklich ist, desto besser. Viele Männer tun, als seien sie nicht hinter den Weibern her, um ihnen unter all diese Röcke zu kommen, aber hör gut zu, Sayuri: Es gibt nur eine einzige Sorte Mann! Und da wir gerade beim Thema sind: Jeder Mann, der hier sitzt, hat irgendwann an diesem Nachmittag daran gedacht, wieviel Freude es ihm machen würde, dich nackt zu sehen. Was hältst du davon?«
    Ich saß da, die Hände im Schoß, starrte auf die hölzerne Plattform und versuchte, schüchtern auszusehen. Irgendwie mußte ich auf das reagieren, was der Baron gesagt hatte, vor allem da alle anderen sich so still verhielten, doch bevor mir etwas einfiel, tat Nobu etwas sehr, sehr Nettes. Er stellte seine Saketasse auf die Plattform und erhob sich, um sich zu entschuldigen.
    »Tut mir leid, Baron, aber ich kenne den Weg zur Toilette nicht«, sagte er. Das war natürlich das Stichwort für mich, ihn zu begleiten.
    Ich kannte den Weg zur Toilette nicht besser als Nobu, aber ich wollte mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, mich aus der Runde zurückzuziehen. Als ich auf die Füße gekommen war, erbot sich eine Dienerin, mir den Weg zu zeigen, und führte mich um den Tisch herum, während Nobu wiederum mir folgte.
    Im Haus gingen wir durch einen langen Flur aus hellem Holz. An einer Seite standen, hell erleuchtet vom Sonnenschein, der durch die Fensterfront auf der anderen Seite drang, Ausstellungsvitrinen mit Glasplatten. Ich wollte Nobu bis ans Ende des Flures führen, aber er blieb vor einer Vitrine mit einer Anzahl antiker Schwerter stehen. Er tat, als sähe er sich die Waffen an, trommelte jedoch zumeist mit den Fingern auf dem Glas herum und blies immer wieder Luft durch die Nase, denn er war noch immer sehr zornig. Auch ich war ärgerlich über das, was geschehen war. Aber ich war ihm auch sehr dankbar dafür, daß er mich gerettet hatte, und wußte nicht recht, wie ich meiner Dankbarkeit Ausdruck verleihen sollte. Bei der nächsten Vitrine mit einer Sammlung geschnitzter netsuke-Köpfe aus Elfenbein fragte ich ihn, ob er Antiquitäten mochte.
    »Antiquitäten wie den Baron, meinst du? Ganz und gar nicht!«
    Der Baron war kein besonders alter Mann, er war sogar weit jünger als Nobu. Aber ich wußte, was er meinte: Er betrachtete den Baron als Relikt der Feudalzeit.
    »Verzeihung«, sagte ich, »aber ich dachte an die Antiquitäten hier in der Vitrine.«
    »Wenn ich die Schwerter da drüben sehe, muß ich an den Baron denken. Wenn ich die netsuke hier sehe, muß ich an den Baron denken. Er unterstützt unsere Firma, und ich stehe tief in seiner Schuld. Aber wenn ich es vermeiden kann, verschwende ich nicht gern meine Zeit mit Gedanken an ihn. Beantwortet das deine Frage?«
    Ich verneigte mich wortlos vor ihm, und er schritt so schnell den Gang zu den Toiletten hinunter, daß ich zu spät kam, um ihm die Tür aufzuhalten.
    Als wir später an den Teich zurückkehrten, sah ich erfreut,

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