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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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Okiya führen soll?«
    Ein paar Minuten später kam eine Dienerin mit einem Tablett, auf dem eine Teekanne und eine Teetasse standen – nicht zwei Tassen, sondern nur eine einzige –, doch Mutter schien das nicht weiter zu kümmern. Ich füllte ihre Tasse, sie trank daraus und starrte mich mit ihren rotumränderten Augen an.

24. KAPITEL
    Als Mameha am folgenden Tag zurückkehrte und erfuhr, daß Mutter sich entschlossen hatte, mich zu adoptieren, schien sie nicht so erfreut zu sein, wie ich erwartet hatte. Gewiß, sie nickte und machte ein zufriedenes Gesicht, aber ein Lächeln konnte ich nicht entdecken. Ich fragte, ob etwa nicht alles so gelaufen sei, wie sie es sich erhofft hatte.
    »O nein, das Bieten zwischen Dr. Krebs und Nobu verlief genauso, wie ich es gehofft hatte«, antwortete sie. »Da es sich beim letzten Gebot um eine beträchtliche Summe handelte, war mir, sobald ich es erfuhr, sofort klar, daß Frau Nitta dich adoptieren würde. Ich freue mich wirklich!«
    Das sagte sie jedenfalls. Die Wahrheit sah, wie ich in den darauffolgenden Jahren nach und nach erfuhr, ganz anders aus. Denn erstens war das Bieten nicht zum Wettstreit zwischen Dr. Krebs und Nobu, sondern zum Kampf zwischen Dr. Krebs und dem Baron geworden. Ich kann nicht nachfühlen, was Mameha dabei empfunden haben muß, aber ich bin überzeugt, daß dies der Grund war, warum sie kurzzeitig so kühl zu mir war und warum sie die Wahrheit für sich behielt.
    Damit will ich nicht sagen, daß Nobu überhaupt nicht beteiligt war. Im Gegenteil, er hatte anfangs höchst aggressiv für meine mizuage geboten, aber wirklich nur während der ersten paar Tage, ehe der Betrag auf über achttausend Yen stieg. Als er dann paßte, geschah das vermutlich nicht, weil der Betrag zu hoch für ihn wurde, denn Mameha hatte von Anfang an gewußt, daß Nobu, wenn er wollte, gegen jedes andere Gebot mithalten konnte. Was Mameha dagegen nicht erwartet hatte, war die Tatsache, daß Nobu gar nicht so brennend an meiner mizuage interessiert war. Schließlich verschwendet nur eine bestimmte Art von Mann Zeit und Geld darauf, einer mizuage nachzujagen, und wie sich herausstellte, gehörte Nobu nicht dazu. Wie Sie sich erinnern werden, hatte Mameha mir erklärt, daß kein Mann jemals die Bekanntschaft mit einer fünfzehnjährigen Lerngeisha pflegen würde, wenn er nicht an ihrer mizuage interessiert sei. Und im Verlauf ebendieses Gesprächs hatte sie mir versichert: »Daß es nicht deine Konversation ist, die ihn interessiert, steht ja wohl fest.« Im Hinblick auf die Konversation mag sie recht gehabt haben; ich weiß es nicht. Aber was immer es war, weswegen sich Nobu zu mir hingezogen fühlte – meine mizuage war es auch nicht.
    Was dagegen Dr. Krebs betraf, so war er ein Mann, der vermutlich lieber auf altmodische Art Selbstmord begangen hätte, als zuzulassen, daß ein Mann wie Nobu ihm eine mizuage wegschnappte. Natürlich bot er nach den ersten Tagen nicht mehr gegen Nobu, aber das wußte er nicht, und die Herrin des Ichiriki hatte beschlossen, es ihm nicht zu sagen. Sie wollte den Preis so hoch wie möglich treiben. Wenn sie mit ihm telefonierte, sagte sie daher Dinge wie: »Ach, Doktor, ich habe gerade Nachricht aus Osaka bekommen; es gibt ein Gebot über fünftausend Yen.« Sie hatte wahrscheinlich wirklich Nachricht aus Osaka erhalten, denn die Herrin ließ es sich angelegen sein, niemals wirklich direkt zu lügen. Aber sobald sie Osaka und irgendein Angebot im selben Atemzug erwähnte, mußte Dr. Krebs natürlich annehmen, das Gebot komme von Nobu, obgleich es in Wirklichkeit vom Baron kam.
    Der Baron wiederum wußte genau, daß der Doktor sein Konkurrent war, aber das war ihm gleichgültig. Er wollte die mizuage für sich gewinnen und schmollte wie ein kleiner Junge, als ihm klarwurde, daß ihm das möglicherweise nicht gelingen würde. Einige Zeit später berichtete mir eine Geisha von einem Gespräch, das sie mit ihm etwa zu jener Zeit geführt hatte. »Hast du gehört, was geschehen ist?« hatte der Baron sie gefragt. »Ich versuche eine mizuage zu ersteigern, doch ein gewisser lästiger Doktor versucht mich daran zu hindern. Eine bisher unentdeckte Region kann immer nur von einem einzigen Mann erforscht werden, und dieser Mann will unbedingt ich sein! Aber was soll ich machen? Der törichte Doktor scheint nicht zu begreifen, daß die Zahlen, mit denen er um sich wirft, echtes Geld darstellen!«
    Als die Gebote immer höher wurden, begann der Baron vom

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