Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
Vom Netzwerk:
Gang kommen.«
    »Das verstehe ich nicht«, gab ich zurück. »Was für Dinge?«
    »Alle möglichen Dinge«, antwortete sie und ging, ohne auch nur eine Tasse Tee getrunken zu haben.
    Sie blieb drei Tage fort. Anfangs raste mein Herz jedesmal, wenn ich hörte, daß eine der Dienerinnen zu mir kam. Aber zwei Tage vergingen, ohne daß sich etwas ereignete. Am dritten Tag kam Tantchen dann zu mir in den Flur, um mir zu sagen, daß Mutter mich oben zu sehen wünschte.
    Als ich gerade den Fuß auf die erste Stufe gesetzt hatte, hörte ich, wie eine Tür aufgeschoben wurde, und plötzlich kam Kürbisköpfchen heruntergelaufen. Sie kam wie Wasser, das aus einem Eimer gegossen wird – so schnell, daß ihre Füße kaum die Stufen berührten, und auf halber Höhe verhakte sich ihr Finger im Treppengeländer. Es muß weh getan haben, denn sie stieß einen Schrei aus und blieb unten an der Treppe stehen, um sich den verletzten Finger zu halten.
    »Wo ist Hatsumomo?« fragte sie. Sie hatte offensichtlich Schmerzen. »Ich muß mit ihr sprechen!«
    »Mir scheint, du leidest schon genug Schmerzen«, sagte Tantchen. »Mußt du zu Hatsumomo gehen, damit sie dir noch mehr weh tun kann?«
    Kürbisköpfchen wirkte furchtbar erregt, und das nicht nur wegen ihres Fingers, doch als ich sie fragte, was denn los sei, lief sie wortlos durch die Eingangshalle und stürzte zum Haus hinaus.
    Als ich das Zimmer betrat, saß Mutter an ihrem Tisch. Sie begann ihre Pfeife zu stopfen, überlegte es sich dann aber doch anders und packte sie fort. Auf dem Regal mit den Kontobüchern stand oben eine wunderschöne Uhr im europäischen Stil unter einem Glassturz. Mutter sah immer wieder hinauf, aber ein paar Minuten vergingen, und sie hatte noch immer nichts zu mir gesagt. Schließlich faßte ich mir ein Herz. »Es tut mir leid, wenn ich Sie störe, Mutter, aber man sagte mir, daß Sie mich sprechen wollten.«
    »Der Doktor hat sich verspätet«, gab sie zurück. »Wir werden auf ihn warten.«
    Ich dachte, sie spreche von Dr. Krebs und meinte, daß er in die Okiya kommen würde, um die Arrangements für meine mizuage zu besprechen. Da ich so etwas nicht erwartet hatte, verspürte ich ein seltsames Kribbeln im Bauch. Mutter verbrachte die Wartezeit damit, Taku zu streicheln, der ihrer Aufmerksamkeit aber schnell müde wurde und ein leises Knurren von sich gab.
    Schließlich hörten wir, daß die Dienerinnen jemanden in der Eingangshalle unten begrüßten, und Mutter stieg die Treppe hinab. Als sie wenige Minuten darauf zurückkehrte, brachte sie nicht etwa Dr. Krebs mit, sondern einen weit jüngeren Mann mit glattem Silberhaar und einer schwarzen Ledertasche.
    »Das ist das Mädchen«, erklärte ihm Mutter.
    Ich verneigte mich vor dem jungen Arzt, der sich vor mir ebenfalls verneigte.
    »Herrin«, wandte er sich an Mutter, »wo sollen wir…?«
    Mutter anwortete, das Zimmer, in dem wir uns befänden, sei durchaus geeignet. Ich ahnte, daß mir etwas Unangenehmes bevorstand. Sie begann meinen Obi zu lösen und auf dem Tisch zu falten. Dann nahm sie mir den Kimono von den Schultern und hängte ihn auf einen Ständer in der Ecke. In meinem gelben Unterkleid stand ich so gelassen da, wie ich nur konnte, doch gleich darauf begann Mutter das Taillenband aufzuknoten, das mein Unterkleid zusammenhielt. Unwillkürlich wehrte ich sie mit den Armen ab, aber sie schob sie einfach beiseite, was mich an den Baron erinnerte, und das machte mich ganz krank. Nachdem sie das Taillenband entfernt hatte, griff sie hinein und zog mein koshimaki heraus – wiederum so, wie es in Hakone geschehen war. Mir gefiel das überhaupt nicht, doch statt mein Unterkleid wie der Baron auseinanderzuschlagen, wickelte sie mich wieder hinein und befahl mir, mich auf die Matten zu legen.
    Der Doktor kniete zu meinen Füßen nieder, entschuldigte sich und schlug mein Unterkleid auseinander, um meine Beine freizulegen. Mameha hatte mir nur wenig über die mizuage erzählt, aber mir schien, daß ich jetzt gleich einiges erfahren würde. War das Bieten schon vorüber und dieser junge Arzt als Sieger daraus hervorgegangen? Was war mit Dr. Krebs und Nobu? Es kam mir sogar in den Sinn, daß Mutter absichtlich Mamehas Pläne durchkreuzte. Der junge Doktor rückte meine Beine zurecht und griff mit seiner Hand dazwischen, die, wie ich festgestellt hatte, so glatt und elegant war wie die des Direktors. Ich fühlte mich so sehr gedemütigt und entblößt, daß ich mein Gesicht bedecken mußte. Ich wollte

Weitere Kostenlose Bücher