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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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Aussteigen zu reden. Aber die Summe hatte sich schon so sehr einem neuen Rekord genähert, daß die Herrin des Ichiriki beschloß, sie noch ein bißchen in die Höhe zu treiben, indem sie den Baron genauso irreführte, wie sie den Doktor irregeführt hatte. Am Telefon erklärte sie ihm, der »andere Herr« habe ein sehr hohes Gebot gemacht, und setzte hinzu: »Aber viele Leute meinen, daß er nicht mehr höher gehen wird.« Ich bin sicher, daß es Leute gegeben hat, die das von dem Doktor glaubten, aber die Herrin gehörte nicht dazu. Sie wußte, daß der Doktor den Baron, sobald dieser sein letztes Gebot abgegeben hatte – wie hoch es auch ausfallen mochte –, noch überbieten würde.
    Schließlich erklärte sich Dr. Krebs einverstanden, elftausendfünfhundert Yen für meine mizuage zu bezahlen. Bis zu jenem Zeitpunkt war das die höchste Summe, die in Gion je für eine mizuage bezahlt worden war, und vermutlich auch in allen anderen Geishavierteln Japans. Vergessen Sie nicht, daß die Geisha für eine Stunde ihrer Zeit damals etwa vier Yen bekam und daß ein extravaganter Kimono ungefähr anderthalbtausend Yen kostete. Das mag nach nicht sehr viel klingen, war aber doch weit mehr, als ein Arbeiter in einem Jahr verdienen konnte.
    Ich muß gestehen, daß ich nicht sehr viel von Gelddingen verstehe. Die meisten Geishas brüsten sich damit, niemals Bargeld mit sich herumzutragen, sondern überall anschreiben zu lassen. Sogar jetzt in New York lebe ich immer noch genauso. Ich kaufe in den Geschäften, in denen man mich vom Sehen kennt und wo die Verkäufer so freundlich sind, sich die Dinge, die ich brauche, aufzuschreiben. Wenn dann am Monatsende die Rechnung kommt, habe ich eine bezaubernde Assistentin, die das alles für mich bezahlt. Sie sehen also, daß ich Ihnen wirklich nicht sagen könnte, wieviel Geld ich ausgegeben habe oder wieviel teurer als eine Zeitschrift eine Flasche Parfüm ist. Daher bin ich wohl denkbar schlecht geeignet, irgend etwas zu erklären, was mit Geld zu tun hat. Aber ich werde Ihnen das weitergeben, was mir ein guter Freund einmal gesagt hat, der mit Sicherheit wußte, wovon er redete, denn er war in den sechziger Jahren Japans stellvertretender Finanzminister. Bargeld, hat er gesagt, ist oft in einem Jahr weniger wert als im Jahr zuvor, und deswegen hat Mamehas mizuage im Jahre 1929 in Wirklichkeit mehr gekostet als meine im Jahr 1935, obwohl meine elftausendfünfhundert Yen eingebracht hat und Mamehas nur sieben- oder achttausend.
    Zu dem Zeitpunkt, da meine mizuage verkauft wurde, spielte das alles natürlich keine Rolle. Soweit es die anderen betraf, hatte ich einen neuen Rekord aufgestellt, und den hielt ich bis 1951, als Katsumiyo kam, die ich für eine der größten Geishas unseres Jahrhunderts halte. Meinem Freund, dem stellvertretenden Finanzminister zufolge, hielt den wahren Rekord bis in die sechziger Jahre Mameha. Doch ob der wahre Rekord nun mir gehörte oder Katsumiyo oder Mameha – oder sogar Mamemitsu damals in den 1890ern –, man kann sich unschwer vorstellen, daß es in Mutters kleinen Wurstfingern zu jucken begann, als sie von dieser Rekordsumme hörte.
    Es versteht sich von selbst, daß sie mich deshalb adoptierte. Das Geld für meine mizuage war mehr als genug, um meine Schulden in der Okiya zurückzuzahlen. Wenn Mutter mich nicht adoptiert hätte, wäre einiges von diesem Geld mir selbst zugefallen. Und was Mutter davon hielt, können Sie sich sicher vorstellen. Als ich die Tochter der Okiya wurde, wurden meine Schulden gelöscht, weil die Okiya sie schluckte. Doch meine Einnahmen gingen ebenfalls vollständig an die Okiya – nicht nur damals, zur Zeit meiner mizuage, sondern bis in alle Ewigkeit.
    Die Adoption fand in der folgenden Woche statt. Mein Vorname war bereits in Sayuri abgeändert worden, nun sollte sich auch noch mein Familienname ändern. Früher, in meinem beschwipsten Haus an der Küste, hatte ich Sakomoto Chiyo geheißen. Nun lautete mein Name Nitta Sayuri.
    Unter all den wichtigen Ereignissen im Leben einer Geisha rangiert die mizuage bestimmt nicht unter den letzten. Die meine fand Anfang Juli 1935 statt, als ich fünfzehn Jahre alt war. Sie begann am Nachmittag, zuerst tranken Dr. Krebs und ich bei einer Zeremonie, die uns miteinander verbinden sollte, gemeinsam Sake. Der Grund für diese Zeremonie ist der, daß Dr. Krebs, obwohl die mizuage selbst schnell vorüber sein würde, bis zum Ende seines Lebens mein mizuage-Pate sein würde – auch

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