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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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nicht, was er sagen und wie er sich in Gegenwart einer Geisha verhalten sollte, und ich bin sicher, daß er nervös war, aber er wandte sich sehr tapfer an Mameha und sagte zu ihr: »Warm heute, nicht wahr?« Sie senkte die Stimme und antwortete ihm folgendes:
    »Ja. Sie haben wahrhaftig recht, es ist sehr warm. Sie hätten mich sehen sollen, wie ich heute morgen aus dem Bad stieg. Wenn ich ganz nackt bin, fühle ich mich normalerweise kühl und entspannt. Doch heute morgen war meine ganze Haut mit kleinen Schweißperlen bedeckt, von unten bis oben: meine Schenkel, mein Bauch und… nun ja, andere Stellen ebenfalls.«
    Als dieser arme Junge die Saketasse auf den Tisch stellte, zitterten seine Finger. Ich glaube, er hat diese Geishaparty sein Leben lang nicht vergessen.
    Wenn Sie mich fragen, warum die meisten dieser Partys so langweilig waren, so gibt es meiner Meinung nach zwei Gründe dafür. Erstens: Nur weil ein junges Mädchen von ihrer Familie verkauft und von Kindesbeinen an zur Geisha erzogen wurde, bedeutet das noch lange nicht, daß sie sich als klug erweist oder etwas Interessantes zu sagen hat. Und zweitens: Das gilt ebenso für die Männer. Nur weil ein Mann genug Geld verdient, um nach Gion zu kommen und es zu verschwenden, wie er gerade Lust hat, bedeutet das noch lange nicht, daß er ein guter Gesellschafter ist. Tatsächlich sind es viele Männer gewöhnt, mit großem Respekt behandelt zu werden. Sie sitzen da, die Hände auf den Knien und finstere Falten auf der Stirn, und das ist ihr ganzer Beitrag zur Abendunterhaltung. Einmal hörte ich, wie Mameha eine ganze Stunde damit verbrachte, einem Mann Geschichten zu erzählen, der sie nicht ein einziges Mal ansah, sondern stets nur die anderen Leute im Raum beobachtete. Seltsamerweise war dies genau das, was er wollte, und jedesmal, wenn er nach Gion kam, fragte er immer nur nach Mameha.
    Nach zwei Jahren, die ausgefüllt waren mit Partys und Ausflügen, während ich gleichzeitig mit meinen Studien fortfuhr und an Tanzaufführungen teilnahm, wann immer ich konnte, schaffte ich endlich den Übergang zur regulären Geisha. Das war im Sommer 1938, als ich achtzehn Jahre alt war. Wir nennen diesen Übergang den »Kragenwechsel«, weil die Lerngeisha einen roten Kragen trägt, die Geisha dagegen einen weißen. Doch wenn Sie eine Lerngeisha und eine Geisha Seite an Seite sehen, werden die Kragen der beiden vermutlich das letzte sein, worauf Sie achten. Die Lerngeisha mit ihrem komplizierten Kimono und dem tief herabhängenden Obi würde Sie möglicherweise wohl an eine japanische Puppe erinnern, wohingegen Sie die Geisha vielleicht schlichter, aber auch weiblicher fänden.
    Der Tag, an dem ich meinen Kragen wechselte, war einer der glücklichsten in Mutters Leben, das heißt, sie gab sich zufriedener, als ich sie jemals gesehen hatte. Damals verstand ich es noch nicht, heute dagegen ist mir klar, was sie damals gedacht haben muß. Denn sehen Sie, anders als eine Lerngeisha steht eine vollwertige Geisha einem Mann für weitaus mehr zur Verfügung als nur zum Tee-Einschenken – vorausgesetzt natürlich, die Bedingungen sind akzeptabel. Wegen meiner Verbindung mit Mameha und meiner Beliebtheit in Gion hatte ich so gute Chancen, daß Mutter allen Grund hatte, zufrieden zu sein – wobei Zufriedenheit in Mutters Fall ein Synonym für Geld war.
    Seit ich in New York bin, habe ich erfahren, was das Wort »Geisha« für die meisten Westler bedeutet. Von Zeit zu Zeit werde ich auf vornehmen Partys der einen oder anderen jungen Frau mit eleganter Toilette und kostbarem Schmuck vorgestellt. Sobald sie hört, daß ich früher einmal Geisha in Kyoto war, verzieht sie den Mund zu einer Art Lächeln, obwohl die Mundwinkel nicht ganz so weit nach oben zeigen, wie sie sollten. Sie weiß nicht, was sie sagen soll! Und dann fällt die Bürde der Konversation dem Herrn oder der Dame zu, die uns bekannt gemacht hat, denn selbst nach so vielen Jahren habe ich noch nicht besonders gut Englisch gelernt. An diesem Punkt lohnt jedoch nicht einmal der Versuch, denn die Frau denkt: »Großer Gott… ich unterhalte mich mit einer Prostituierten…« Gleich darauf wird sie von ihrem Begleiter gerettet, einem reichen Mann, der dreißig bis vierzig Jahre älter ist als sie. Nun, ich frage mich immer wieder, warum sie nicht merkt, daß wir eigentlich sehr viel gemeinsam haben. Denn sie wird genauso ausgehalten wie ich damals.
    Ich bin sicher, daß es vieles gibt, was ich über diese jungen

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