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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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voraussagen. Du wirst es vielleicht niemals erfahren! Das Schicksal ist nicht immer wie eine Party am Ende des Abends. Manchmal ist es nichts weiter als der alltägliche Lebenskampf.«
    »Aber Mameha, das ist grausam!«
    »Gewiß ist es grausam«, sagte sie. »Aber keiner von uns kann seinem Schicksal entgehen.«
    »Bitte, es geht nicht darum, meinem Schicksal zu entgehen. Nobu-san ist, wie Sie gesagt haben, ein guter Mann. Ich weiß, ich sollte dankbar für sein Interesse an mir sein, aber… es gibt so viele Dinge, von denen ich geträumt habe…«
    »Und du fürchtest, wenn Nobu dich einmal berührt hat, werden sie nie wahr werden, wie? Wirklich, Sayuri, wie hattest du dir das Leben als Geisha denn vorgestellt? Wie einen Liebesroman? Wir werden nicht Geishas, damit wir ein schönes Leben führen können. Wir werden Geishas, weil wir keine andere Wahl haben.«
    »Ach, Mameha-san… bitte… ist es wirklich so töricht, mir die Hoffnung zu erhalten, ich könnte vielleicht doch eines Tages…«
    »Junge Mädchen erhoffen sich alle möglichen törichten Dinge, Sayuri. Hoffnungen sind wie Haarschmuck. Mädchen wollen immer zuviel davon tragen, doch wenn sie alte Frauen werden, sehen sie schon lächerlich aus, wenn sie nur einen einzigen tragen.«
    Ich war fest entschlossen, nicht noch einmal die Fassung zu verlieren. Und so schaffte ich es, meine Tränen zurückzuhalten – bis auf ein paar, die mir aus den Augen quollen wie der Saft aus einem Baum.
    »Mameha-san«, fragte ich, »haben Sie… tiefe Gefühle für den Baron?«
    »Der Baron war mir immer ein guter danna.«
    »Ja, natürlich. Das stimmt. Aber haben Sie Gefühle für ihn als Mann? Ich meine, manche Geishas haben doch Gefühle für ihren danna – oder?«
    »Die Verbindung mit dem Baron ist bequem für ihn und überaus lohnend für mich. Wenn unser Verhältnis von Leidenschaft getrübt würde… nun ja, Leidenschaft kann sehr schnell in Eifersucht umschlagen, sogar in Haß. Ich kann es mir nicht leisten, einen mächtigen Mann zu verärgern. Ich habe jahrelang darum gekämpft, mir einen Platz in Gion zu erobern, doch wenn sich ein mächtiger Mann vornimmt, mich zu vernichten, dann wird er es auch tun! Wenn du erfolgreich sein willst, Sayuri, mußt du ganz sicher sein, daß du die Kontrolle über die Gefühle des Mannes behältst. Der Baron mag manchmal schwierig sein, aber er hat eine Menge Geld und keine Hemmungen, es auszugeben. Außerdem will er, dem Himmel sei Dank, keine Kinder. Nobu wird mit Sicherheit eine Herausforderung für dich sein. Er weiß zu gut, was er will. Ich wäre nicht überrascht, wenn er von dir mehr erwartet als der Baron von mir.«
    »Aber Mameha-san, was ist mit Ihren eigenen Gefühlen? Ich meine, hat es denn nie einen Mann gegeben…«
    Ich hatte fragen wollen, ob es jemals einen Mann gegeben habe, der Gefühle der Leidenschaft in ihr geweckt hatte. Doch ich merkte, daß sich ihre Verärgerung über mich, die bis dahin nur eine Knospe gewesen war, jetzt zu voller Blüte entfaltete. Beide Hände im Schoß, richtete sie sich hoch auf, um mich zu tadeln. Weil ich mich aber sofort für meine Unhöflichkeit entschuldigte, sank sie wieder zurück.
    »Du und Nobu, ihr habt ein en, Sayuri, und dem werdet ihr nicht entkommen«, sagte sie.
    Schon damals wußte ich, daß sie recht hatte. Ein en ist ein Schicksalsband, das ein Leben lang hält. Heutzutage scheinen viele Menschen zu glauben, ihr Leben liege in ihrer eigenen Hand, zu meiner Zeit sahen wir uns jedoch als Lehmfiguren, die auf ewig die Fingerabdrücke eines jeden tragen, der sie berührt. Nobus Berührung hatte einen tieferen Abdruck auf mir hinterlassen als die meisten anderen. Niemand konnte mir sagen, ob er mein endgültiges Schicksal wäre, aber ich hatte immer das en zwischen uns gespürt. In der Landschaft meines Lebens würde Nobu wohl immer gegenwärtig bleiben, aber… konnte es wirklich sein, daß von allen Lektionen, die ich gelernt hatte, die schwerste noch vor mir lag? Mußte ich wirklich all meine Hoffnungen nehmen und dort vergraben, wo niemand, nicht einmal ich, sie je wiedersehen würde?
    »Geh in die Okiya zurück, Sayuri«, sagte Mameha. »Bereite dich auf den Abend vor, der vor dir liegt. Es gibt nichts Besseres als Arbeit, um eine Enttäuschung zu überwinden.«
    Mit dem Gedanken, es mit einem letzten Appell zu versuchen, blickte ich zu ihr auf, doch als ich den Ausdruck auf ihrem Gesicht sah, ließ ich sofort davon ab. Ich kann nicht sagen, was sie dachte, aber

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