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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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nicht verlassen dürfen. Als sie hinuntergeschluckt hatte, stieß sie ein Lachen aus.
    »Mutter!« sagte sie. »Wollen Sie vielleicht, daß ich ersticke?« Anscheinend hatte sie unserem Gespräch gelauscht und dabei ihr Mittagessen verzehrt. »Die berühmte Sayuri wird also Nobu Toshikazu zum danna bekommen«, fuhr sie fort. »Ist das nicht süß?«
    »Wenn du hergekommen bist, um mir etwas Vernünftiges zu sagen, dann raus damit«, schimpfte Mutter.
    »Ja, das bin ich«, antwortete Hatsumomo ernst. Sie kam herein und kniete sich an den Tisch. »Sayuri-san, es ist dir vielleicht nicht klar, aber eins der Dinge, die sich zwischen einer Geisha und ihrem danna abspielen, kann dazu führen, daß die Geisha schwanger wird, verstehst du? Und jeder Mann wird furchtbar wütend, wenn seine Geliebte das Kind eines anderen zur Welt bringt. In deinem Fall mußt du besonders vorsichtig sein, denn wenn das Kind zufällig zwei Arme hat wie wir alle, wird Nobu sofort wissen, daß es unmöglich von ihm sein kann!«
    Hatsumomo fand ihren kleinen Scherz unendlich komisch.
    »Du solltest dir einen Arm abschneiden lassen, Hatsumomo«, entgegnete Mutter. »Dann wirst du vielleicht genauso erfolgreich werden wie Nobu Toshikazu.«
    »Und vielleicht würde es auch helfen, wenn mein Gesicht so aussehen würde!« sagte Hatsumomo lächelnd und hielt mir ihre Reisschale vor die Nase, damit ich sehen konnte, was sie enthielt. Sie aß Reis mit roten Azukibohnen, und das sah auf widerliche Art so aus wie blasse Haut.
    Im Laufe des Nachmittags wurde mir schwindlig, und ein seltsames Summen begann in meinem Kopf, also machte ich mich auf den Weg zu Mamehas Wohnung, um in Ruhe mit ihr zu sprechen. Ich saß an ihrem Tisch, trank meinen eisgekühlten Gerstentee – denn es herrschte Sommerhitze – und versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, was ich empfand. Meine einzige Hoffnung, die Hoffnung, die mich während meiner gesamten Ausbildung motiviert hatte, war es gewesen, irgendwann in die Nähe des Direktors zu gelangen. Wenn mein Leben nur noch aus Nobu bestehen sollte, den Tanzaufführungen und einem Abend in Gion nach dem anderen, wußte ich nicht, warum ich mir so große Mühe gegeben hatte.
    Mameha wartete schon eine ganze Weile darauf zu erfahren, warum ich gekommen war, doch als ich mein Teeglas auf den Tisch setzte, fürchtete ich, meine Stimme würde brechen, sobald ich zu sprechen versuchte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich mich ausreichend gefaßt hatte, dann schluckte ich und brachte heraus: »Mutter hat mir gesagt, daß ich in einem Monat wahrscheinlich einen danna haben werde.«
    »Ich weiß. Und dieser danna wird Nobu Toshikazu sein.«
    Inzwischen konzentrierte ich mich so intensiv darauf, nicht zu weinen, daß ich überhaupt nichts mehr sagen konnte.
    »Nobu-san ist ein guter Mann«, sagte sie, »und er hat dich sehr gern.«
    »Ja, aber Mameha-san… ich weiß nicht, wie ich das sagen soll… So hatte ich es mir nicht vorgestellt!«
    »Was soll das heißen? Nobu-san hat dich immer sehr freundlich behandelt.«
    »Ja, aber Mameha-san, ich will keine Freundlichkeit!«
    »Nicht? Ich dachte, wir alle wünschten uns Freundlichkeit. Vielleicht meinst du, du wünschst dir etwas mehr als Freundlichkeit. Und das wäre dann etwas, was dir nicht zusteht.«
    Natürlich hatte Mameha recht. Als ich diese Worte hörte, durchbrachen meine Tränen ungehemmt die dünne Mauer, die ich vor ihnen errichtet hatte, und ich legte, unendlich beschämt, den Kopf auf den Tisch. Erst als ich mich wieder völlig gefangen hatte, ergriff Mameha das Wort.
    »Was hattest du denn erwartet, Sayuri?« fragte sie mich.
    »Etwas anderes.«
    »Ich kann verstehen, wenn du findest, Nobu biete keinen besonders schönen Anblick. Aber…«
    »Das ist es nicht, Mameha-san. Nobu-san ist ein guter Mann, genau wie Sie sagen. Es ist einfach nur, daß…«
    »Es ist nur, daß du dir ein Schicksal wie das von Shizue wünschst. Ist es das?«
    Shizue war zwar keine übermäßig beliebte Geisha, doch sie galt in ganz Gion als glücklichste aller Frauen. Seit dreißig Jahren war sie die Geliebte eines Apothekers. Er war kein reicher Mann, und sie keine Schönheit, aber man hätte in ganz Kyoto suchen können und doch keine zwei Menschen gefunden, die so gern zusammen waren wie diese beiden. Und wie gewöhnlich war Mameha damit der Wahrheit näher gekommen, als ich zugeben wollte.
    »Du bist achtzehn Jahre alt, Sayuri«, fuhr sie fort. »Weder du noch ich können dein Schicksal

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