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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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er gespielt hatte, um den Preis meiner mizuage in die Höhe zu treiben, doch rückblickend kann ich verstehen, warum Mameha uns auseinanderhalten wollte. Vermutlich hätte ich mich in Gegenwart des Barons ebenso unbehaglich gefühlt wie Mameha, wenn ich dort gewesen wäre. Wie dem auch sei, ich kann nicht behaupten, daß mir einer der beiden Männer gefehlt hätte.
    Aber natürlich gab es einen Mann, den ich unbedingt wiedersehen wollte, und ich brauche Ihnen natürlich nicht zu erklären, daß ich damit den Direktor meine. Da er in Mamehas Plan keine Rolle gespielt hatte, erwartete ich nicht, daß mein Verhältnis zu ihm sich verändern würde, nur weil ich meine mizuage hinter mir hatte. Dennoch muß ich zugeben, daß ich sehr erleichtert war, als ich wenige Wochen später erfuhr, Iwamura Electric habe wieder einmal um meine Gesellschaft gebeten. Als ich an jenem Abend kam, waren beide, der Direktor und Nobu, anwesend. Bis dahin hätte ich mich selbstverständlich zu Nobu gesetzt; nun aber, da Mutter mich adoptiert hatte, war ich nicht länger verpflichtet, in ihm meinen Retter zu sehen. Zufällig war ein Platz neben dem Direktor frei, den ich mit einem frohen Gefühl der Erregung sofort einnahm. Der Direktor war sehr freundlich, als ich ihm Sake einschenkte, und dankte mir, indem er die Tasse hob, bevor er trank, sah mich aber den ganzen Abend lang kein einziges Mal an. Während mich Nobu jedesmal, wenn ich in seine Richtung blickte, anfunkelte, als wäre ich der einzige Mensch im Raum, den er wahrnahm. Da ich ja wußte, wie es war, sich nach einem Menschen zu sehnen, verbrachte ich, bevor der Abend vorüber war, ein wenig Zeit mit ihm. Und von da an hütete ich mich, ihn zu ignorieren.
    Etwa ein Monat war vergangen, als ich Nobu gegenüber eines Abends auf einer Party erwähnte, Mameha habe dafür gesorgt, daß ich auf einem Festival in Hiroshima auftreten dürfe. Ich war nicht sicher, ob er mir zugehört hatte, aber als ich am folgenden Tag nach dem Unterricht in die Okiya zurückkehrte, fand ich in meinem Zimmer eine neue Reisetruhe aus Holz, die er mir als Geschenk übersandt hatte. Die Truhe war viel vornehmer als jene, die ich mir damals für die Party des Barons in Hakone von Tantchen ausgeborgt hatte. Ich schämte mich sehr dafür, daß ich gedacht hatte, ich könnte Nobu nun, da ich in irgendwelchen Plänen, die sich Mameha ausgedacht hatte, keine Rolle mehr spielte, einfach aus meinem Leben streichen. Ich schrieb ihm einen Dankesbrief und teilte ihm mit, ich freute mich darauf, ihm meine Dankbarkeit persönlich ausdrücken zu können, sobald ich ihm ihn der folgenden Woche auf einer großen Party begegnen würde, die Iwamura Electric schon einige Monate im voraus geplant hatte.
    Dann jedoch geschah etwas Seltsames. Kurz vor der Party erhielt ich die Nachricht, daß meine Gesellschaft doch nicht gebraucht werde. Yoko, die das Telefon in unserer Okiya bediente, hatte den Eindruck, die ganze Party sei abgesagt worden. Zufällig mußte ich an jenem Abend zu einer anderen Party ins Ichiriki gehen. Als ich im Flur kniete, um einzutreten, sah ich, wie die Tür zu einem großen Bankettsaal am anderen Ende aufging und eine junge Geisha namens Katsue herauskam. Und bevor sie die Tür wieder schloß, glaubte ich mit Sicherheit das Lachen des Direktors zu hören. Das verwirrte mich so sehr, daß ich mich erhob, um Katsue einzuholen, bevor sie das Teehaus verließ.
    »Bitte verzeihen Sie, daß ich Sie belästige«, sagte ich, »aber kommen Sie gerade von der Party der Iwamura Electric?«
    »Ja, es ist eine sehr lebhafte Party. Es müssen mindestens fünfundzwanzig Geishas dort sein und an die fünfzig Herren…«
    »Und… sind Direktor Iwamura und Nobu-san auch dabei?« fragte ich sie.
    »Nobu nicht. Der ist heute vormittag anscheinend nach Hause gegangen, weil er krank ist. Er wird sehr enttäuscht sein, daß er die Party verpaßt hat. Aber der Direktor ist tatsächlich dort. Warum fragen Sie?«
    Leise murmelte ich irgend etwas – ich weiß nicht mehr, was –, und sie ging.
    Bis zu jenem Moment hatte ich irgendwie angenommen, der Direktor schätze meine Gesellschaft so sehr wie Nobu. Nun mußte ich mich leider fragen, ob ich mir das nur eingebildet hatte und ob Nobu der einzige war, dem ich gefiel.

25. KAPITEL
    Ihre Wette mit Mutter hatte Mameha zwar schon gewonnen, an meiner Zukunft nahm sie aber immer noch regen Anteil. So arbeitete sie während der folgenden Jahre daran, nicht nur all ihre besten Kunden mit

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