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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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dies alles andere als ein Höflichkeitsbesuch. Es ist nicht nötig, daß Sayuri dabei ist. Ich bin sicher, daß sie anderweitig zu tun hat.«
    »Ich werde nicht dulden, daß sie es Ihnen beiden gegenüber an Respekt fehlen läßt«, gab Mutter zurück. »Sie wird uns während der paar Minuten Ihres Besuchs Gesellschaft leisten.«
    Also ließ ich mich neben Mutter nieder, und die Dienerin kam herein, um uns Tee zu servieren. Anschließend sagte Mameha: »Sie müssen sehr stolz auf das sein, Frau Nitta, was Ihre Tochter erreicht hat. Ihr Erfolg übersteigt alle Erwartungen! Meinen Sie nicht auch?«
    »Nun ja, was weiß ich von Ihren Erwartungen, Mameha-san?« entgegnete Mutter. Dann biß sie die Zähne zusammen, stieß ihr seltsames Lachen aus und ließ den Blick von einer zur anderen wandern, um sich zu vergewissern, ob wir ihre Klugheit zu schätzen wußten. Niemand stimmte in ihr Lachen ein. Frau Okada rückte ihre Brille zurecht und räusperte sich. Schließlich setzte Mutter hinzu: »Was meine eigenen Erwartungen betrifft, so würde ich allerdings nicht sagen, daß Sayuri sie übertroffen hat.«
    »Als wir vor mehreren Jahren zum erstenmal über ihre Aussichten sprachen«, sagte Mameha, »hatte ich den Eindruck, daß Sie nicht viel von ihr erwarteten. Ja, Sie wollten nicht einmal erlauben, daß ich ihre Ausbildung übernahm.«
    »Ich wußte nicht recht, ob es klug sei, Sayuris Schicksal in die Hände einer Person von außerhalb der Okiya zu legen, wenn Sie mir bitte verzeihen wollen«, sagte Mutter. »Wir haben schließlich unsere Hatsumomo.«
    »Also hören Sie, Frau Nitta!« sagte Mameha auflachend. »Hatsumomo hätte das arme Mädchen eher erwürgt als ausgebildet!«
    »Ich muß zugeben, daß Hatsumomo schwierig sein kann. Aber wenn man ein Mädchen wie Sayuri entdeckt, das sich ein wenig von den anderen unterscheidet, muß man Sorge tragen, daß man zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen trifft – wie jenes Arrangement zwischen Ihnen und mir, Mameha-san. Vermutlich sind Sie heute hergekommen, um mit mir abzurechnen – nicht wahr?«
    »Frau Okada war so freundlich, die Zahlen aufzuschreiben«, antwortete Mameha. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie einen Blick darauf werfen würden.«
    Frau Okada rückte ihre Brille zurecht und zog ein Kontobuch aus einer Tasche neben ihren Knien. Mameha und ich schwiegen, während sie es auf dem Tisch aufschlug und Mutter die Zahlenkolonnen erklärte.
    »Diese Zahlen von Sayuris Einnahmen im vergangenen Jahr«, fiel Mutter ihr ins Wort. »Du meine Güte, ich wünschte nur, sie wären wirklich so gut, wie Sie es anzunehmen scheinen! Die sind ja höher als die gesamten Einnahmen unserer Okiya.«
    »Ja, die Zahlen sind recht eindrucksvoll«, bestätigte Frau Okada. »Aber ich bin sicher, daß sie richtig sind. Ich habe die Unterlagen im Registerbüro von Gion gründlich durchgesehen.«
    Daraufhin biß Mutter die Zähne zusammen und lachte – vermutlich war es ihr peinlich, bei einer Lüge ertappt worden zu sein. »Vielleicht habe ich die Konten nicht ganz so sorgfältig beobachtet, wie ich es hätte tun sollen«, räumte sie ein.
    Nach zehn bis fünfzehn Minuten einigten sich die beiden Frauen auf eine Zahl, die meine Einnahmen seit meinem Debüt bezifferte. Frau Okada zog einen kleinen Abakus aus ihrer Tasche und stellte ein paar Kalkulationen an, um auf einer leeren Seite des Kontobuchs die errechneten Zahlen zu notieren. Schließlich schrieb sie die Endsumme auf und unterstrich sie. »So. Das ist der Betrag, der Mameha-san zusteht.«
    »Wenn man bedenkt, wie sehr sie Sayuri geholfen hat«, sagte Mutter, »hätte Mameha-san sicherlich noch mehr verdient. Leider hat Mameha unserer Abmachung entsprechend zugestimmt, die Hälfte dessen zu nehmen, was eine Geisha in ihrer Position normalerweise nimmt – so lange, bis Sayuri ihre Schulden beglichen hat. Nun, da die Schulden zurückgezahlt sind, steht Mameha natürlich die andere Hälfte zu, so daß sie den vollen Betrag bekommen hat.«
    »Meiner Meinung nach hat sich Mameha zwar tatsächlich bereit erklärt, sich mit der Hälfte des Honorars zufriedenzugeben«, erwiderte Frau Okada, »sollte letztlich aber das Doppelte erhalten. Nur deswegen war sie einverstanden, ein so großes Risiko einzugehen. Wäre es Sayuri nicht gelungen, ihre Schulden zurückzuzahlen, hätte Mameha nichts weiter erhalten als das halbe Honorar. Da Sayuri es aber geschafft hat, steht Mameha nunmehr das Doppelte zu.«
    »Also wirklich, Frau

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