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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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Fischer, der eines Tages einen Fisch fing, der ganz unheimlich ausschaute und sprechen konnte.«
    Mameha und ich sahen uns an und lachten laut heraus.
    »Lacht ihr nur«, sagte Kürbisköpfchen, »aber es ist wirklich wahr.«
    »Erzähl weiter, Kürbisköpfchen. Wir hören zu«, sagte der Direktor.
    »Na ja, der Fischer legte den Fisch hin, um ihn zu säubern, und der begann Laute von sich zu geben, die sich genauso anhörten wie ein Mensch, der spricht, nur daß der Fischer ihn nicht verstehen konnte. Er rief ein paar andere Fischer zu sich, und sie alle hörten dem Fisch eine Weile zu. Der Fisch war inzwischen schon halbtot, weil er so lange nicht mehr im Wasser gewesen war, deswegen beschlossen sie, ihn zu töten. In diesem Moment drängte sich ein alter Mann durch die Menge und sagte, er könne jedes Wort verstehen, was der Fisch sagte, weil der nämlich, wie sich herausstellte, russisch sprach.«
    Wir brachen alle in Gelächter aus, und selbst der Minister ließ ein paar Grunzlaute hören. Als wir uns wieder beruhigt hatten, sagte Kürbisköpfchen: »Ich wußte, daß ihr mir nicht glauben würdet, aber es ist wirklich wahr!«
    »Ich möchte wissen, was der Fisch gesagt hat«, verlangte der Direktor.
    »Er war schon fast tot, deswegen flüsterte er fast nur noch. Also beugte sich der Alte zu ihm hinunter und hielt sein Ohr an die Lippen des Fisches, und er…«
    »Fische haben keine Lippen!« sagte ich.
    »Na schön, dann eben an das, was die Fische haben«, fuhr Kürbisköpfchen fort. »An den Rand des Fischmauls. Und der Fisch sagte: ›Sag ihnen, sie sollen mich nur aufschneiden. Ich habe nichts, wofür ich noch leben könnte. Der Fisch da drüben, der eben gestorben ist, war meine Frau.‹«
    »Dann scheinen Fische also zu heiraten!« sagte Mameha. »Und haben Ehefrauen und Ehemänner!«
    »Das war vor dem Krieg«, warf ich ein. »Seit Kriegsende können sie es sich nicht mehr leisten zu heiraten. Sie schwimmen herum und suchen Arbeit.«
    »Diese Geschichte ist vor dem Krieg passiert«, erklärte Kürbisköpfchen. »Lange, lange vor dem Krieg. Sogar schon bevor meine Mutter geboren wurde.«
    »Woher weißt du dann, daß sie wahr ist?« fragte Nobu. »Der Fisch kann es dir ja wohl nicht gesagt haben.«
    »Der Fisch ist gleich darauf gestorben! Wie hätte er es mir sagen können, wenn ich noch nicht mal geboren war? Außerdem spreche ich kein russisch.«
    »Na schön, Kürbisköpfchen«, sagte ich, »du glaubst also, daß der Fisch des Direktors hier ebenfalls ein sprechender Fisch ist.«
    »Das habe ich nicht gesagt. Aber er sieht genauso aus. Und wenn ich am Verhungern wäre, ich würde ihn nicht essen!«
    »Wenn du noch nicht geboren warst«, wandte der Direktor ein, »und wenn noch nicht mal deine Mutter geboren war, woher willst du dann wissen, wie der Fisch aussah?«
    »Sie wissen doch, wie der Premierminister aussieht, oder?« antwortete sie. »Aber haben Sie ihn je kennengelernt? Ach ja, Sie bestimmt. Ein anderes Beispiel: Sie wissen genau, wie der Kaiser aussieht, obwohl Sie noch nie die Ehre gehabt haben, ihn persönlich zu sehen!«
    »Der Direktor hatte die Ehre, Kürbisköpfchen«, sagte Nobu.
    »Sie wissen schon, was ich meine. Jeder weiß, wie der Kaiser aussieht. Das versuche ich damit zu sagen.«
    »Es gibt Bilder vom Kaiser«, sagte Nobu. »Von dem Fisch kannst du kein Bild gesehen haben.«
    »Der Fisch ist in meiner Heimat berühmt. Meine Mutter hat mir von ihm erzählt, und ich sage Ihnen jetzt: Er sieht aus wie das Ding da auf dem Tisch!«
    »Dem Himmel sei Dank für Menschen wie dich, Kürbisköpfchen«, sagte der Direktor. »Neben dir wirken wir anderen ziemlich langweilig.«
    »Also, das war meine Geschichte. Eine andere erzähle ich nicht. Wenn ihr also ›Lügner‹ spielen wollt, kann jetzt jemand anders anfangen.«
    »Ich fange an«, meldete sich Mameha. »Und dies ist meine erste Geschichte. Als ich ungefähr sechs Jahre alt war, ging ich eines Morgens hinaus, um am Brunnen unserer Okiya Wasser zu holen. Da hörte ich, wie sich ein Mann räusperte und hustete. Das Geräusch kam aus dem Brunnen. Ich weckte die Herrin, und sie kam heraus, um sich das ebenfalls anzuhören. Als wir eine Laterne über den Brunnen hielten, fanden wir keine Menschenseele darin, aber wir hörten den Mann, bis die Sonne aufgegangen war. Dann hörte das Husten auf, und wir haben es nie wieder gehört.«
    »Die andere Geschichte muß die wahre sein«, erklärte Nobu, »und die habe ich noch nicht mal

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