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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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gehört.«
    »Sie müssen beide hören«, fuhr Mameha fort. »Hier ist meine zweite Geschichte. Einmal ging ich mit mehreren anderen Geishas nach Osaka, um im Haus von Akita Masaichi zu arbeiten.« Das war ein bekannter Geschäftsmann, der vor dem Krieg ein Vermögen gemacht hatte. »Nachdem wir stundenlang gesungen und getrunken hatten, schlief Akita-san auf den Matten ein, und eine der anderen Geishas schlich mit uns ins Nebenzimmer, wo sie eine große Truhe öffnete, die bis obenhin mit Pornographie gefüllt war. Zahlreiche pornographische Holzschnitte gab es da, darunter einige von Hiroshige…«
    »Hiroshige hat doch keine pornographischen Drucke hergestellt!« sagte Kürbisköpfchen.
    »Doch, hat er, Kürbisköpfchen«, widersprach der Direktor. »Ich habe selbst einige davon gesehen.«
    »Und außerdem«, fuhr Mameha fort, »hatte er alle möglichen Fotos von dicken europäischen Männern und Frauen, und sogar ein paar Filmrollen.«
    »Ich habe Akita Masaichi gut gekannt«, sagte der Direktor. »Der hatte bestimmt keine pornographische Sammlung. Die andere Geschichte ist wahr.«
    »Also wirklich, Direktor!« sagte Nobu. »Du glaubst die Geschichte mit der Männerstimme, die aus dem Brunnen kommt?«
    »Ich muß sie nicht glauben. Hauptsache ist, daß Mameha sie für wahr hält.«
    Kürbisköpfchen und der Direktor stimmten für den Mann im Brunnen. Der Minister und Nobu stimmten für die Pornographie. Was mich betrifft, so hatte ich beide Geschichten schon öfter gehört und wußte, daß der Mann im Brunnen die wahre war. Der Minister leerte sein Glas klaglos, aber weil Nobu die ganze Zeit murrte, bestimmten wir, daß nunmehr er an der Reihe sei.
    »Ich spiele nicht mit«, sagte er.
    »Sie werden mitspielen, oder Sie müssen bei jeder Runde zur Strafe ein Glas Sake trinken«, erklärte Mameha.
    »Also gut, ihr wollt zwei Geschichten, ihr kriegt zwei Geschichten«, lenkte er ein. »Hier ist die erste. Ich habe einen kleinen weißen Hund namens Kubo. Als ich eines Abends nach Hause kam, war Kubos Fell ganz blau geworden.«
    »Das glaube ich«, sagte Kürbisköpfchen. »Vermutlich wurde er von irgendeinem Dämon entführt.«
    Nobu blickte drein, als könnte er sich nicht vorstellen, daß Kürbisköpfchen ihre Worte ernst meinte. »Am Tag darauf geschah es wieder«, fuhr er ein wenig zweifelnd fort, »nur diesmal war Kubos Fell knallrot.«
    »Eindeutig Dämonen«, behauptete Kürbisköpfchen. »Dämonen lieben Rot. Weil es die Farbe des Blutes ist.«
    Als er das hörte, schien Nobu regelrecht zornig zu werden. »Hier ist meine zweite Geschichte. Letzte Woche ging ich so früh ins Büro, daß meine Sekretärin noch nicht eingetroffen war. Also, welche von den beiden ist wahr?«
    Natürlich waren wir alle für die Sekretärin – bis auf Kürbisköpfchen, die zur Strafe ein Glas Sake trinken mußte. Und ich meine nicht etwa die kleinen Täßchen, ich meine ein Glas. Der Minister schenkte ihr persönlich ein und fügte noch, als das Glas bereits voll war, Tropfen um Tropfen hinzu, bis es überzulaufen drohte. Kürbisköpfchen mußte am Tisch einen Schluck heruntertrinken, bevor sie es aufnehmen konnte. Ich war ziemlich beunruhigt, als ich das sah, denn sie vertrug nicht viel Alkohol.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Geschichte von dem Hund nicht wahr ist«, sagte sie, nachdem sie das Glas geleert hatte. Schon glaubte ich zu hören, daß sie ein wenig zu lallen begann. »Wie könnte sich jemand so was ausdenken?«
    »Wie ich mir das ausdenken konnte? Die Frage ist, wie du das glauben konntest! Hunde werden nicht blau. Oder rot. Und Dämonen gibt es nicht.«
    Jetzt war ich an der Reihe. »Meine erste Geschichte lautet folgendermaßen: Eines Abends vor ein paar Jahren war der Kabuki-Schauspieler Yoegoro sehr betrunken und erklärte mir, er habe mich schon immer schön gefunden.«
    »Das ist nicht wahr«, triumphierte Kürbisköpfchen. »Ich kenne Yoegoro.«
    »Das glaube ich dir gern. Aber dennoch hat er mir gesagt, daß er mich schön findet, und seit jenem Abend hat er mir von Zeit zu Zeit immer mal Briefe geschrieben. In jeden Brief hat er außerdem in die Ecke ein kleines, krauses schwarzes Haar geklebt.«
    Der Direktor lachte darüber, aber Nobu richtete sich zornig auf und sagte: »Also wirklich, diese Kabuki-Schauspieler! Äußerst ärgerliche Menschen!«
    »Ich verstehe das nicht. Was soll das heißen, ein krauses Haar?« fragte Kürbisköpfchen, doch man sah ihr an, daß sie die Antwort bereits

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