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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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verstand, etwas
zuvorkommend sein. Er setzte sich wieder. „Sag ihr, daß ich es mir überlegen
will.“
    „Gut, Chef. Und dann brauchen sie noch
das, was man anzünden muß, damit es gut riecht.“
    „Weihrauch? Aber Sakini...“
    Fräulein Higa-Jiga setzte ein
beleidigtes Gesicht auf. „Chef, sie sagt, Sie sollen es sich lieber
aufschreiben, sonst vergessen Sie es.“
    Unwillig zog Fisby die alte Liste mit
Fräulein Higa-Jigas Wünschen aus der Schublade und begann zu kritzeln:
Parfümierte Fächer, Weihrauch, Schminke. Die Frauenliga wollte tatsächlich noch
so allerlei.
    Nachdem Fräulein Higa-Jiga endlich
gegangen war, sah Fisby erschrocken noch einmal die Liste durch. Wie sollte ein
Mann diese Dinge auf Okinawa wohl auftreiben? Das war ja doch unmöglich. Das
gesamte Wirtschaftssystem auf der Insel war schließlich zusammengebrochen. Es
war, als lebte man hier in einem tiefen Walde, viele Tausend Meilen von einem
nächsten Warenhaus entfernt. Er schob also die Liste wieder in ihre Schublade
zurück — von neuem fest dazu entschlossen, sie zu vergessen.
    Den ganzen Tag hindurch erschienen
außer der Frauenliga, die immer wieder aufmarschierte, um ständig neue Wünsche
zu unterbreiten, unentwegt Besucher mit Geschenken: Vogelbauern aus Bambus,
geflochtenen Blumenkörben, Sandalen aus Binsen und vielen anderen Dingen, die
Fisby noch nie in seinem Leben gesehen hatte und von deren Verwendungszweck er
nicht die leiseste Ahnung besaß. Obwohl ihm der auf seinem Schreibtisch sich
türmende Berg von Gaben allmählich etwas unheimlich wurde, schmeichelte er ihm
auf der anderen Seite doch. Offensichtlich sahen die Leute ihre Fehler ein und
versuchten endlich zur Vernunft zu kommen.
    Es war schon recht spät am Nachmittag,
als Sakini sich mit den Worten: „Hier ist die Liste für heute abend, Chef“, an
ihn wandte.
    „Was für eine Liste?“ fragte Fisby
ahnungslos.
    „Die Einladungen für ,Goldblume’ und
,Lotosblüte’. Da Sie verfügt haben, daß im Altersheim keine Gesellschaften mehr
stattfinden dürfen, möchte jeder die Geishas in sein Haus bitten.“
    „Was habe ich damit zu schaffen?“
fragte Fisby ungeduldig.
    „Allerlei, Chef. Herr Motomura hat
Ihnen ,Goldblume’ und ,Lotosblüte’ geschenkt, und weil Sie ihr Herr und
Gebieter sind, müssen Sie bestimmen, wen sie heute abend besuchen dürfen.“
    Fisby wich erschrocken zurück. Er
wollte schließlich mit all dem nichts zu tun haben. „Höre mal, Sakini“, sagte
er dann, „erstens gehören mir diese Mädchen gar nicht.“
    „Doch, Chef, sie gehören Ihnen.
Erinnern Sie sich nicht mehr daran, daß Herr Motomura Ihnen ein Geschenk machen
wollte?“
    Der maskenhaft starre Ausdruck im
Gesicht Sakinis genügte Fisby, um zu begreifen, daß es sinnlos war, überhaupt
mit ihm zu streiten. Er ließ es zu, daß Sakini ihm die Liste in die Hand schob,
und begann sie voller Besorgnis zu entziffern:
     
    Sakini
    Ein
Paar Holzstäbchen
    Hokkaido
    Drei
Eier
    Asato
    Ein
Paar Getas
    Yamashiro
    Ein Panamahut
    Nakamura
    Zwei Käfige für Heimchen, ohne
Heimchen darin.
     
    So ging es seitenlang weiter. „Und Sie
brauchen nur zu entscheiden, Chef“, erklärte Sakini, „wer Ihnen das hübscheste Geschenk
gemacht hat, und dann den Mädchen zu erlauben, ihn zu besuchen.“
    Ein Schaudern überlief Fisby. Man
konnte doch diese Mädchen nicht einfach noch weiter in die Sünde hineinstoßen,
wenn sie auch schon — ja — abgestumpft waren. Er starrte auf all die bunten
Geschenke und hätte sie am liebsten vom Tisch gefegt. „Chef“, sagte Sakini
leise, „ich finde es nett, wenn sie zu mir kommen. Meinem Großvater geht’s
nicht besonders gut in der letzten Zeit. Vielleicht tut ihm ein bißchen Singen
und Tanzen wohl.“
    „Aber Sakini, ich kann doch die
Mädchen nicht einfach zu irgend jemandem schicken.“
    Sakini kratzte sich am Kopf. „Sie
können das nicht, Chef? Warum denn nicht?“
    „Weil...“ Fisby suchte nach einem
Grunde, mit dem er Sakini überzeugen konnte. „Weil... Nimm einmal an, die
Mädchen würden heute zum Polizeichef gehen — dann würde Hokkaido morgen den
ganzen Tag brummen. Und wenn sie den Bauleiter besuchen würden, wäre der
Bürgermeister verstimmt, und so wäre schließlich jeder auf jeden wütend.“
    Nachdenklich antwortete Sakini: „Daran
habe ich noch gar nicht gedacht.“
    Fisby setzte sich wieder in Positur —
wie ein Mann, der weiß, was er der Moral eigentlich schuldig ist. „Sakini, es
werden heute keine Besuche

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