Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
Vom Netzwerk:
aus dem Felde schlagen, und es lag ihnen in
Wirklichkeit gar nichts am Schlaf? Aber Fisby beschloß, trotzdem diese
Verfügung aufrechtzuerhalten. Zum Teufel — es war wirklich an der Zeit, daß er
hier mit eiserner Energie durchgriff! Sie sollten es endlich spüren, wer hier
der Herr war!
    Noch einmal blickte er auf die
feierlich stille Versammlung und setzte seinen Weg dann fort. Als er ein
sumpfiges Bananenwäldchen durchschritt, stieß er auf mehrere Frauen, die sich
in einem versperrten Ableitungsgraben die Füße wuschen.
    Er griff nach seinem Wörterbuch: „Ka —
Mücken“, sagte er und wies auf das stehende Gewässer. „Netsu — Fieber.“
    Die Frauen sahen ihn neugierig fragend
an, als ob sie zu begreifen versuchten, was Mücken wohl mit Fieber zu tun
hätten.
    Fisby zeigte auf den Damm und machte
eine Bewegung mit der Hand, die soviel bedeuten sollte wie: „Der muß
verschwinden.“
    Jetzt schienen die Frauen zu
begreifen. Lächelnd rissen sie den Damm wieder ein, aber kaum daß Fisby die
Straße erreicht hatte, bauten sie ihn auch schon von neuem auf.
    Als Fisby um die Ecke bog, erblickte
er in der Ferne Fräulein Higa-Jiga, die Präsidentin der Frauenliga. Er konnte
sich gerade seitwärts noch in einen Hof hineinretten, um ihr zu entgehen, lief
dabei jedoch dem Fräulein Susano, der Schriftführerin, in die Arme. „Sie haben
Kimonos?“ fragte sie lauernd.
    Fisbys Gesicht verdunkelte sich. Er
dachte weder daran, Kimonos zu beschaffen, noch jemanden für sich arbeiten zu
lassen. Am liebsten hätte er ihr das gleich gesagt. Aber er hatte Sakini leider
nicht bei sich. Außerdem merkte er, daß Fräulein Higa-Jiga ihm nachkam.
„Wakarimasen... Ich verstehe nicht.“ Er zuckte hilflos die Schultern: „Sakini
nicht da“, legte die Finger an die Mütze und zog sich, so schnell er konnte,
zurück, denn jetzt nahte von der anderen Seite auch noch die Geschäftsführerin
der Liga, und so wäre er beinahe in diese Falle geraten.
    Da fiel ihm jedoch ein, daß er noch
nicht gefrühstückt hatte. Auf einem Umweg — um dieser Frauenliga nicht noch
einmal in die Arme zu laufen — kehrte er in die Kommandantur zurück. Ein so
beschäftigter Mann wie er konnte schließlich nicht mit leerem Magen arbeiten.
Er mußte unbedingt erst etwas essen. Nachdem er sich vorsichtig davon überzeugt
hatte, daß außer Sakini niemand in der Kommandantur anwesend war, schlüpfte er
durch die Seitentür und ließ sich glücklich wieder auf seinem Drehstuhl nieder.
Da bemerkte er, daß auf seinem Schreibtisch alle möglichen Dinge lagen. Er
betrachtete sie neugierig und fragte: „Was soll das alles, Sakini?“
    „Das? Ach, Hokkaido meinte, Sie haben
es vielleicht leid, immer nur das Zeug aus den Konservenbüchsen zu essen. Darum
hat er Ihnen ein paar frische Eier gebracht.“ — „Ach so.“
    „Und hier“, Sakini hielt ihm ein Paar
Holzstäbchen hin, „die habe ich mitgebracht, damit Sie etwas haben, womit Sie
die Eier essen können. Ich habe sie selbst aus Ebenholz geschnitten.“
    „Die sind aber wirklich prächtig“,
meinte Fisby, während er lächelnd die schwarzen, polierten Stäbchen
betrachtete. Man wollte sich also wieder gut mit ihm stellen und brachte ihm
darum diese Geschenke. Er ließ sich jedoch keineswegs Sand in die Augen
streuen, er wußte, was hier gespielt wurde.
    „Chef“, fuhr Sakini fort, „Asato hat
Ihnen Getas gemacht.“ — „Was?“
    „Getas.“ Sakini deutete auf ein Paar japanischer
Holzsandalen. „Oh!“ Fisby nahm sie in die Hand und musterte sie von allen
Seiten, zog dann seine Militärstiefel aus, schlüpfte in die Sandalen und war
gerade dabei, sie im Hinundhergehen zu erproben, als Fräulein Higa-Jiga
eintrat. — Hurtig eilte er zu seinem Schreibtisch zurück und setzte eine
dienstliche Miene auf. „Sakini“, fragte er leise, „was will sie?“
    „Sie will nur noch etwas auf die Liste
schreiben, Chef. Die Liga hat festgestellt, außer Kimonos fehlen noch eine
ganze Menge Dinge, wenn die Frauen richtige Geishas werden wollen. Vor allem
müssen parfümierte Fächer besorgt werden.“
    „Parfümierte Fächer! Woher soll ich
denn die kriegen?“
    „Das weiß die Liga auch nicht. Aber
sie wollen sie auf jeden Fall.“
    „Augenblick mal.“ Fisby stand auf. „Sag
ihr, ich werde diese Sachen nicht...“ Verstohlen blickte er zu Fräulein
Higa-Jiga hin und verstummte rasch. Schließlich mußte man doch einem Mädchen
gegenüber, das so große Lasten auf dem Kopfe zu tragen

Weitere Kostenlose Bücher