Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)
ab. Jeder Mensch braucht unter Umständen eine andere Antwort, auch wenn das, was man vermitteln will, dasselbe ist. Wenn mich eine Frau anruft, die mir erzählt, dass ihr verstorbener Mann sie tagein tagaus begleitet und dass ihr seine Gegenwart sogar angenehm sei, werde ich nicht mit allen Mitteln versuchen, ihr das Gegenteil zu beweisen. Wenn die Frau dagegen sagt, ihr Mann spuke noch durchs Haus und richte Durcheinander an und sie habe zu Lebzeiten ständig im Streit mit ihm gelebt, so werde ich sie aufklären. Jeder Anrufer sucht eine andere Botschaft. Die Frau mit der Overallgeschichte will sich, so scheint es mir, ausführlich informieren. Sie will Gewissheit tanken – die Gewissheit, dass alles, was ihr widerfahren ist, durchaus erklärt werden kann.
»Moment«, sage ich, als sie mich nach den Schreien am Bettrand fragt. »Ich habe nicht so wahnsinnig viel Zeit, will Ihnen aber noch schnell zwei Fälle raussuchen, die Ihrem nicht ganz unähnlich sind.« Ich lege den Telefonhörer kurz zur Seite und suche im Regal nach einem ganz bestimmten Ordner, weil ich alle Fälle archiviere.
»Hören Sie?«, sage ich, als ich mit einem Ordner in der Hand ans Telefon zurückkomme. »Ich lese Ihnen zwei Fälle vor.«
Obwohl ich zu den Skeptikern zähle und versuche, alles zunächst nicht Erklärbare von allen Seiten zu durchleuchten und zu erforschen, hatte ich dennoch eines Tages ein für mich unerklärliches Erlebnis.
Ich ging eines Abends vor meinem Mann ins Bett. Er sah im Wohnzimmer fern, während ich im dunklen Schlafzimmer müde im Bett lag und gerade im Begriff war, einzuschlafen.
Da hörte ich Schritte am Bettrand, zu meinen Füßen, und setzte mich langsam auf. Ich sah in diese Richtung. Durch das Mondlicht war das Zimmer hell genug, dass ich alles sehen konnte. Ich sah niemanden, dennoch waren die Schritte auf dem Teppichboden wahrzunehmen. Hellwach und fröstelnd kroch ich nach vorn, um zu sehen, ob mein Mann mir einen Streich spielte. Aber außer den Möbeln und dem beigen Teppichboden sah ich absolut nichts und niemanden. Die Schritte bewegten sich zur Bettseite meines Mannes. Sie kamen zum Stehen. Es war kühl, und ich fühlte mich beobachtet. Ich schaute nach oben, in etwa auf Augenhöhe der nicht zu sehenden Person. Nichts geschah.
Nachdem der ganze Spuk vorbei war, ging ich ins Wohnzimmer und sah meinen Mann auf der Couch sitzen. Wäre er im Schlafzimmer aktiv gewesen, so hätte ich ihn sehen müssen, da er ein großer und – vor allem in unserem sehr kleinen Schlafzimmer – nicht zu übersehender Mann ist. Des Weiteren hätte ich, da ich direkt neben der Tür lag, unweigerlich mitbekommen, wenn diese sich geöffnet oder geschlossen hätte.
Das zweite Erlebnis ereignete sich in einer anderen Nacht auf einem relativ alten Kreuzfahrtschiff in Griechenland. Mein Mann und ich hatten eine kleine Zweibett-Außenkabine. In der Kabine sah man gleich neben der Badezimmertür einen weißen Einbauschrank, daneben ein Bett mit Nachtkästchen. Gegenüber davon befand sich ein weiteres Nachtkästchen und das Bett, in dem ich schlief. Dazwischen ließ ein Bullauge etwas Mondlicht in das Zimmer scheinen.
Mitten in der Nacht wurde ich wach und schaute, nachdem ich die Augen geöffnet hatte, direkt in ein dunkles Gesicht. Der Abstand zu meinem Gesicht war extrem gering. Ich rief mehrmals meinen Mann, da ich davon ausging, dass er es war, der sich über mich beugte. Doch während ich immer wieder seinen Namen rief, bewegte sich der dunkle Körper, der wie ein Schatten wirkte, langsam rückwärts in Richtung Einbauschrank. Mir war kalt, ich fröstelte und saß hellwach in meinem Bett, als ich meinen schnarchenden Mann im gegenüberliegenden Bett liegen sah.
Ich rief wieder den Namen meines Mannes und schaute zwischen ihm und der sich langsam von unten auflösenden schattigen Gestalt hin und her. Ich fühlte mich nicht bedroht. Vielmehr hatte ich das Gefühl, dieses Etwas erschreckt zu haben. Außer mir und meinem Mann war definitiv keine weitere Person im Raum. Durch das Mondlicht und meinen absolut wachen Zustand konnte ich alles genau sehen und wahrnehmen. Die dunkle, langsam verschwindende Gestalt hob sich schließlich vor dem weißen Einbauschrank deutlich ab. Eine Sinnestäuschung war auszuschließen. Ich erkannte, dass das, was ich gerade erlebte, tatsächlich passierte. Jeder Erklärungsversuch in Bezug auf das Geschehene endete immer beim gleichen Ergebnis.
Es scheint etwas zu geben, was der
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