Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)
menschliche Verstand noch nicht zu erklären vermag. Es ist schwierig, die Erlebnisse detailgetreu wiederzugeben – einschließlich der Beschreibung bezüglich der empfundenen Gefühle. Die Geschehnisse waren so prägnant, dass der bloße Gedanke daran bei mir immer wieder einen detaillierten Film des Erlebten im Kopf ablaufen lässt. Es ist nichts dazugedichtet. Ich möchte mich auch nicht wichtigmachen; vielmehr bewegt mich die Frage nach einer Erklärung für das Erlebte.
»Sind Sie noch da?«, frage ich.
»Bitte lesen Sie weiter«, sagt die Frau.
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bitte, wenn möglich, um eine hilfreiche Erklärung, um Rat und um einen Literaturhinweis für nachfolgende Erlebnisse:
Seit circa acht Monaten werde ich im Abstand von vier bis sechs Wochen nachts mit meinem Vornamen angesprochen und gleichzeitig an der Schulter gerüttelt. Vor 14 Tagen hat sich dieses Erlebnis intensiviert: Erstmals hat sich dieses Wesen neben mich auf den Bettrand gesetzt und mich mit meinem Namen angesprochen.
Erwacht bin ich durch den Gewichtseindruck, den ein sich Niedersetzender normalerweise auf Bettzeug und Matratze ausübt. Ich war dadurch aufgewacht, sodass ich die Nennung meines Namens bereits im Wachzustand hören konnte. Meine eigenen Überlegungen für dieses Phänomen erheben nicht unbedingt den Anspruch auf Zusammenhang und Objektivität. Aber: Vor einigen Jahren hatte ich mit meinem älteren Bruder eine herzliche Aussprache, in deren Verlauf er mir ein zukunftsweisendes Versprechen gab. Einige Zeit danach erkrankte mein Bruder ernsthaft und starb im Krankenhaus.
Von seinem längeren Aufenthalt im Krankenhaus und von seinem Tod habe ich erst nach seinem Ableben erfahren – und zwar ohne Erklärung bis auf den heutigen Tag.
Sagt Ihnen Ihre Erfahrung, dass hier jemand seine Ruhe nicht finden kann?
Ich lege die Blätter mit den Fällen vor mich auf den Schreibtisch und erkläre der Frau am Telefon, die mir von den Schreien am Bettrand berichtet hat, was ihre Erlebnisse mit den beiden eben geschilderten Fällen zu tun haben. Viele Menschen berichten mir, dass sie nachts geweckt werden – oft weil sie hören, wie jemand ihren Namen ruft, oder weil sie das Gefühl haben, dass jemand im Raum sei. Manchmal spüren die Betroffenen auch, dass jemand auf ihr Bett zukommt und sich setzt. Manche berichten, sie würden angefasst oder jemand setze sich gar auf sie. Sie beschreiben damit, was der in Zürich geborene Maler Johann Heinrich Füssli im 18. Jahrhundert symbolisch in seinem berühmtesten Gemälde mit dem Titel »Der Nachtmahr« dargestellt hat: Ein unheimliches Wesen sitzt auf der Brust einer schlafenden Frau. Dieser Nachtmahr ist bis heute das Symbol für den Albdruck, der nachts auf manchen Menschen lastet, die schlecht träumen oder von Erscheinungen geweckt werden. Der amerikanische Autor David J. Hufford hat solche Berichte aus der ganzen Welt zusammengetragen und ein Buch über albdruckähnliche Phänomene veröffentlicht. Es heißt sehr vielsagend The Terror that Comes in the Night 20 .
Viele der von Hufford gesammelten Erlebnisse sind auf die sogenannte »Schlafparalyse« oder genauer, auf einen »hypnagogen« oder »hypnopompen« Zustand zurückzuführen. Hypnagog bezeichnet dabei den Zustand beim Einschlafen, hypnopomp den Zustand beim Aufwachen. Beide Begriffe bezeichnen eine Phase, in der wir wach sind, ohne richtig wach zu sein. Viele Betroffene berichten von seltsamen Erfahrungen und schwören, dass sie in der Situation wacher als wach gewesen seien. Manche schreiben, dass sie sich in dem Zustand nicht bewegen konnten. Das ist typisch für eine Schlafparalyse: Der Körper erscheint gelähmt. Warum das so ist? Im Schlaf ist die motorische Bewegung des Körpers abgeschaltet. Es gibt, ganz plastisch gesprochen, einen Schalter im Gehirn, der umgelegt wird, sobald wir einschlafen. Alle Muskeln machen Feierabend. Wir würden ständig aufwachen, wenn wir uns im Schlaf bewegten. Das ist unter anderem deswegen ganz sinnvoll, da sonst die Gefahr bestünde, dass wir nachts umhergehen und uns in Gefahr bringen. Bei Schlafwandlern funktioniert das mit dem Stilllegen der Muskeln nicht so gut. Sie bewegen sich und gehen manchmal sogar umher. Im hypnagogen Zustand kann man nun nicht klar erkennen, ob man schläft oder ob man schon wach ist. Das führt zu dem typischen Phänomen, bei dem man einen Druck auf dem Körper oder neben sich auf dem Bett spürt: Man nimmt die Last des eigenen
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