Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)
entscheidend.
Zufallsereignisse, die untereinander in (innerer) Beziehung stehen, zeigen deutlichere Zusammenhänge mit den psychologischen Charakteristika der Versuchsteilnehmer. 27
Psychokinese hinterlässt keine Spuren, die sich von normalen Zufallsschwankungen unterscheiden. 28
Zufallsereignisse, die nicht beobachtet werden, zeigen diese Zusammenhänge nicht.
Der wichtigste Punkt, den ich herausgefunden hatte, war wohl Nummer 6: In der Parapsychologie ging man stets davon aus, dass bei Psychokinese ein Signal übertragen werden würde. Ein Mensch wie Lars, so dachte man, müsste ja schließlich irgendwie auf die radioaktive Quelle wirken. Im gesamten Versuch fand ich jedoch keinen Hinweis auf ein solches Signal. Das radioaktive Präparat blieb unverändert, alles verlief so, wie man es nach Kenntnis der physikalischen Gesetze erwarten durfte: Die Gesamtzahl der Nullen und Einsen für alle Versuchsteilnehmer entsprach genau dem, was man vom perfekten Zufall erwarten würde – es gab zwar Abweichungen, aber diese hätten auch reine Zufallsschwankungen sein können. Dass es bei Lars mehr Einsen als Nullen gab, hätte selbst nur ein Zufall sein können – solche Schwankungen muss man dem Zufall zubilligen. Und das war paradox. Wir sahen einen Zusammenhang zwischen Lars’ Mühe vor dem Lämpchenthermometer und der Reaktion der radioaktiven Quelle. Aber wir fanden keinen Einfluss! Seltsamerweise schien es eine Reaktion zu geben, zu der wir den Auslöser nicht finden konnten. Konnte es sein, dass in der Psychokinese gar keine Kraft zum Einsatz kam – oder konnten wir sie mit den herkömmlichen Mitteln nur nicht messen?
Eine ähnliche Paradoxie kennt jeder Physiker. Mitte des vergangenen Jahrhunderts schrieben die Physiker Albert Einstein, Boris Podolsky und Nathan Rosen eine gemeinsame Arbeit 29 über Quantenmechanik, in der sie ein seltsames Phänomen beschrieben: Sie beobachteten zwei Quantenteilchen, die ursprünglich ein Quantenteilchen gebildet hatten. Unabhängig voneinander bewegten sich die beiden Teilchen in entgegengesetzte Richtung. Ihr Verhalten korrelierte, das heißt, es gab einen Zusammenhang zwischen beiden, schrieben die drei Physiker. Allerdings war kein Signal festzustellen, das beide zu diesem gleichen Verhalten anregte. Wie konnte das sein?
In ihrer Arbeit verwendeten die Physiker als Erklärung den Begriff »Verschränkung«. Die Verschränkung beschrieb das Paradoxon, dass es in der Natur Effekte ohne Ursache zu geben scheint.
Nachdem ich die Ergebnisse des Freiburger Experiments vorliegen hatte, übernahm ich den Begriff der »Verschränkung« in die Parapsychologie. Ich veröffentlichte eine wissenschaftliche Arbeit, in der ich meinen Versuch beschrieb und feststellte, dass Psychokinese vielleicht nicht durch eine Kraftübertragung, sondern durch einen Verschränkungszusammenhang zustande kommt. 30
Ein erstes Beispiel mag das zumindest im Ansatz verdeutlichen:
Man stelle sich eine Mutter vor, die mit ihrem Baby spielt und dabei das »Babbeln« des Kindes nachmacht, während auch das Kind die Mutter nachahmt. Das Hin und Her ist so intensiv, dass man irgendwann nicht mehr unterscheiden kann, wer der »Sender« und wer der »Empfänger« der ausgetauschten Botschaften ist. Mutter und Kind scheinen eins zu werden. Diese enge Verbindung zwischen einer Mutter und ihrem Kind beschränkt sich meist nicht nur auf die Kommunikation, sie geht viel tiefer. Sie verschwindet nicht, wenn die beiden kurzzeitig getrennt werden. So kommt es oft vor, dass Mütter »telepathisch« mitbekommen, wenn es ihrem Kind nicht gut geht oder wenn Gefahr droht. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Kind im Zimmer nebenan ist oder in Australien; es spielt auch nur eine untergeordnete Rolle, ob die Gefahr im Moment droht oder erst in der Zukunft. Die Parapsychologie würde Letzteres dann als »Präkognition« beschreiben; genauso könnte man auch sagen, das Kind »beeinflusse die Mutter psychokinetisch«. Aber ist das so? Wäre nicht die Annahme einer »Verschränkung« zwischen beiden eine viel passendere Erklärung?
An diesem Beispiel kann man sehen, dass der Begriff der Verschränkung die üblichen parapsychologischen Termini womöglich umfasst, sie vielleicht sogar überflüssig machen kann. Hans Bender, obwohl er die Termini auch benutzte, hat sie manchmal sogar als »Worthülsen« bezeichnet.
In der Gemeinde der internationalen Parapsychologen entwickelte sich eine lebhafte Diskussion. »Mind has a real
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