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Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)

Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)

Titel: Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wagner , Walter von Lucadou
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bleibt immer noch einen eindeutigen Nachweis der Ereignisse schuldig, die er untersucht.«
    Dieses Argument kannte ich. Ich formulierte schon eine Verteidigungsrede, als er fortfuhr:
    »Allerdings muss ich zugeben«, sagte der Professor, »wenn Sie sich dafür interessieren, dann könnte vielleicht doch etwas dran sein am Spuk.« Er lächelte nicht. Ich schaute ihn verwundert an.
    »Meinen Sie das ernst?«, fragte ich.
    »Ja«, sagte er. »Ich weiß, dass es Sie zu Hans Bender und in sein Institut an der Eichhalde zieht. Wir werden Ihren Verlust hier am Institut bedauern. Aber ich bin mir sicher, dass Sie der Parapsychologie zur nächsten Blüte verhelfen werden.«
    Auch wenn ich ihn formal nicht brauchte: Mit diesem Freibrief, mit diesem Vertrauensvorschuss wechselte ich auf eine Assistentenstelle an der Abteilung für Grenzgebiete der Psychologie an der Universität Freiburg, die inzwischen Benders Nachfolger Professor Johannes Mischo leitete. Von den Physikern zu den Psychologen – das war ein ungewöhnlicher Seitenwechsel. Aber niemand wunderte sich, hatte ich doch jahrelang an der Seite von Hans Bender gearbeitet. Gemeinsam mit ihm, dem Professor im Ruhestand, bereitete ich ein großes Psychokineseexperiment vor. Wir wollten ein für alle Mal ergründen, wie der Geist auf die Umwelt einwirken kann.
    Wissenschaftler müssen häufig Förderer für Forschungsgelder gewinnen. Sie müssen ihr Vorhaben genau erklären und müssen schriftlich darlegen, welche Erkenntnisse sie sich von einem Versuch erhoffen. Einer der größten Geldgeber in der deutschen Wissenschaft ist die Deutsche Forschungsgemeinschaft, kurz DFG. So bewarben wir uns wiederholt – zunächst mit Hans Bender, dann mit Johannes Mischo – um Geld aus dem Fördertopf namens »unkonventionelle Forschungsprojekte«. Aber vergeblich: Die DFG erteilte uns jedes Mal eine Absage. Die Skepsis der Kollegen überraschte uns nicht. Die Forscherkollegen traten der Parapsychologie immer reserviert entgegen. Das Gespräch mit meinem Physikprofessor nach der Abgabe meiner Promotionsarbeit war deshalb schon fast eine Ausnahme. Meine Vermutung ist, dass sich die DFG nicht auf das Gebiet der Parapsychologie wagen wollte. Welches Signal würde sie aussenden, wenn sie Experimente in der Parapsychologie förderte? Würde sie sich angreifbar machen, wenn sie diesen Bereich des Forschens unterstützte?
    Während meiner Arbeit in der Parapsychologie habe ich gelernt, dass die Gesellschaft so etwas wie Spuk nicht wahrhaben will. Die Menschen mögen es nicht, wenn sie durch Ungewissheit verunsichert werden. Sie haben Angst vor so etwas wie einem doppelten Boden im Leben (und davor, was auch immer darunter zum Vorschein kommen könnte!). Bis heute ist die Parapsychologie deshalb kein selbstverständlicher Partner im Kreis der Natur- und Geisteswissenschaften. Ich glaube nicht, dass diese missliche Situation der Parapsychologie deshalb existiert, weil es keine guten Experimente und Theorien gibt. Sie hat mit der Angst der Menschen vor dem Tabuthema Spuk zu tun. Was uns nicht in den Kopf will, wird weggeschoben. Das Problem ist aber, dass der Spuk auf diese Weise nicht verschwindet. Er besteht weiter, und die Menschen, die ihn erleben, werden weiterhin meistens der Lächerlichkeit preisgegeben. Warum? Weil sie von Freunden, von Bekannten, von Ärzten gebeten werden, die Ursachen der Phänomene zu erklären, die sie erleben. Aber was, wenn sie es nicht können? Dann werden sie als verrückt abgestempelt. Geholfen ist ihnen damit nicht.

8. Kapitel:
    Spuk im Labor
    Nun kann man auch Wissenschaft betreiben, wenn die dafür vorgesehenen Förderungseinrichtungen neuen Forschungsthemen keine Chance geben. Ich machte mich also selbst auf die Suche nach Sponsoren für unser Psychokineseexperiment. Was wir brauchten, war ein großer Computer und ein vor elektromagnetischer Strahlung abgeschirmter Raum. Durch die Vermittlung von Hans Bender wurde ich bei Siemens vorstellig. Dort zeigte man sich experimentierfreudiger als bei der DFG. Das Unternehmen überließ uns einen Computer im Wert von 40000 DM, mit dem ich die Experimente steuern und auswerten konnte. Mit diesem Erfolg im Rücken akquirierte ich weitere Fördergelder, mit denen ich einen Raum an der Universität Freiburg schall- und strahlendicht ausstattete. Der Kern des Versuchs war eine Abwandlung der Schmidtmaschine.
    Der deutsche Physiker Helmut Schmidt hatte kurz zuvor in den USA einen Zufallsgenerator entwickelt, 26 die

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