Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)
Statt acht leuchten dann neun Lämpchen«, erklärte ich Lars die Funktionsweise. »Und wenn ein Elektron eine Null auslöst, erlischt ein Licht …«
»… und es brennen nur noch sieben Lämpchen«, sagte Lars, »ich kann’s mir denken.«
»Richtig«, sagte ich. »Und wenn zum Beispiel zweimal hintereinander eine Eins ausgelöst wird …«
»… dann gehen zwei neue Lämpchen an, schon klar«, sagte Lars.
»Nun ja«, sagte ich, »Sie scheinen sich mit solchen Versuchen bereits auszukennen. Ihre Aufgabe ist es, so viele Lämpchen wie möglich zum Leuchten zu bringen. Sie sollen so viele Einsen wie nur möglich erzeugen«, sagte ich, mehr der Vollständigkeit halber. Die Anordnung als Thermometer schien mir deswegen hilfreich, weil sie die Versuchspersonen motivierte. Sie konnten ihren Fortschritt verfolgen und sahen, wie viele Lampen noch zum Leuchten gebracht werden sollten.
»Legen wir los?«, fragte Lars ungeduldig. Er wirkte hochmotiviert, wie ein Tennisspieler vor dem Aufschlag.
Wir legten los. Und Lars war gut. Er konzentrierte sich still auf die Lämpchen und stieß nur hin und wieder ein leises »Los, komm schon« hervor. Als wir seinen Versuch beendeten, hatte er überdurchschnittlich häufig die Zahl Eins hervorgerufen.
»Gut«, sagte ich ganz ruhig, obwohl ich innerlich jubelte. »Ganz gut«, wiederholte ich.
»Was meinen Sie? Eigentlich waren die Lämpchen doch die ganze Zeit am Anschlag, oder?«, sagte Lars mit einem stolzen und zugleich vorwurfsvollen Unterton in der Stimme. »Das dürfte schon nicht schlecht gewesen sein, oder?«
»Man konnte bei Ihnen einen Effekt beobachten«, sagte ich distanziert. »Haben Sie vielen Dank fürs Mitmachen.«
Lars runzelte die Stirn, deutete eine kleine Verbeugung an, sagte: »Gern geschehen«, und fragte, ob ich ihn über die Ergebnisse des Versuchs informieren könnte.
»Selbstverständlich«, erwiderte ich, und wir verabschiedeten uns mit einem festen Händedruck.
Insgesamt nahmen dreihundert Studenten an dem Versuch teil, und nicht nur Lars erzeugte einen Effekt. Die Auswertung der Daten war in hohem Maße signifikant. Die erzielten Werte wichen insgesamt zwar nicht vom Erwartungswert ab, weil offenbar ebenso viele »Glückspilze« wie Lars von einer gleich großen Anzahl von »Pechvögeln«, die nur Nullen erzielten, ausgeglichen wurden. Ein signifikantes Ergebnis war aber dennoch nicht von der Hand zu weisen. Offenbar gab es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen physikalischen und psychologischen Variablen. Einfach ausgedrückt: Menschen wie der selbstbewusste Lars hatten eine höhere Trefferrate als ängstlichere Menschen, die von sich behaupteten, sie könnten mit ihrer Psyche eher nicht mental auf die Umwelt einwirken. Aus meiner Sicht war der Versuch ein voller Erfolg – er schien zu beweisen, dass wir mit unserer Umwelt auf direkte Weise mental verknüpft sind.
Aber es gab noch mehr Resultate.
Im Lauf der Versuche erhob ich auch eine Variable, die ich »pragmatische Information« nannte. Immer wenn besonders viele Lämpchen dunkel waren, war der Effekt besser zu beobachten, dann gab es mehr Abweichungen vom Zufall. Wenn allerdings alle sechzehn Lämpchen bereits erleuchtet waren, nahm der Effekt ab. Auch bei Lars. Er hatte nachweisbar die Motivation verloren, den Zufallsprozess noch weiter zu beeinflussen.
Die Anzahl der dunklen Lämpchen bezeichnete ich in diesem Zusammenhang als »pragmatische Information« für die Versuchsperson. Die Bezeichnung »pragmatische Information« werde ich später noch ausführlich erläutern; sie stellt ein Maß für die Bedeutung der Lämpchenanzeige dar. Diese Variable war eng mit dem Effekt verbunden. Offenbar hatte die Anzahl der dunklen Lämpchen eine entscheidende Bedeutung für die Versuchspersonen. Als wir den Versuch ohne Lämpchen durchführten – die Versuchsperson sah keine Lämpchen, sie sollte sich nur gedanklich auf die radioaktive Quelle konzentrieren – geschah: nichts. Es gab keinen Effekt. Ohne Lämpchen beeinflusste keine Versuchsperson die radioaktive Quelle.
Folgende Ergebnisse hatte ich mit dem Psychokineseexperiment herausgefunden:
Seelische Vorgänge im Menschen und Zufallsereignisse in seiner Umgebung sind nicht voneinander unabhängig.
Die Stärke dieser Abhängigkeit hängt von der Persönlichkeit des Beobachters ab.
Die Motivation, die Umwelt zu beeinflussen, spielt dabei eine große Rolle.
Die Bedeutung der Zufallsereignisse (pragmatische Information) ist
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