Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)
untersuchen. Insbesondere wollte ich eine andere Art von Zufallsgenerator ausprobieren. 34
Während meines Aufenthaltes in Utrecht verteidigte ich meine psychologische Doktorarbeit »Experimentelle Untersuchungen zur Beeinflußbarkeit von stochastischen quantenphysikalischen Systemen durch den Beobachter« an der Freien Universität in Berlin. Sie wurde mit »summa cum laude« ausgezeichnet.
Aufgrund von Sparmaßnahmen wurden in Utrecht 1987 mehrere Institute geschlossen, unter anderem auch unser Labor.
Ich kehrte nach Freiburg zurück.
9. Kapitel:
Die okkulte Welle
Dort hatten sich in der Zwischenzeit einige Dinge geändert. Hans Bender war zwar nach wie vor Leiter des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP), aber aus Altersgründen nicht mehr sehr aktiv. Er starb 1991. Sein Nachfolger auf dem Lehrstuhl der Universität, Johannes Mischo, konzentrierte sein wissenschaftliches Interesse auf Psychodiagnostik und Sozialpsychologie. Das Psychologische Institut der Universität Freiburg wollte diese Veränderung nutzen. Das gesellschaftliche Interesse an der Parapsychologie war in den Achtzigern eine Zeit lang zurückgegangen. Die Verantwortlichen an der Universität wollten die Abteilung für Psychologie und Grenzgebiete der Psychologie umwidmen. In die Institutsräume an der Universität sollte das neu zu gründende Institut für Arbeitswissenschaft und Arbeitsorganisation einziehen. Das einzige Institut an einer deutschen Universität, das sich im Rahmen seiner Arbeit mit paranormalen Phänomenen befasste, sollte also geschlossen werden, was nach der Emeritierung von Johannes Mischo 1998 auch geschah. Mischo war noch bis zu seinem Tod 2001 Nachfolger von Hans Bender am privaten Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP). Danach übernahm der Psychologe Professor Dieter Vaitl die Leitung des IGPP, das seit 1993 durch eine großzügige private Stiftung (Asta Holler-Stiftung) finanziert wird.
Man soll aber nicht meinen, dass, als ich 1987 zurückkehrte, in der Parapsychologie keine Fortschritte erzielt wurden. Trotz der lächerlichen finanziellen Ausstattung von 7000,– DM Sachmitteln an der Universitätsabteilung und mit nur einer Assistentenstelle und einer »halben« Sekretärin liest sich die Bilanz noch eindrucksvoll. Eberhard Bauer und ich haben in einem Sonderband der Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie die Situation der Parapsychologie in Freiburg anlässlich einer Tagung des IGPP 1995 festgehalten: »Parapsychologische Forschung in Freiburg – Dokumentation einer historischen Entwicklung« 35 . Im selben Band geht Sybo Schouten der Frage nach, ob die Parapsychologie angesichts ihrer prekären Situation überhaupt Fortschritte verzeichnen kann, wenn man sie beispielsweise mit der Schulpsychologie vergleicht. Das Resultat ist eindeutig: Es kann sich durchaus sehen lassen.
Da ich schon früh die Entwicklung an der Universität kommen sah und weil ich ein großes Interesse daran hatte, meine Arbeit in Deutschland fortzusetzen, richtete ich eine Petition an die baden-württembergische Landesregierung, die von 36 Hochschulprofessoren und dem Nobelpreisträger für Physik, Brian Josephson, unterstützt wurde. Die Landesregierung in Stuttgart, genauer: das Wissenschaftsministerium in Stuttgart, stand meinem Ansinnen aufgeschlossen gegenüber. Leider signalisierte das Psychologische Institut der Universität Freiburg ganz offen, dass sie das Projekt nicht wollten, selbst wenn es Fördergelder vom Land gäbe. Die Neugründung des Instituts für Arbeitswissenschaften war bereits beschlossene Sache. Dieser neue Forschungsbereich war zu jener Zeit in Mode gekommen und versprach viele Fördergelder.
Meine wissenschaftliche Laufbahn kam eine Zeit lang zum Stillstand. Erst war das parapsychologische Labor in Utrecht geschlossen worden, nun die Abteilung in Freiburg. Wie sollte es weitergehen?
Ich erinnere mich, wie ich damals mit meiner Frau und den drei Kindern in der Wohnung in Freiburg saß. Zwar stand die endgültige Entscheidung der Universität Freiburg noch aus, aber ich machte mir keine großen Hoffnungen. Die Frage war, in welcher Form und wo ich weiter zur Parapsychologie würde forschen können?
Ich trank einen Tee und blätterte durch die Tageszeitung, in der wieder einmal über Satanismus und Okkultismus an Schulen zu lesen war.
»Das lese ich jetzt auch schon zum hundertsten Mal«, sagte ich wie beiläufig zu
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