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Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)

Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)

Titel: Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wagner , Walter von Lucadou
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mehr für es gab. Im September hat es mir in einer Nacht noch mal Angst gemacht, seitdem ist es weg.
    Können Sie mir irgendwie helfen? Können Sie mir Ratschläge geben, wie ich mich verhalten soll? Ich hoffe sehr, Sie glauben mir das alles, denn es ist die volle Wahrheit; mit so etwas mache ich keine Späße.
    Manche Menschen sind so sensibel, dass sie den Tod von vertrauten Menschen vorausspüren. Wenn jemand stirbt, hören sie eine Stimme oder nehmen die Anwesenheit anderer Personen wahr. Meist handelt es sich in den Erzählungen um bereits Verstorbene, die den Sterbenden abholen sollen. Dieses Erzählmuster ist, wie im Fall mit dem nächtlich erscheinenden Vogel, eine anthropologische Konstante: Der Sterbende wird von einem Wesen abgeholt. Manche Menschen können die »Todesboten« wahrnehmen. 37 Diese Fähigkeit beobachtet man normalerweise nur in Zusammenhang mit Menschen, die in engem Kontakt mit dem Sterbenden sind. Deswegen berichten Pflegerinnen oder Krankenschwestern besonders häufig von solchen Erlebnissen. Kann man sie erklären?
    Der Tod kommt, abgesehen von Unfällen, nie aus heiterem Himmel. Wenn jemand eines natürlichen Todes stirbt, gibt es vorher Anzeichen. Erfahrene Pflegekräfte spüren das, und dieses Gespür verändert die Wahrnehmung. Die Pfleger kleiden das, was sie spüren, in eine Erlebnisform und nehmen plötzlich eine Person im Raum wahr, die eigentlich nicht da ist. Manche glauben dann, sie hätten es mit der Seele eines Sterbenden zu tun. Das ist nicht ganz abwegig. Es gibt ja die Vorstellung von der Seele, die beim Sterben aus dem Körper entweicht. In alten Häusern im Schwarzwald gab es deshalb ganz oben im Giebel ein Seelenfensterchen, aus dem die Seele des Verstorbenen entweichen durfte. Diese Überlieferung gibt es also schon geraume Zeit, und es darf einen nicht verwundern, wenn sie in abgewandelter Form fortlebt.
    Gestützt wird dieses Bild von Menschen, die Nahtod-Erfahrungen hatten. Das sind Menschen, die kurz vor dem körperlichen Tod standen und, so beschreiben sie es selbst oft, schon »ins andere Reich« hinübergeschaut haben. Viele gehen nach diesen Erlebnissen davon aus, dass es so etwas wie eine Seele geben müsse, die sich am Ende des Lebens vom Körper erhebt. Es gibt Berichte, in denen die Menschen ihren Körper von der Decke des Krankenzimmers aus sehen konnten. Das erklärt nicht die Erfahrungen von Pflegern mit vermeintlich anwesenden Personen. Aber es ist ein weiterer Hinweis darauf, dass im Erzähl- und Erfahrungsgut genug Vorstellungen vorhanden sind, die der Kopf in einer Ausnahmesituation abrufen kann, die er vielleicht zu einem Erlebnis formen kann.
    In der Parapsychologie gibt es zwei Denkrichtungen. Die eine sagt: Wir müssen annehmen, dass die Seele unabhängig von Raum und Zeit und Körper existieren kann – eventuell auch in Geisterform. Das wäre eine spiritualistische Interpretation. Die animistische Interpretation hingegen sagt: Nein, die paranormalen Phänomene haben allein mit den Lebenden zu tun. Wer von jenseitigen Seelen oder Wesen ausgeht, liegt falsch. Aber was stimmt nun?
    Ist die Seele etwas geisterhaft Fernes oder Unabhängiges und wir treffen sie in den paranormalen Phänomenen an?
    Aus wissenschaftlicher Sicht wirft die spiritualistische Betrachtungsweise noch mehr Fragen auf, als wir ohnehin schon kennen. Wie muss ich mir zum Beispiel eine Seele vorstellen, die unabhängig vom Körper existiert? Es gibt verschiedene Ansätze in den Neurowissenschaften. Der Nobelpreisträger und Neurophysiologe John Eccles hat zeit seines Lebens (er starb 1997) die These vom Leib-Seele-Dualismus vertreten. Er glaubte, dass die Seele eigenständig existiere und unseren Körper bespiele wie ein Klavier. 38 Wenn wir sterben, ziehe sie weiter zum nächsten »Instrument«.
    Ich finde es legitim, so zu denken, und es gibt keinen Grund, das als Spinnerei abzutun. Aber ich glaube nicht, dass wir mit diesem Modell mehr über die paranormalen Phänomene lernen. Es verleitet uns dazu, die Phänomene ins Spiritualistische abzuschieben und sie nicht mehr weiter erklären zu wollen. Ich persönlich glaube nicht an die spiritualistische Variante. Früher sagte man, das Gewitter mache der Donnergott, weil man keine andere Erklärung hatte. Und heute? Inzwischen wissen wir, wie Gewitter funktionieren. Ähnlich ist es nach meiner Überzeugung mit dem Paranormalen. Man kann es erklären. Aber man muss es auch wollen. Ich versuche es immer wieder, wenn ich, wie jetzt,

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