Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)
nicht ein letztes Mal zu ihm gegangen bin.«
»Dieser Selbstvorwurf scheint in Ihnen verankert zu sein«, sage ich ruhig und höre, wie der Mann tief einatmet. »Es könnte sein, dass Sie unbewusst Ihr ganzes Leben lang darauf gewartet haben, dieses Problem zu bearbeiten.«
»Glauben Sie?«
»Da muss ich wieder Sie fragen: Wie geht es Ihnen denn damit, jetzt, nachdem es vorbei ist?«
»Schon ganz gut. Ich glaube ja nach wie vor, dass der Schatten entweder mein Großvater war oder dass er zumindest von ihm geschickt worden ist.«
»Warum haben Sie sich dann bei mir gemeldet, obwohl Sie doch schon eine Erklärung gefunden hatten, die Sie offensichtlich akzeptieren konnten?«
»Wie soll ich sagen …?« Ich höre, wie sich der Mann eine Zigarette anzündet. »… Ich glaube nicht, dass mein Großvater wirklich als Person in meinem Zimmer war. Nur kommt es mir so vor, es ist mehr ein Gefühl, eine Gewissheit, dass er etwas damit zu tun hat. Davon abgesehen hat mich eine echte Erklärung interessiert.«
Danach beenden wir das Gespräch. Der Mann geht vermutlich, nachdem er aufgelegt hat, in Ruhe die »echten« Erklärungen durch, wie er sie genannt hat. Das Beispiel zeigt ganz gut, dass die Angst vor dem Paranormalen in der Regel unbegründet ist. Paranormale Phänomene sind aus meiner Sicht ganz klar Hilfestellungen des Unterbewusstseins. Es gibt solche Erlebnisse, weil sie uns auf Probleme hinweisen oder uns helfen, Probleme zu lösen. Wenn es mir gelingen würde, allen Menschen die Angst vor dem Paranormalen zu nehmen und ihnen eine positivere Haltung zu den Phänomenen zu vermitteln, hätte ich wahrscheinlich meine größte Lebensaufgabe erfüllt.
Immer noch sitze ich an meinem Schreibtisch im Büro in der Hildastraße. Mein Blick schweift über das Regal mit den Ordnern, dann zu den Briefen auf meinem Schreibtisch. »Na ja«, sage ich zu mir selbst angesichts der vielen Briefe. »Ein bisschen wird es noch dauern, bis ich allen die Angst genommen habe.« Dann nehme ich den nächsten Brief zur Hand:
Angefangen hat alles vor einigen Monaten. Ich ging abends in unser Bett und jemand setzte sich zu mir an das Fußende. Es passierte nicht jede Nacht, aber es häufte sich. Dann wurde es so, dass ich im Bett lag und mit einem Mal merkte, wie meine Stimme verschwand, wie ich willenlos wurde, und ich wusste: Wenn ich meinen Mann nicht schnell wecken würde, dann würde etwas versuchen, die Kontrolle über mich zu übernehmen.
Ich habe auch erlebt – das ist allerdings nach der Schwangerschaft mit meinem jüngsten Sohn gewesen –, dass meine Bettseite furchtbar durchgeschüttelt wurde und ich mich beim Träumen von oben betrachtet habe.
Ich habe mit meinem Mann erst nach längerer Zeit darüber gesprochen, dass sich jemand zu mir ans Fußende setzt, sobald ich im Bett liege. Und er sagte mir vor Kurzem, bei ihm sei es jetzt ähnlich. Jemand setzt sich dorthin.
Wir haben einen Teppich bei uns im Flur liegen. Nachts hört man, wie jemand dort drüberläuft. Die Geräusche, die beim Gehen auf dem Teppich entstehen, kenne ich.
Mein großer Sohn hat schon des Öfteren nach mir gerufen, und er weinte, weil etwas bei ihm im Zimmer klopfte. Wir haben dann zu dritt gehorcht, und es war dort tatsächlich ein Klopfen zu hören. Etwas, für das es einfach keine Erklärung gab.
In unserer Wohnung sind plötzlich Abdrücke in den Zimmerdecken – nach innen gewölbte Kreise, so groß wie die Fingerkuppe eines Mannes, teilweise zu einem Dreieck angeordnet, mal zu einem Viereck.
Wir haben von unserem großen Sohn ein paar Fotos geschossen, in seinem Kinderzimmer. Als wir uns diese dann anschauten, waren überall um ihn herum in seinem Zimmer und auch auf dreien, die hier im Wohnzimmer entstanden sind, leuchtende Kreise zu sehen. Wir können es uns einfach nicht erklären. Mein Mann hat nun einige Wochen nachts nicht mehr geschlafen, sondern Wache gehalten. Ich habe in der Zeit bei ihm im Wohnzimmer auf der Schlafcouch geschlafen.
Nach einigen Wochen Ruhe schien es, als ob unser »Besucher« nach einer neuen Möglichkeit suchte, auf sich aufmerksam zu machen. Türen flogen plötzlich auf und zu, und seit vorgestern Abend setzt sich wieder jemand zu mir und versucht, wenn ich träume, sich Zugang zu mir zu verschaffen und mit mir zu reden.
Ich bin wirklich mit den Nerven am Ende. Ich weiß nicht, wer es sein könnte, und ich will es auch gar nicht wissen.
Ich habe überlegt, es heute Nacht zuzulassen und mit
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