Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)
Bildergalerie gemacht haben. Vereinfacht ausgedrückt geht es darum, die verschiedenen Assoziationen, die ein Erlebnis auslösen kann, auseinanderzuhalten. Der Mann bringt das zertrümmerte Bein und die Aggressivität des Sohnes in Zusammenhang mit dem möglichen Fluch seiner Exfrau. Er muss vermutlich lernen, diese Missgeschicke und Probleme wieder anders zu interpretieren. Das ist nicht ganz einfach und erfordert unter Umständen die Hilfe einer Psychotherapie.
Übrigens kann man tatsächlich erklären, warum ein Lkw oft dann vor uns auftaucht, wenn wir ihn nicht überholen können. Wenn man eine Aufenthaltsstatistik eines Lkw auf der Straße erstellt, wird man feststellen, dass ein Laster auf unübersichtlichen oder steilen oder gefährlichen Strecken immer länger unterwegs ist als ein Auto: Er ist weniger beweglich und muss langsamer fahren. Auf breiten Überholstrecken kann auch er schneller fahren und hält sich somit dort viel kürzer auf.
Wenn es um Statistiken geht, verlässt uns unsere Intuition regelmäßig. Das Beispiel mit dem Lkw zeigt, dass schon einfache Erklärungen unser Gespür für Wahrscheinlichkeiten außer Kraft setzen.
Eine Frage an Sie, lieber Leser:
Nehmen wir an, ich stelle Ihnen die Aufgabe, mittels der Zahlen 1, 2, 3, 4, 5 und 6 eine Reihe mit 100 Ziffern zu notieren. Meine Bitte wäre, dass Sie versuchen, die Zahlen so zufällig zu notieren, wie sie entstünden, wenn man hundertmal hintereinander einen Würfel werfen würde.
Was glauben Sie: Könnten Sie aus dem Kopf eine zufällige Zahlenreihe erzeugen, wie sie zum Beispiel beim Werfen eines Würfels zustande kommt?
Ich sage Ihnen gleich: Sie können es nicht. Psychologen haben dieses Experiment schon mehrmals durchgeführt. Vermeintlich zufällige Zahlenreihen, die von Menschen notiert werden, weisen fast immer Regelmäßigkeiten auf, wie man sie beim Werfen eines Würfels nicht erleben würde. Eine der häufigsten Regelmäßigkeiten bei einem solchen Versuch ist die Tatsache, dass die Versuchspersonen eine Zahl nur selten zweimal, dreimal oder, noch seltener, viermal hintereinander aufschreiben. Intuitiv glauben wir, es komme in einem normalen Zufallsmuster nicht zu solchen Mehrfachnennungen.
Am Ende notiere ich noch »Würfelbeispiel« auf dem Blatt Papier und glaube, dass ich dem verhexten Mann ganz gut helfen kann, seine Situation zu verstehen.
Echte Verhexung oder das »Verhexungssyndrom«, wie wir es nennen, ist eigentlich nicht so »schlimm« wie Verfluchung, kommt aber viel häufiger vor. Bei Verfluchung kann man an dem Fluch meist nichts mehr ändern – oft lastet er ja über Generationen, wohingegen das Verhexungssyndrom aus scheinbar »harmlosen« Situationen entstehen kann.
Das Phänomen des Verhexungssyndroms wurde erstmals von den Psychiatern Risso und Böker 1964 beschrieben. 42 Dabei handelt es sich um einen Symptomkomplex, der oft nach Kontakt mit einem Geistheiler oder einem Magier auftreten kann. Der Beginn der Störung lässt sich meist auf die Auseinandersetzung mit einer entsprechenden Person zurückführen oder steht zumindest in Zusammenhang mit intensiven, von Hoffnung und Abhängigkeit geprägten Beziehungen. Im klassischen Beispiel sucht ein Patient, der von einem chronischen Leiden geplagt wird und den die Schulmedizin längst aufgegeben hat, einen Geistheiler auf, in der Hoffnung, doch noch Linderung zu erfahren. Nach wenigen »Behandlungen« gehen die Beschwerden zurück, der Patient spürt die Wirkung der Anwendung durch den »Therapeuten« und empfindet dies als angenehm. Nachdem die Behandlung abgeschlossen (und bezahlt) ist, spürt der Patient jedoch, dass der Heiler noch »an ihm dran« ist. Er fühlt sich von dem Heiler verhext oder verfolgt; eigene Empfindungen und Beschwerden werden auf dessen Wirken zurückgeführt. Dabei können verschiedenste Symptome auftreten. Besonders häufig sind Gefühle der Fremdeinwirkung und Fremdbeeinflussung, Abziehen von Energie, Stimmenhören, sexuelle Belästigung, Schlafstörungen und Konzentrationsschwierigkeiten, Schmerzen in verschiedenen Organen, die auch als »Messerstiche« oder »Elektroschocks« bezeichnet werden, verminderte Leistungsfähigkeit; ferner können auch Hämatome und Sehstörungen auftreten. Das Spektrum der Symptome umfasst also alle Sinnesbereiche; zudem können Betroffene unter (zum Teil sehr ausgeprägten) Verfolgungsgefühlen leiden.
»Verhexung« wird von Betroffenen in erster Linie als die Anwendung paranormaler
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