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Die Geister schweigen: Roman (German Edition)

Die Geister schweigen: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister schweigen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Care Santos
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Polizisten des Bezirks hinzu, die den Feuerwehrleuten nicht nur bei ihrer mühseligen Arbeit halfen, sondern auch die Schaulustigen zurückhielten, die in Scharen herbeiströmten, sobald die Nachricht in der Stadt die Runde gemacht hatte.
Die Panik, die unter den Bewohnern in der Calle Xuclà ausbrach, deren Wohnungen jeden Augenblick ein Opfer der Flammen werden konnten, war unbeschreiblich. Man hörte Hilferufe und Schmerzensschreie, und man sah zahllose Familien, die nur mit dem Allernotwendigsten beladen verängstigt ihre Wohnungen verließen. Die Flammen, die aus El Siglo drangen, waren so lebendig, dass sie auch die Fensterläden und Balkone der Wohnhäuser in der Calle Xuclà erfassten. Die Geschäftsinhaber räumten ihre Läden, die sich zu ebener Erde in den Häusern dieser Gasse befanden.
Da das Feuer drohte, sich auch auf die Nachbarhäuser auszuweiten, begannen die Feuerwehrleute in dieser Gasse ihre Hauptarbeit. Allein der Gedanke, zu welcher Katastrophe es gekommen wäre, wenn die Flammen auf die Nachbarhäuser übergegriffen hätten, ist schrecklich. In dem Fall wäre ein kompletter Straßenblock vom Feuer zerstört worden, in dem Hunderte Familien wohnen. Zu ähnlichen Szenen des Schreckens kam es auf der Plaza del Buensuceso und der gleichnamigen Straße, wo mehrere Häuser keilförmig in das Grundstück vom Warenhaus El Siglo hineinreichen. Zahlreiche Menschen beluden sich mit Truhen und Kleidungsstücken, noch ehe sie alarmiert worden waren. Auf der Plaza del Buensuceso unterstützten die Kräfte der Luftwaffe, die in der dortigen Kaserne stationiert sind, sowohl die Löscharbeiten als auch das Aufrechterhalten der öffentlichen Ordnung.
Das ganze Gebäude, ein gewaltiger Scheiterhaufen
Trotz der Anstrengungen der Feuerwehrleute erreichte das Feuer schreckliche Dimensionen. Aus dem Dach drangen enorme Flammen, die in dichte schwarze Rauchwolken gehüllt waren und mehrere hundert Meter hochschlugen. Das ganze Gebäude sah wie ein gewaltiger Scheiterhaufen aus.
Außer den wohl mindestens fünfzigtausend Schaulustigen trafen kurz nach dem Ausbruch des Feuers einige Mitglieder der Besitzerfamilie von El Siglo am Ort des Geschehens ein: Don Eduardo sowie Don Javier Conde. Beide Geschäftsleute zeigten sich untröstlich, insbesondere Don Javier, mit dem wir kurz über das Unglück sprechen konnten.
»Mehr als uns selbst«, sagte er, »bedauern wir unsere Angestellten, die nun auf der Straße stehen werden. Einige werden so traurig sein wie wir, denn man muss bedenken, dass es Verkäufer gibt, die schon dreißig oder vierzig Jahre für uns gearbeitet haben.«
Don Javier nutzte unser Gespräch, um uns mitzuteilen, dass er seit letztem Freitag von seinem älteren Bruder Don Octavio die Geschäftsleitung des Kaufhauses übernommen habe. Don Octavio ist just am Weihnachtsfeiertag an Bord der Magallanes Richtung Vereinigte Staaten abgereist. Der bedeutende Kaufmann beabsichtigt, demnächst in New York eigene Geschäfte aufzubauen, die sich höchstwahrscheinlich genauso erfolgreich entwickeln werden wie die, die seinen bisherigen Werdegang bezeugen können.
Schäden
Die Schäden sind enorm. Sie können zu diesem Zeitpunkt noch nicht genau beziffert werden, werden aber womöglich die Summe von 30 Millionen Peseten erreichen. Sowohl das Gebäude wie auch die Bestände waren versichert. Der Schaden ist so hoch ausgefallen, weil sich das Unglück zu einem Zeitpunkt ereignet hat, an dem traditionell wegen der Feiertage, also Weihnachten, Silvester und Dreikönigstag, alle möglichen Waren in großer Menge bevorratet wurden, insbesondere Kleidung und Spielwaren. Die Inhaberfamilie kann indes noch nicht absehen, ob es zu einem Wiederaufbau kommen wird.
Das Warenhaus El Siglo wurde vor fünfzig Jahren gegründet. Niemals zuvor ist es in dem Gebäude zu einem größeren Brand gekommen, lediglich zu kleineren Feuern, die jedes Mal sofort erstickt werden konnten. Zudem verfügte das Warenhaus über eine komplette Ausstattung mit Feuerlöschern und Schläuchen, die von hauseigenen Feuerwehrleuten bedient wurden, die aber bei dieser Katastrophe nichts ausrichten konnten.
Um fünf Uhr am Sonntagnachmittag stattete der Präsident der Generalitat, Don Francisco Macià, der sich über den Verlauf der Löscharbeiten persönlich informieren wollte, der Unglücksstelle einen Besuch ab. Der Politiker hielt sich etwa eine Stunde vor Ort auf.
Sonntagnacht
Die Feuerwehrleute bekämpften die ganze Nacht zum Montag mit Hilfe von

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