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Die Geister schweigen: Roman (German Edition)

Die Geister schweigen: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister schweigen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Care Santos
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mit Teresa in den Haushalt gekommen war, verließ das Zimmer mit vor Schreck verzerrtem Gesicht und sagte, sie habe die Señora noch nie dermaßen verwirrt und mit so vielen absurden Einfällen erlebt.
    »Ich werde verrückt, wenn ich ihr noch eine Minute länger zuhöre«, fügte Antonia hinzu.
    Daraufhin kümmerte sich Teresa um alles. Sie entschuldigte die Kammerfrau und übernahm selbst hingebungsvoll deren Aufgabe. Sie betrat das Zimmer ihrer Schwiegermutter wie ein Arzt, den man zu einem Notfall gerufen hatte. Kurz darauf kam sie wieder heraus und fragte nach Concha. Ihre Hände und ihre Stimme zitterten, als sie sie fragte: »Conchita, um der Liebe Gottes willen, weißt du, wo der Schlüssel zu Violetas Zimmer aufbewahrt wird?«
    »Oh je! Nein, Señora. Ich glaube, wir haben ihn schon vor Jahren verloren, an dem Tag, als …« Concha hielt inne und dachte erneut an den schlummernden Schmerz, den kein ausgesprochenes Wort wecken darf, ehe sie erklärte: »Ihre Schwiegermutter hat ihn in Händen gehabt, um die Tür endgültig zu verschließen. Seit jenem Tag habe ich ihn nie wieder gesehen.«
    Teresa ließ sich von diesen Worten nicht entmutigen.
    »Dann bewahrt sie selbst ihn irgendwo auf. Sie ist davon überzeugt, dass er sich unter ihrem Bett befindet und fordert mich andauernd auf, ihn zu suchen. Sie sagt, dass sie ihn in der Hand halten will«, berichtete Teresa. »Ich habe ihre Bitte befolgt und danach gesucht, aber dort ist nichts. Nicht einmal Staub.«
    »Die Señora ist ein bisschen verrückt, das wissen Sie ebenso gut wie ich. Außerdem, Sie sollten sich nicht bücken«, warnte Concha Teresa mit Blick auf deren noch kaum gewölbten Bauch.
    »Das ist mehr als eine kleine Verrücktheit, Conchita. Ich habe sie noch nie in einer so schlechten Verfassung erlebt. Gerade hat sie mich darum gebeten, Juan kommen zu lassen. Sie sagt, dass sie ihren Sohn sehen möchte, ehe sie stirbt. Mir ist angst und bange. Weißt du, ob Amadeo zu Hause ist?«
    Concha schüttelte den Kopf. Sie hatte Amadeo mit dem Rolls Royce wegfahren sehen, und zwar ohne den Fahrer. Er hatte selbst am Steuer gesessen. Und selbstverständlich wusste niemand, zu welcher Uhrzeit er gedachte heimzukommen. Wie immer.
    »Conchita, du musst mir helfen«, bat Teresa.
    »Glauben Sie, die Señora will in Violetas Zimmer gehen?«, wagte Concha zu fragen. »Allein die Vorstellung versetzt mich in Angst und Schrecken. Das wäre gefährlich für sie. Bedenken Sie doch, dort befindet sich alles noch in seinem alten Zustand.«
    Teresas Blick war traurig. Unter ihren Augen zeichneten sich blaue Schatten ab. Sie führte ihre Hände zum Unterleib und krümmte den Rücken vor Erschöpfung.
    »Wir müssen unbedingt diesen Schlüssel auftreiben«, sagte sie, »oder sie wird die ganze Nacht nicht schlafen können. Er muss doch irgendwo zu finden sein!«
    Teresa rekrutierte aus dem Personal einen Suchtrupp und ließ ihn das ganze Haus bis in den letzten Winkel auf den Kopf stellen. Der Schlüssel war immer noch nicht aufgetaucht, als Amadeo um Viertel nach neun so elegant und kühl wie immer nach Hause kam. Teilnahmslos sah er sich kurz um, rief nach Conchita und bat darum, ihm das Abendessen in seinem Atelier zu servieren. Dann stolperte er über den kleinen Vorsprung unten an der Marmortreppe und strauchelte, ehe er die Treppe hochging.
    Als Teresa erfuhr, dass ihr Mann zu Hause war, ging sie ins Atelier hinauf, um ihm von den Vorkommnissen zu berichten und um Erlaubnis zu bitten, seinen Bruder kommen zu lassen. Kurz darauf kam sie mit feuchten Augen wieder hinunter. Concha erwartete sie ungeduldig unten am Treppenabsatz.
    »Dürfen wir Padre Juan anrufen?«
    Teresa schüttelte den Kopf.
    »Das habe ich befürchtet«, flüsterte die altgediente Hausangestellte mit grimmiger Miene.
    Eine halbe Stunde später ging Laia – die Zwölfjährige war der Schlüsselsuche schnell überdrüssig geworden und von ihrer Mutter in die Küche geschickt worden – die Treppe zur Mansarde hoch und balancierte dabei ein Tablett, das reichlich mit Speisen bestückt war.
    Teresa suchte weiterhin unermüdlich nach dem Schlüssel und ließ sich dabei weder von der Teilnahmslosigkeit ihres Ehemannes noch von ihrer eigenen Verzagtheit mitreißen. Concha forderte Teresa mehrfach auf, zu Bett zu gehen, und versprach ihr, mit dem Personal weiterzusuchen. Aber auch diesmal wollte die junge Señora nicht auf sie hören.
    »Sie sollten sich nicht so anstrengen«, warnte Concha und fixierte

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