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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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unwillkürliche Veränderung in meiner Haltung falsch gedeutet. Er trank sein Glas aus und stand taktvoll auf. »Gut, dann laß ich euch beide jetzt allein. Könnte eine Dusche und ein Nickerchen vertragen. Ich sehe euch dann morgen früh.« Er warf mir noch einen kurzen Blick zu und tippte mit Kennermiene auf die Speisekarte. »Versuchen Sie die Seezunge, die ist ausgezeichnet.«
    Adrian glitt auf den freigewordenen Platz mir gegenüber und bedachte mich mit einem neugierigen Blick. »Wie hast du denn bloß Fortune schon kennengelernt?« fragte er, als wir allein waren. »Oder sollte ich das lieber nicht wissen?«
    »Wir sind im Bus ins Gespräch gekommen.«
    »Ach so.« Er nickte. »Der Bus aus Berwick.«
    »Aus Dunbar, um genau zu sein.«
    Die Kellnerin kam. Ich klappte die Karte zu und bestellte die Seezunge.
    Adrian ließ nicht locker. »Ich weiß, ich werde die Frage gleich bereuen«, sagte er. »Aber wie bist du in dem Bus aus Dunbar gelandet, wenn du, wie ich annehme, von London mit dem Zug angereist bist?«
    Ich erklärte es ihm, was eine Weile dauerte. Meine Mahlzeit war fast beendet, als ich ihm, angefangen bei den Schafen auf den Gleisen bei Darlington, schließlich alles erzählt hatte. Adrian schüttelte ungläubig den Kopf und griff nach seiner Kaffeetasse. »Siehst du? Wenn du wie abgemacht bis morgen gewartet hättest, wäre dir das alles nicht passiert.«
    Ich zuckte die Achseln. »Dafür hätte mir etwas Schlimmeres passieren können. Man kann nie wissen.«
    »Stimmt. Das Chaos scheint sich dir irgendwie immer an die Fersen zu heften, findest du nicht?«
    »Jetzt erzähl mir doch mal«, wechselte ich das Thema und legte Messer und Gabel auf dem leeren Teller ab, »was das genau für eine Stelle ist, für die du mich empfohlen hast.«
    Adrian verschränkte die Arme und grinste teuflisch. »Soweit ich mich erinnere, sagte ich, daß ich es dir Freitag erklären würde.«
    »Nach meiner Ankunft, hast du gesagt.«
    »Am Freitag. Und heute ist erst Donnerstag.«
    »Ach, komm schon …«
    »Ich bin sicher, Quinnell wird dir gern alles sagen, was du wissen möchtest, wenn du mit ihm sprichst.«
    »Das ist nicht fair, Adrian«, protestierte ich. »Ich treffe ihn doch noch heute abend.«
    »Stimmt. Bist du fertig? Gut. Dann wollen wir dich mal nach Rosehill bringen, damit du dich einrichten kannst.«
    »Ratte«, beschimpfte ich ihn und versuchte, ernst zu bleiben.
    Zehn Minuten später, als ich in seinem Wagen saß und wir vom Hafen aus ins Landesinnere fuhren, versuchte ich es noch einmal. »Du könntest mir wenigstens verraten«, sagte ich betont ruhig, »was mit dem Job nicht stimmt.«
    »Mit dem Job nicht stimmt?« Er warf mir einen schnellen Blick von der Seite zu. »Mit dem Job stimmt alles. Er bietet großartige Möglichkeiten und eine Menge Vergünstigungen – Quinnell ist unverschämt reich und seine Bezahlung fast schon obszön. Obendrein erhältst du freie Kost und Logis, bezahlten Urlaub, Reisekostenerstattung … es ist eine phantastische Stelle.«
    »Ganz sicher?«
    »Gott, ja. Sonst hätte ich dich doch nicht hierhergelockt, oder?« Wieder dieser kurze Blick aus dem Augenwinkel. »Woher auf einmal dieser Mangel an Vertrauen?«
    Ich zuckte die Achseln. »Dein Mister Fortune hat so eine Bemerkung fallenlassen.«
    »Ach ja?«
    »Er war sicher, daß ich die Stelle angeboten bekomme«, erklärte ich. »Aber er war sich weniger sicher, ob ich sie auch annehmen würde.«
    Adrian schien dies nachdenklich zu verdauen. Wir waren jetzt ein ganzes Stück außerhalb des Städtchens, und die Straße war dunkel, so daß ich seine Augen nicht sehen konnte. »Ich vermute«, sagte er schließlich, »daß er damit auf Quinnell selbst angespielt hat. Und darauf, wie du reagieren könntest.«
    »Auf was reagieren?«
    »Auf Quinnell.«
    Ich seufzte entnervt. »Adrian …«
    »Peter Quinnell«, sagte er, »ist ein faszinierender alter Herr – belesen, intelligent, eine außergewöhnliche Persönlichkeit.« Er wandte mir sein Gesicht zu, so daß ich sein beinahe entschuldigendes Lächeln sehen konnte. »Aber ich fürchte, er ist auch ganz schön verrückt.«

II
     
    »Wie bitte?«
    »Darling, du kannst manchmal wirklich wie eine strenge viktorianische Dame aussehen«, war Adrians Antwort. Er grinste breit. »Dieser Blick … aber es ist nicht, wie du denkst. Er ist kein Wahnsinniger von der mordlustigen Sorte, die einem auf der Hintertreppe auflauert.«
    Ich bemühte mich um eine gelassene Haltung. »Zu

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