Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)
geleistet haben. Ich habe ein gutes Gefühl bei dieser neuen Stelle, an der wir gerade zu graben beginnen.«
Ungläubig blickte ich zwischen seinem Gesicht und dem Mann am Boden hin und her. »Aber … ich meine, wir können ihn doch nicht einfach hier …«
»Warum denn nicht? Ich bin sicher, er ist schon an viel unkomfortableren Orten zu Boden gegangen.«
»Wir sollten wenigstens Jeannie Bescheid sagen.«
Peter zögerte, als er die Entschlossenheit in meinem Gesicht sah, seufzte dann und hob die Schultern zu einem Achselzucken, das deutlich ausdrückte, für wie unvernünftig er mich hielt. »Na schön, wenn Sie darauf bestehen, werde ich Jeannie informieren, daß ihr Mann hier oben liegt, und sie entscheiden lassen, was zu tun ist. Aber dann«, sagte er fest, »müssen Sie wirklich kommen und sich ansehen, wie weit wir gekommen sind.«
Als er ging, trat David an meine Seite, und wir sahen gemeinsam zu, wie Peter zum Haus hinunterschlenderte. »Er ist schon ein unglaublicher Kerl.«
Ich murmelte eine vage Antwort, worauf David sich zu mir herunterbeugte und mir forschend ins Gesicht sah. »Alles in Ordnung?«
»Mir geht es gut. Es ist nur …« Ich rieb mir die Arme, um sie zu wärmen, und deutete mit dem Kopf auf den Mann zu meinen Füßen. »Er hat auch das zweite Gesicht, wußtest du das?«
»Was?«
»Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, schätze ich.« Der Schock hatte mich ein bißchen hysterisch gemacht, ich konnte es an meiner Stimme hören.
David sah mich einen Moment lang ernst an und entschied sich dann für barsche Vernunft. »Blödsinn.«
»Es stimmt. Er hat sogar gesagt …«
»Wenn unser lieber Brian das zweite Gesicht hätte«, argumentierte David, »würde er mehr Glück mit seinen Lottozahlen haben. Und würde sich wohl kaum von einem Geist zu Boden schlagen lassen.«
Ich sah immer noch auf die Gestalt am Boden und schlang die Arme fester um mich, während ich darüber nachdachte. » Kann ein Geist denn wirklich jemanden schlagen, was glaubst du?«
David lachte. »Was zum Teufel fragst du mich? Ich bin kein Experte auf diesem Gebiet.«
»Ich hätte nur nie geglaubt, daß ein Geist einen Menschen überhaupt berühren könnte, das ist alles.«
»Tja, aber offenbar … Er beendete den Satz nicht, da der Rest sich von selbst verstand. »Ich erinnere mich an eine Sendung, die ich mal im Fernsehen gesehen habe – über einen Geist in irgendeinem herrschaftlichen Haus in Südengland, der angeblich einer Frau ins Gesicht geschlagen hatte. Hat einen kräftigen, blutigen Striemen hinterlassen, falls dich das beruhigt.«
Aber meine Gedanken waren schon mit etwas anderem beschäftigt. Mit tonloser Stimme sagte ich: »Er folgt mir.«
David zog die Stirn in Falten. »Wer, Brian?«
»Der Wächter. Robbie sagt, er folgt mir manchmal und versucht, mit mir zu sprechen.«
Nach einem erneuten ernsten Blick in mein Gesicht lächelte David und legte beruhigend seine Hände auf meine Schultern. »Also, ich würde mir keine Sorgen machen. Er hat sich nur in dein hübsches Gesicht verguckt.«
»Jeannie denkt, daß es meine Haare sind, die ihm gefallen.«
»Auch möglich.« Die blauen Augen sahen mich aus einem Kranz von Lachfältchen voll Wärme an. »Wie dem auch sei, er will dir bestimmt keinen Schaden zufügen. Der arme Brian ist der beste Beweis dafür.«
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich auf einmal, als wäre ihm ein neuer Gedanke gekommen, und noch ehe mir seine Absicht klarwerden konnte, wurde der Griff seiner Hände um meine Schultern fester, und er beugte sich rasch zu mir herab.
Wenn der erste Kuß ein Vorbote für Zukünftiges ist, dachte ich, war ich in ernsthaften Schwierigkeiten. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals einen solchen ersten Kuß bekommen zu haben. Er hatte nichts Suchendes oder Zögerliches, er war fest und tief und brachte das Blut in meinen Ohren zum Rauschen. Seltsamerweise schien er meinem Körper auch jegliche Energie zu entziehen, denn als David mich wieder losließ, hatte ich große Mühe, mich aufrecht zu halten. Es fiel mir schwer, wieder klar zu sehen und regelmäßig zu atmen, und obwohl ich versuchte, meinem Gesicht nichts anmerken zu lassen, verriet mich meine zitternde Stimme. »David, wirklich …«
»Was?«
»Du suchst dir wirklich immer den richtigen Moment aus. Ich meine, wir stehen praktisch auf einem Betrunkenen, und meine Studentinnen arbeiten gleich um die Ecke, und Peter könnte jeden Augenblick zurückkommen …«
»Es war nur
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