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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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geradewegs über Adrian hinweg auf meine Knie, wo sie sich mit einem verärgerten Plumps niederließ.
    Adrian sah übertrieben deutlich von meinem Gesicht auf die Katze und bemerkte: »Ich weiß nicht, wer von euch beiden hier müder aussieht.« Ich hatte den Eindruck, daß er mit dem Kommentar etwas bezwecken wollte, und als Quinnell daraufhin in pflichtbewußt-besorgtem Ton »oh, natürlich« murmelte, erhärtete sich mein Verdacht. Adrian versuchte auf seine geschickt manipulierende Art, das Zusammensein zu beenden.
    Zweifellos hatte er aufregendere Pläne für diesen Abend gehabt, und da Quinnell offenbar geneigt war, noch stundenlang weiterzuplaudern, hatte Adrian kühn entschlossen eingegriffen.
    Ich schenkte ihm ein unschuldiges Lächeln. »Ich bin kein bißchen müde.«
    Unverzagt versuchte er eine neue Taktik. »Du willst doch sicher für dein Vorstellungsgespräch morgen gut ausgeschlafen sein, oder?«
    Quinnell schien diese Bemerkung zu schockieren. »Mein lieber Junge«, unterbrach er Adrian mit hochgezogenen Augenbrauen, »es wird kein Vorstellungsgespräch geben. Meine Güte, nein. Nein«, wiederholte er mit Nachdruck, als ich ihn erstaunt ansah, »die Stelle gehört Ihnen, wenn Sie sie möchten. Aber ich nehme an, daß Sie sich noch ein, zwei Tage umsehen und die Sache überdenken wollen. Sie können mir Ihre Antwort am Wochenende geben, einverstanden?«
    Ich habe die Stelle, dachte ich fassungslos. Ein legendäres Schlachtfeld und ein gutes, regelmäßiges Einkommen dazu. Ich wußte bereits, wie meine Antwort lauten würde, aber ich versuchte trotzdem, professionell zu reagieren. »In Ordnung«, sagte ich und nickte.
    »Gut. Und nun werde ich Ihnen Ihr Zimmer zeigen. Es war furchtbar höflich von Ihnen, hier zu sitzen und mir zuzuhören, aber ich bin sicher, Sie sind rechtschaffen müde von der langen Reise.«
    »Ich bringe sie nach oben«, erbot sich Adrian.
    »O nein, das werden Sie nicht«, sagte Quinnell mit fester Stimme. »Ich wäre ein gewissenloser Schuft, wenn ich eine Dame Ihren Fängen überlassen würde, selbst eine, die sich mit Ihren Casanovamethoden auskennt. Nein, Sie können ihr jetzt gute Nacht sagen, und ich werde sie hinaufbringen, wenn sie soweit ist.«
    Ein paar Minuten darauf grinste Adrian immer noch, als er in der Vorhalle seinen Mantel überzog und meine Wange mit einem keuschen Kuß streifte. »Also«, murmelte er mit einem schnellen Blick über meine Schulter auf Quinnell, der in der großen Eingangshalle wartete, »was hältst du von ihm?«
    »Ich finde ihn ganz wunderbar.«
    »Das freut mich. Verity …«
    »Ja?«
    »Nichts.« Er warf seinen dunklen Schopf zurück und schloß den untersten Knopf seines Mantels. »Schon gut. Ich sehe dich dann morgen früh.«
    Ich wartete, bis er gegangen war, und folgte dann Peter Quinnell durch die Halle zu einer gewundenen Steintreppe, die hinauf in den ersten Stock führte. Meine Schritte waren etwas schleppend auf den harten Stufen, und ich merkte, daß ich wirklich müde war. Als Quinnell mir das Badezimmer zeigte und mir die sanitären Anlagen erklärte, mußte ich dauernd ein Gähnen unterdrücken. Und obwohl seine Enkelin sich bestimmt große Mühe gegeben hatte, die passenden Vorhänge zu finden, galt mein Blick doch nur den beiden identischen, altmodisch schweren Betten, als sich schließlich die Tür zu einem geräumigen Schlafzimmer öffnete.
    Quinnell hielt sich noch ein paar Minuten damit auf, mir alles zu zeigen, Schubladen und Schranktüren zu öffnen und sich davon zu überzeugen, daß ich alles hatte, was ich für die Nacht brauchte, bevor er sich mit einem letzten galanten Lächeln zurückzog und mich allein ließ.
    Das heißt, nicht ganz allein.
    Eine der Katzen war mit uns hinaufgekommen, und als ich aus dem Bad zurückkam, entdeckte ich sie auf der Fensterbank, wo sie mit zuckendem langem Schwanz wie gebannt in die kohlrabenschwarze Nacht hinausstarrte. Es war der große schwarze Kater, nicht die zierliche graue Katze, die vorhin auf meinem Schoß geschlafen hatte. Die graue hieß Charlie, erinnerte ich mich, aber wie war doch gleich der Name des Katers? Irgendwas Irisches, überlegte ich. Mickey? Mooney? »Murphy«, sagte ich schließlich befriedigt, und der Kater drehte mir zur Antwort ein Ohr zu.
    »Du magst dieses Fenster wohl, Murphy? Was siehst du denn dort draußen?«
    Ich selbst konnte nur mein Spiegelbild und das der Katze sehen, bevor ich die Lampe ausschaltete. Auch dann war nichts Ungewöhnliches zu

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