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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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gewesen waren, darüber zu sprechen.
    Die wenigen Überlebenden – ein armseliges, versprengtes Häuflein, das man durch vereinzelte zerfallene Grabsteine in den entferntesten Winkeln des untergegangenen Reiches identifiziert hatte, – hatten ihr Geheimnis gut bewahrt. So gut, daß das endgültige Schicksal der Legio IX Hispana mit ihren mehreren tausend Mann sich den Historikern fast zweitausend Jahre später immer noch entzog wie ein Geist in den Nebeln einer öden Moorlandschaft.
    Ich sah Peter Quinnell zweifelnd an und räusperte mich. »Die Hispana ? Sind Sie sicher?«
    »O ja. Ziemlich sicher. Adrian kann Ihnen die Ergebnisse seiner ersten Bodenuntersuchung zeigen, nicht wahr, mein Junge?«
    »Wie?« Adrian, der gerade mit unseren Drinks zur Tür hereinkam, blickte fragend vom einen zum anderen.
    »Ihre Radaruntersuchung«, erklärte Quinnell, »unten in der Südwestecke.«
    »Ach so.« Adrian warf mir einen forschenden Blick zu und versuchte, meine Reaktion einzuschätzen. »Sie haben es ihr also erzählt.«
    »Selbstverständlich. Unverzeihlich von Ihnen, sie so lange im dunkeln darüber zu lassen. Ich habe gerade gesagt, daß Sie ihr zeigen könnten, was Sie gefunden haben.«
    »Sicher«, sagte Adrian. »Es ist alles im Computer gespeichert. Ich zeige es dir morgen«, versprach er und drückte mir ein Glas in die Hand.
    Er mußte gewußt haben, daß ich von der Hispana hören würde, während er nicht im Zimmer war – er hatte mir einen doppelten Martini Cocktail gemixt. Ich lehnte mich auf dem Sofa zurück, nahm einen langen Schluck des kalten Gins mit wenig Wermut und fragte Peter Quinnell: »Sie haben also ein Labor aufgebaut, hier an der Ausgrabungsstätte?«
    »Ja. Ich habe die alten Ställe hinter dem Haus umfunktionieren lassen. Sie bieten eine Menge Platz.«
    »Es wird dich umhauen«, warnte mich Adrian. »Es gibt nicht nur ein Mikroskop, sondern zwei, und eine Computeranlage – so etwas habe ich auf einer Feldausgrabung noch nie gesehen.«
    Quinnell schielte kurz zu Adrian hinüber, und wieder erhaschte ich dieses wache Aufblitzen in dem nachsichtigen Blick des alten Mannes. Er wußte genau, womit man Adrian köderte, dachte ich – mit klingender Münze, dem Geruch des Geldes, der Aussicht auf eine gute Position und hervorragenden Arbeitsbedingungen. »Nun ja«, sagte er mit milder Stimme, »ich habe ein Faible für diese technischen Spielereien. Jetzt setzen Sie sich aber, mein Junge, ich bekomme ihretwegen noch einen steifen Hals. Und achten Sie auf die Katze«, fügte er hinzu, als Adrian sich beinahe auf dem immer noch schlafenden grauen Kätzchen niederließ. Ich rückte ein Stück zur Seite, um ihm mehr Platz auf dem Sofa zu machen.
    »Dir ist hoffentlich klar«, informierte mich Adrian, »daß wir dich jetzt erschießen müssen, falls du unserem kleinen Team nicht beitreten willst. Wir können nicht riskieren, daß du unser Geheimnis ausplauderst.«
    Sie hatten das Geheimnis bisher erstaunlich gut für sich behalten, dachte ich, und äußerte den Gedanken laut. »Ich habe in London noch nicht einmal die Andeutung eines Gerüchts gehört, und ich kann mich nicht erinnern, irgend etwas in den Fachzeitschriften gelesen zu haben.«
    »Die Fachzeitschriften, meine Liebe, zeigen ein einzigartiges Desinteresse, was meine Ausgrabungen betrifft.« Peter Quinnell kraulte lächelnd die Ohren des schwarzen Katers. »Vor vierzig Jahren fanden sie meine Theorien höchst faszinierend, aber jetzt ignorieren mich die meisten meiner Kollegen. Die wenigen, die meine Überzeugungen teilten, sind tot, und die Jüngeren, fürchte ich, sind allesamt Sklaven der modernen Wissenschaftsgläubigkeit. Es gibt keinen Platz für Intuition in ihren Büchern, keinen Platz für Ahnungen oder so etwas wie einen sechsten Sinn.« Sein träger Blick vergab meiner jugendlichen Unwissenheit, und er prostete mit seinem Wodkaglas in meine Richtung. »Heutzutage werde ich als eine Art erfolgloser Schliemann angesehen, der Märchen und Träumen hinterherjagt. Nur daß Schliemann wenigstens seinen Homer hatte, während ich gar nichts habe.« Er schwieg und nahm einen Schluck, sein Kinn senkte sich nachdenklich auf seine Brust. »Nein, das stimmt nicht ganz«, sagte er schließlich. »Ich habe immerhin Robbie.«
    Adrian streifte mich mit einem warnenden Blick und lehnte sich gegen das Rückenpolster des Sofas, wobei er beinahe die dösende Katze zerquetschte. Ungehalten erhob sich die kleine Graue, streckte sich und marschierte

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