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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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weg.«
    »Oh.«
    »Was heißt ›solway‹ denn nun?«
    »Nun, ich glaube, er sagt salve , Robbie«, antwortete ich und buchstabierte ihm das Wort. »Das lateinische v wird ungefähr wie unser w ausgesprochen. Und salve heißt soviel wie ›guten Tag‹ oder ›hallo‹, es ist eine Begrüßung.«
    »Also sagt er nur hallo zu mir?«
    »Genau.« Es hatte keinen Zweck, Robbie zu sagen, er solle auch mit salve antworten, da er nicht verstehen würde, was der Wächter sonst noch sagen würde. Schade, daß ich den Geist nicht selbst sehen konnte, dachte ich – es wäre sicher eine hochinteressante Erfahrung, sich mit einem römischen Legionär zu unterhalten …
    »Was ist?« fragte Jeannie und beobachtete mein Gesicht.
    Ich sah auf. »Ach, nichts. Ich habe nur so vor mich hin gegrübelt.«
    Kip gähnte unter meinem Stuhl, und Jeannie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Och, es ist schon fast elf. Robbie, iß auf und mach dich fertig, sonst kommst du wieder zu spät zur Klavierstunde.«
    Er zog eine Grimasse, glitt von seinem Stuhl und trottete den Flur entlang zu seinem Zimmer, während ich meinen kalt gewordenen Tee austrank. »Vielleicht könntest du mich mitnehmen, wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Was, nach Eyemouth? Aber natürlich.«
    »Nur bis zum Ship Hotel, wenn das kein Umweg ist.«
    »Oh, zum Ship Hotel?«
    Ich nickte, zu sehr mit meinen Gedanken beschäftigt, um ihrem plötzlichen Interesse weiter Beachtung zu schenken. »Ich will David möglichst noch erwischen, ehe er irgendwohin geht. Ich habe ihm einen Vorschlag zu machen.«
    »Da wird er sich aber freuen«, sagte Jeannie mit unbewegtem Gesicht, aber ihre dunklen Augen funkelten belustigt, als sie aufstand, um das Teegeschirr wegzuräumen.
    »Ja«, murmelte ich geistesabwesend, immer noch in Gedanken. »Ja, er könnte ihm gefallen.«

XVII
     
    Es war schwer, an seinem Gesichtsausdruck abzulesen, was er dachte. Hinter diesem verteufelt gleichmütigen schottischen Gesicht konnte sich alles mögliche verbergen.
    Nach einem langen Schluck von seinem frisch gezapften Bier lehnte er sich zurück und streckte gelassen einen Arm über die Lehne der gepolsterten Sitzbank aus. Seine Gestalt wirkte fast zu riesig und zu mächtig für diese kleine Ecke des in Rosarot und hellem Holz gehaltenen Speiseraums. In der Bar wäre er mehr in seinem Element gewesen, hätte ich wetten mögen, aber die Gesprächsfetzen, die durch die gläserne Zwischentür zu uns hereindrangen, klangen nach rauher, bierseliger Männerunterhaltung, und David Fortune war zu sehr Kavalier, um mich dort hineinzubitten.
    Er war tatsächlich zuerst in der Bar gewesen, als ich das »Ship« betreten hatte, aber auf ein Wort von der munteren Kellnerin hin war er herübergekommen, einen Teller mit einer halb aufgegessenen Portion Wurstkasserolle in der einen und ein Pint Dunkelbier in der anderen Hand. Er schien beinahe erfreut, mich zu sehen. Aber das war natürlich, bevor ich begonnen hatte, ihm von meinem Vorschlag zu erzählen.
    Jetzt zeigte seine Miene nichts außer einer unbestimmten Nachdenklichkeit. Ich rutschte auf meinem Stuhl hin und her und lächelte ihn ein wenig gezwungen an.
    »Sie halten es für eine blöde Idee.«
    »Nicht blöder als manche andere.« Er sprach langsam und gemessen. »Nein, ich bin nur erstaunt, daß Sie auf so etwas gekommen sind, das ist alles. Ich dachte, Sie glauben nicht an Geister.«
    »Tat ich auch … tue ich eigentlich auch nicht.« Ich zog die Stirn in Falten. »Nicht an alle Geister, jedenfalls. Nur an diesen.«
    »Robbies Wächter.«
    »Ja.«
    »Weil Robbie ihn sieht?«
    »Ja.«
    »Verstehe.« Er nahm wieder einen langen Zug von seinem Bier und sah mich dann forschend an. »Und Sie meinen also, wir sollten versuchen, ihm Fragen zu stellen.«
    »Na ja, wir wissen, daß er redet«, argumentierte ich, »und wir wissen, daß Robbie ihn hören kann. Ich nehme an, daß der Geist Robbie ebenfalls hören kann, aber dafür haben wir natürlich noch keinen Beweis, weil sie verschiedene Sprachen sprechen. Aber ich glaube«, sagte ich und setzte mein Glas mit Nachdruck auf dem Tisch ab, »ich glaube wirklich, daß es einen Versuch wert ist.«
    »Und warum glauben Sie das?«
    »Wegen Peter. Er redet schon davon, die ganze Ausgrabung hinzuschmeißen, wußten Sie das?«
    »Ja«, antwortete er schlicht und ohne Überraschung. »Es wäre nicht das erste Mal für ihn. Er jagt der Neunten schon so lange hinterher, länger als ich lebe, und er verschwendet keine Zeit auf

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